Schiller, Friedrich: Dom Karlos, Infant von Spanien. Leipzig, 1787.Zweiter Akt. Philipp. Und Schrecken bändigt die Empörung nur, Erbarmung hieße Wahnsinn -- Deine Seele ist weich, mein Sohn, der Herzog wird ge- fürchtet -- -- Steh ab von Deiner Bitte. Karlos. Schicken Sie mich mit dem Heer nach Flandern, wagen Sie's auf meine weiche Seele. Schon der Name des königlichen Sohnes, der voraus vor meinen Fahnen fliegen wird, erobert, wo Herzog Alba's Henker nur verheeren. Auf meinen Knieen bitt' ich drum. Es ist die erste Bitte meines Lebens -- Vater, vertrauen Sie mir Flandern -- Philipp nach einer langen Pause, unter welcher er den Infan- ten mit einem durchdringenden Blick betrachtet. Und zugleich mein bestes Kriegsheer Deiner Herrschbe- gierde? Das Messer meinem Mörder? Zweiter Akt. Philipp. Und Schrecken bändigt die Empörung nur, Erbarmung hieße Wahnſinn — Deine Seele iſt weich, mein Sohn, der Herzog wird ge- fürchtet — — Steh ab von Deiner Bitte. Karlos. Schicken Sie mich mit dem Heer nach Flandern, wagen Sie’s auf meine weiche Seele. Schon der Name des königlichen Sohnes, der voraus vor meinen Fahnen fliegen wird, erobert, wo Herzog Alba’s Henker nur verheeren. Auf meinen Knieen bitt’ ich drum. Es iſt die erſte Bitte meines Lebens — Vater, vertrauen Sie mir Flandern — Philipp nach einer langen Pauſe, unter welcher er den Infan- ten mit einem durchdringenden Blick betrachtet. Und zugleich mein beſtes Kriegsheer Deiner Herrſchbe- gierde? Das Meſſer meinem Mörder? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0105" n="95"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweiter Akt</hi>.</fw><lb/> <sp who="#KOENIG"> <speaker><hi rendition="#g">Philipp</hi>.</speaker><lb/> <p>Und Schrecken bändigt die Empörung nur,<lb/> Erbarmung hieße Wahnſinn — Deine Seele<lb/> iſt weich, mein Sohn, der Herzog wird ge-<lb/> fürchtet — —</p><lb/> <p>Steh ab von Deiner Bitte.</p> </sp><lb/> <sp who="#KAR"> <speaker><hi rendition="#g">Karlos</hi>.</speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Schicken Sie</hi><lb/> mich mit dem Heer nach Flandern, wagen<lb/> Sie’s<lb/> auf meine weiche Seele. Schon der Name<lb/> des königlichen Sohnes, der voraus<lb/> vor meinen Fahnen fliegen wird, erobert,<lb/> wo Herzog Alba’s Henker nur verheeren.<lb/> Auf meinen Knieen bitt’ ich drum. Es iſt<lb/> die erſte Bitte meines Lebens — Vater,<lb/> vertrauen Sie mir Flandern —</p> </sp><lb/> <sp who="#KOENIG"> <speaker> <hi rendition="#g">Philipp</hi> </speaker><lb/> <stage>nach einer langen Pauſe, unter welcher er den Infan-<lb/> ten mit einem durchdringenden Blick betrachtet.</stage><lb/> <p><hi rendition="#et">Und zugleich</hi><lb/> mein beſtes Kriegsheer Deiner Herrſchbe-<lb/> gierde?</p><lb/> <p>Das Meſſer meinem Mörder?</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [95/0105]
Zweiter Akt.
Philipp.
Und Schrecken bändigt die Empörung nur,
Erbarmung hieße Wahnſinn — Deine Seele
iſt weich, mein Sohn, der Herzog wird ge-
fürchtet — —
Steh ab von Deiner Bitte.
Karlos.
Schicken Sie
mich mit dem Heer nach Flandern, wagen
Sie’s
auf meine weiche Seele. Schon der Name
des königlichen Sohnes, der voraus
vor meinen Fahnen fliegen wird, erobert,
wo Herzog Alba’s Henker nur verheeren.
Auf meinen Knieen bitt’ ich drum. Es iſt
die erſte Bitte meines Lebens — Vater,
vertrauen Sie mir Flandern —
Philipp
nach einer langen Pauſe, unter welcher er den Infan-
ten mit einem durchdringenden Blick betrachtet.
Und zugleich
mein beſtes Kriegsheer Deiner Herrſchbe-
gierde?
Das Meſſer meinem Mörder?
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Zitationshilfe: | Schiller, Friedrich: Dom Karlos, Infant von Spanien. Leipzig, 1787, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_domkarlos_1787/105>, abgerufen am 16.02.2025. |