Wie reich ist sie -- Prinz, diese Hand hat noch zwei kostbare Geschenke zu vergeben -- ein Diadem und Karlos Herz -- und beides vielleicht an Eine Sterbliche? -- An Eine? Ein großes göttliches Geschenk! -- Beinahe für Eine Sterbliche zu groß! -- Wie Prinz? wenn Sie zu einer Theilung Sich entschlössen? Die Königinnen lieben schlecht -- ein Weib, das lieben kann, versteht sich schlecht auf Kro- nen: drum besser, Prinz, Sie theilen, und gleich jetzt, gleich jetzt -- Wie? Oder hätten Sie wohl schon? Sie hätten wirklich? O dann um so besser! Und kenn' ich diese Glückliche?
Karlos. Du sollst. Dir Mädchen, Dir entdeck' ich mich -- Der Unschuld, der lautern, unentheiligten Natur entdeck' ich mich. An diesem Hof bist Du die Würdigste, die Einzige, die Erste, die meine Seele ganz versteht -- Ja denn! Ich läugn' es nicht -- ich liebe --
Dom Karlos.
Wie reich iſt ſie — Prinz, dieſe Hand hat noch zwei koſtbare Geſchenke zu vergeben — ein Diadem und Karlos Herz — und beides vielleicht an Eine Sterbliche? — An Eine? Ein großes göttliches Geſchenk! — Beinahe für Eine Sterbliche zu groß! — Wie Prinz? wenn Sie zu einer Theilung Sich entſchlöſſen? Die Königinnen lieben ſchlecht — ein Weib, das lieben kann, verſteht ſich ſchlecht auf Kro- nen: drum beſſer, Prinz, Sie theilen, und gleich jetzt, gleich jetzt — Wie? Oder hätten Sie wohl ſchon? Sie hätten wirklich? O dann um ſo beſſer! Und kenn’ ich dieſe Glückliche?
Karlos. Du ſollſt. Dir Mädchen, Dir entdeck’ ich mich — Der Unſchuld, der lautern, unentheiligten Natur entdeck’ ich mich. An dieſem Hof biſt Du die Würdigſte, die Einzige, die Erſte, die meine Seele ganz verſteht — Ja denn! Ich läugn’ es nicht — ich liebe —
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Dom Karlos.
Wie reich iſt ſie — Prinz, dieſe Hand hat noch
zwei koſtbare Geſchenke zu vergeben —
ein Diadem und Karlos Herz — und beides
vielleicht an Eine Sterbliche? — An Eine?
Ein großes göttliches Geſchenk! — Beinahe
für Eine Sterbliche zu groß! — Wie Prinz?
wenn Sie zu einer Theilung Sich entſchlöſſen?
Die Königinnen lieben ſchlecht — ein Weib,
das lieben kann, verſteht ſich ſchlecht auf Kro-
nen:
drum beſſer, Prinz, Sie theilen, und gleich
jetzt,
gleich jetzt — Wie? Oder hätten Sie wohl
ſchon?
Sie hätten wirklich? O dann um ſo beſſer!
Und kenn’ ich dieſe Glückliche?
Karlos.
Du ſollſt.
Dir Mädchen, Dir entdeck’ ich mich — Der
Unſchuld,
der lautern, unentheiligten Natur
entdeck’ ich mich. An dieſem Hof biſt Du
die Würdigſte, die Einzige, die Erſte,
die meine Seele ganz verſteht — Ja denn!
Ich läugn’ es nicht — ich liebe —
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Schiller, Friedrich: Dom Karlos, Infant von Spanien. Leipzig, 1787, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_domkarlos_1787/166>, abgerufen am 15.08.2024.
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