Schiller, Friedrich: Dom Karlos, Infant von Spanien. Leipzig, 1787.Dritter Akt. Verschiebt es nicht. Schon lange les' ich esin diesem unglückbringenden Gesichte, Heraus damit! Sei's was es wolle! Laßt nicht länger mich auf dieser Folter beben. Was glaubt das Volk? Domingo. Noch einmal, Sire: das Volk kann irren -- und es irrt gewiß. Was es behauptet, darf den König nicht erschüttern -- nur -- daß es so weit schon sich wagen durfte, dergleichen zu behaupten -- König. Was? Muß ich so lang' um einen Tropfen Gift Euch bitten? Domingo. Das Volk denkt an den Monat noch zurücke, der Eure königliche Majestät dem Tode nahe brachte -- -- Dreißig Wo- chen nach diesem lies't es von der glücklichen Entbindung -- Der König steht auf und zieht die Glocke. Herzog vo[n] Alba tritt herein. Domingo betroffen: Ich erstaune, Sire -- Dritter Akt. Verſchiebt es nicht. Schon lange leſ’ ich esin dieſem unglückbringenden Geſichte, Heraus damit! Sei’s was es wolle! Laßt nicht länger mich auf dieſer Folter beben. Was glaubt das Volk? Domingo. Noch einmal, Sire: das Volk kann irren — und es irrt gewiß. Was es behauptet, darf den König nicht erſchüttern — nur — daß es ſo weit ſchon ſich wagen durfte, dergleichen zu behaupten — König. Was? Muß ich ſo lang’ um einen Tropfen Gift Euch bitten? Domingo. Das Volk denkt an den Monat noch zurücke, der Eure königliche Majeſtät dem Tode nahe brachte — — Dreißig Wo- chen nach dieſem lieſ’t es von der glücklichen Entbindung — Der König ſteht auf und zieht die Glocke. Herzog vo[n] Alba tritt herein. Domingo betroffen: Ich erſtaune, Sire — <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#KOENIG"> <p><pb facs="#f0249" n="237"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Dritter Akt</hi>.</fw><lb/> Verſchiebt es nicht. Schon lange leſ’ ich es<lb/> in dieſem unglückbringenden Geſichte,<lb/> Heraus damit! Sei’s was es wolle! Laßt<lb/> nicht länger mich auf dieſer Folter beben.<lb/> Was glaubt das Volk?</p> </sp><lb/> <sp who="#DOMI"> <speaker><hi rendition="#g">Domingo</hi>.</speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Noch einmal, Sire: das Volk</hi><lb/> kann irren — und es irrt gewiß. Was es<lb/> behauptet, darf den König nicht erſchüttern —<lb/> nur — <hi rendition="#g">daß</hi> es ſo weit ſchon ſich wagen durfte,<lb/> dergleichen zu behaupten —</p> </sp><lb/> <sp who="#KOENIG"> <speaker><hi rendition="#g">König</hi>.</speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Was? Muß ich</hi><lb/> ſo lang’ um einen Tropfen Gift Euch bitten?</p> </sp><lb/> <sp who="#DOMI"> <speaker><hi rendition="#g">Domingo</hi>.</speaker><lb/> <p>Das Volk denkt an den Monat noch zurücke,<lb/> der Eure königliche Majeſtät<lb/> dem Tode nahe brachte — — Dreißig Wo-<lb/> chen<lb/> nach dieſem lieſ’t es von der glücklichen<lb/> Entbindung —</p><lb/> <stage>Der König ſteht auf und zieht die Glocke. Herzog vo<supplied>n</supplied><lb/> Alba tritt herein. Domingo betroffen:</stage><lb/> <p> <hi rendition="#et">Ich erſtaune, Sire —</hi> </p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [237/0249]
Dritter Akt.
Verſchiebt es nicht. Schon lange leſ’ ich es
in dieſem unglückbringenden Geſichte,
Heraus damit! Sei’s was es wolle! Laßt
nicht länger mich auf dieſer Folter beben.
Was glaubt das Volk?
Domingo.
Noch einmal, Sire: das Volk
kann irren — und es irrt gewiß. Was es
behauptet, darf den König nicht erſchüttern —
nur — daß es ſo weit ſchon ſich wagen durfte,
dergleichen zu behaupten —
König.
Was? Muß ich
ſo lang’ um einen Tropfen Gift Euch bitten?
Domingo.
Das Volk denkt an den Monat noch zurücke,
der Eure königliche Majeſtät
dem Tode nahe brachte — — Dreißig Wo-
chen
nach dieſem lieſ’t es von der glücklichen
Entbindung —
Der König ſteht auf und zieht die Glocke. Herzog von
Alba tritt herein. Domingo betroffen:
Ich erſtaune, Sire —
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