Schiller, Friedrich: Dom Karlos, Infant von Spanien. Leipzig, 1787.Zweiter Akt. vor dem erhabnen Schreckbild dieser Tugend.Ein höh'res Wesen ragt sie neben mir, in ihrem Glanz erlösch' ich. Ihrer Schönheit mißgönnt' ich diese hohe Ruhe, frei von jeder Wallung sterblicher Naturen. Und diese Ruhe war nur Schein? Sie hätte an beiden Tafeln schwelgen wollen? hätte der Tugend ganze Glorie zu kosten und doch zugleich des Lasters heimliche Entzückungen zu naschen sich erdreistet? Das durfte sie? Das sollte ungerochen der Gauklerinn gelungen sein, gelungen, weil sich kein Rächer meldet? -- Nein bei Gott! Ich betete sie an -- -- Das fordert Rache! Der König wisse den Betrug ... Der König? Nach einigem Besinnen. Ja recht -- das ist ein Weg zu seinem Ohre. Sie zieht an der Glocke. Zweiter Akt. vor dem erhabnen Schreckbild dieſer Tugend.Ein höh’res Weſen ragt ſie neben mir, in ihrem Glanz erlöſch’ ich. Ihrer Schönheit mißgönnt’ ich dieſe hohe Ruhe, frei von jeder Wallung ſterblicher Naturen. Und dieſe Ruhe war nur Schein? Sie hätte an beiden Tafeln ſchwelgen wollen? hätte der Tugend ganze Glorie zu koſten und doch zugleich des Laſters heimliche Entzückungen zu naſchen ſich erdreiſtet? Das durfte ſie? Das ſollte ungerochen der Gauklerinn gelungen ſein, gelungen, weil ſich kein Rächer meldet? — Nein bei Gott! Ich betete ſie an — — Das fordert Rache! Der König wiſſe den Betrug … Der König? Nach einigem Beſinnen. Ja recht — das iſt ein Weg zu ſeinem Ohre. Sie zieht an der Glocke. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0175" n="165"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweiter Akt.</hi></fw><lb/> vor dem erhabnen Schreckbild dieſer Tugend.<lb/> Ein höh’res Weſen ragt ſie neben mir,<lb/> in ihrem Glanz erlöſch’ ich. Ihrer Schönheit<lb/> mißgönnt’ ich dieſe hohe Ruhe, frei<lb/> von jeder Wallung ſterblicher Naturen.<lb/> Und dieſe Ruhe war nur Schein? Sie hätte<lb/> an beiden Tafeln ſchwelgen wollen? hätte<lb/> der Tugend ganze Glorie zu koſten<lb/> und doch zugleich des Laſters heimliche<lb/> Entzückungen zu naſchen ſich erdreiſtet?<lb/> Das durfte ſie? Das ſollte ungerochen<lb/> der Gauklerinn gelungen ſein, gelungen,<lb/> weil ſich kein Rächer meldet? — Nein bei<lb/> Gott!<lb/> Ich betete ſie an — — Das fordert Rache!<lb/> Der König wiſſe den Betrug … Der König?</p><lb/> <stage>Nach einigem Beſinnen.</stage><lb/> <p>Ja recht — das iſt ein Weg zu ſeinem Ohre.</p><lb/> <stage>Sie zieht an der Glocke.</stage> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [165/0175]
Zweiter Akt.
vor dem erhabnen Schreckbild dieſer Tugend.
Ein höh’res Weſen ragt ſie neben mir,
in ihrem Glanz erlöſch’ ich. Ihrer Schönheit
mißgönnt’ ich dieſe hohe Ruhe, frei
von jeder Wallung ſterblicher Naturen.
Und dieſe Ruhe war nur Schein? Sie hätte
an beiden Tafeln ſchwelgen wollen? hätte
der Tugend ganze Glorie zu koſten
und doch zugleich des Laſters heimliche
Entzückungen zu naſchen ſich erdreiſtet?
Das durfte ſie? Das ſollte ungerochen
der Gauklerinn gelungen ſein, gelungen,
weil ſich kein Rächer meldet? — Nein bei
Gott!
Ich betete ſie an — — Das fordert Rache!
Der König wiſſe den Betrug … Der König?
Nach einigem Beſinnen.
Ja recht — das iſt ein Weg zu ſeinem Ohre.
Sie zieht an der Glocke.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |