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Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 2. Wien, 1746.

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Theresiade
Daß nichts annehmlichers, glückseeligers zu finden,
Als sehn, ein solches Paar in Liebe sich verbinden.
385Ein Kind, aus dessen Aug ein Strahl der Hoffnung blizt,
Daß es, wann es erwächst, den Thron der Eltern stüzt,
(O wahre Lust des Volcks!) schmückt und belebt die Länder!
Es übertrifft den Schaz der werthsten Friedens-Pfänder.
AN ihrer Seite kam noch eine Majestät:
390Thalia sagte mir: Es sey Elisabeth
Die grosse Kayserinn, Gemahlinn Carls des Grossen,
Woher Theresia die Königinn entsprossen;
Groß-Mutter dieses Kinds, der Herrscherinnen Preiß
Seit dem der Erde Rund von Kayserinnen weiß.
395Man las' auf ihrer Stirn ein zärtliches Vergnügen,
Wann sie das theure Pfand, den Enckel sahe ligen.
Man sah Theresia in ihrer Leibs-Gestallt,
Jn ihrem Angesicht und Hergang abgemahlt.
Was Wunder, sprachen wir, wann sie von ihr erzogen,
400Daß sie nichts als Verstand und Tugend eingesogen!
Genug: wer sie nur sah, der bildte sich schon ein,
Daß diese Königinn müßt' ihre Tochter seyn.
Die Frucht folgt ihrem Baum; von Eichen kommen Eichen;
Die Adler zeugen nichts, was nicht kann Adlern gleichen.
405
DUrch deine Gegenwart, beglücktes Kronen-Haupt!
Sey meiner Cither Klang hier darzuthun erlaubt:
Daß
Thereſiade
Daß nichts annehmlichers, gluͤckſeeligers zu finden,
Als ſehn, ein ſolches Paar in Liebe ſich verbinden.
385Ein Kind, aus deſſen Aug ein Strahl der Hoffnung blizt,
Daß es, wann es erwaͤchſt, den Thron der Eltern ſtuͤzt,
(O wahre Luſt des Volcks!) ſchmuͤckt und belebt die Laͤnder!
Es uͤbertrifft den Schaz der werthſten Friedens-Pfaͤnder.
AN ihrer Seite kam noch eine Majeſtaͤt:
390Thalia ſagte mir: Es ſey Eliſabeth
Die groſſe Kayſerinn, Gemahlinn Carls des Groſſen,
Woher Thereſia die Koͤniginn entſproſſen;
Groß-Mutter dieſes Kinds, der Herꝛſcherinnen Preiß
Seit dem der Erde Rund von Kayſerinnen weiß.
395Man las’ auf ihrer Stirn ein zaͤrtliches Vergnuͤgen,
Wann ſie das theure Pfand, den Enckel ſahe ligen.
Man ſah Thereſia in ihrer Leibs-Geſtallt,
Jn ihrem Angeſicht und Hergang abgemahlt.
Was Wunder, ſprachen wir, wann ſie von ihr erzogen,
400Daß ſie nichts als Verſtand und Tugend eingeſogen!
Genug: wer ſie nur ſah, der bildte ſich ſchon ein,
Daß dieſe Koͤniginn muͤßt’ ihre Tochter ſeyn.
Die Frucht folgt ihrem Baum; von Eichen kommen Eichen;
Die Adler zeugen nichts, was nicht kann Adlern gleichen.
405
DUrch deine Gegenwart, begluͤcktes Kronen-Haupt!
Sey meiner Cither Klang hier darzuthun erlaubt:
Daß
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[0084] Thereſiade Daß nichts annehmlichers, gluͤckſeeligers zu finden, Als ſehn, ein ſolches Paar in Liebe ſich verbinden. Ein Kind, aus deſſen Aug ein Strahl der Hoffnung blizt, Daß es, wann es erwaͤchſt, den Thron der Eltern ſtuͤzt, (O wahre Luſt des Volcks!) ſchmuͤckt und belebt die Laͤnder! Es uͤbertrifft den Schaz der werthſten Friedens-Pfaͤnder. AN ihrer Seite kam noch eine Majeſtaͤt: Thalia ſagte mir: Es ſey Eliſabeth Die groſſe Kayſerinn, Gemahlinn Carls des Groſſen, Woher Thereſia die Koͤniginn entſproſſen; Groß-Mutter dieſes Kinds, der Herꝛſcherinnen Preiß Seit dem der Erde Rund von Kayſerinnen weiß. Man las’ auf ihrer Stirn ein zaͤrtliches Vergnuͤgen, Wann ſie das theure Pfand, den Enckel ſahe ligen. Man ſah Thereſia in ihrer Leibs-Geſtallt, Jn ihrem Angeſicht und Hergang abgemahlt. Was Wunder, ſprachen wir, wann ſie von ihr erzogen, Daß ſie nichts als Verſtand und Tugend eingeſogen! Genug: wer ſie nur ſah, der bildte ſich ſchon ein, Daß dieſe Koͤniginn muͤßt’ ihre Tochter ſeyn. Die Frucht folgt ihrem Baum; von Eichen kommen Eichen; Die Adler zeugen nichts, was nicht kann Adlern gleichen. DUrch deine Gegenwart, begluͤcktes Kronen-Haupt! Sey meiner Cither Klang hier darzuthun erlaubt: Daß

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Zitationshilfe: Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 2. Wien, 1746, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade02_1746/84>, abgerufen am 28.11.2024.