Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 2. Wien, 1746.Siebendes Buch. "Die Tugend ist der Quell, aus welchem alles quillt,"Was beyde mit der Kraft der Zärtlichkeit erfüllt. "O Wunder-volles Paar! das selber sich beglücket, 660"Weil eins das andere durch Rath und Tugend schmücket. "Jhr Herz ist jenes Erz, in dem das Ebenbild "Des Ehgemahls geprägt; er aber jener Schild "Mit dem, wann ungefähr ein Unfall sie bestürmet, "Sie sich Vertrauens-voll, auch Kron und Thron beschirmet. 665"Jhr Aug ist jenes Ziel, nach dem er allzeit schaut; "Und er der treue Rath, dem sie das Herz vertraut. "Jhr Seyn und Dencken ist so fest und unzertrennet, "Daß keins von ihnen sich als in dem andern kennet. "Nur weil es ihr gefällt, sizt er auf ihrem Thron; 670"Nur weil es ihm gefällt, trägt sie den Schmuck der Kron. "Er wünscht ihr einen Schaz von hundert Königs Kronen; "Und sie, daß er den Thron des Erd-Runds könnt bewohnen. "Unüberwindlichkeit ist zwar ihr Eigenthum; "Doch ließ ihr grosser Geist dem Ehgemahl den Ruhm 675"Daß niemand in der Welt, als er, ihr Herz besiegte; "Verlust, der ihren Sinn mehr als ein Sieg vergnügte. "Je mehr man sie verehrt, je mehr wird er erhöht; "Sie schmückt und zieret ihn durch ihre Majestät. "Wer kann dahero nicht aus allen ihren Wercken, 680"Daß sie nur ihn verlangt geehrt zu sehen, mercken? "So E e 3
Siebendes Buch. „Die Tugend iſt der Quell, aus welchem alles quillt,„Was beyde mit der Kraft der Zaͤrtlichkeit erfuͤllt. „O Wunder-volles Paar! das ſelber ſich begluͤcket, 660„Weil eins das andere durch Rath und Tugend ſchmuͤcket. „Jhr Herz iſt jenes Erz, in dem das Ebenbild „Des Ehgemahls gepraͤgt; er aber jener Schild „Mit dem, wann ungefaͤhr ein Unfall ſie beſtuͤrmet, „Sie ſich Vertrauens-voll, auch Kron und Thron beſchirmet. 665„Jhr Aug iſt jenes Ziel, nach dem er allzeit ſchaut; „Und er der treue Rath, dem ſie das Herz vertraut. „Jhr Seyn und Dencken iſt ſo feſt und unzertrennet, „Daß keins von ihnen ſich als in dem andern kennet. „Nur weil es ihr gefaͤllt, ſizt er auf ihrem Thron; 670„Nur weil es ihm gefaͤllt, traͤgt ſie den Schmuck der Kron. „Er wuͤnſcht ihr einen Schaz von hundert Koͤnigs Kronen; „Und ſie, daß er den Thron des Erd-Runds koͤnnt bewohnen. „Unuͤberwindlichkeit iſt zwar ihr Eigenthum; „Doch ließ ihr groſſer Geiſt dem Ehgemahl den Ruhm 675„Daß niemand in der Welt, als er, ihr Herz beſiegte; „Verluſt, der ihren Sinn mehr als ein Sieg vergnuͤgte. „Je mehr man ſie verehrt, je mehr wird er erhoͤht; „Sie ſchmuͤckt und zieret ihn durch ihre Majeſtaͤt. „Wer kann dahero nicht aus allen ihren Wercken, 680„Daß ſie nur ihn verlangt geehrt zu ſehen, mercken? „So E e 3
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Siebendes Buch.
„Die Tugend iſt der Quell, aus welchem alles quillt,
„Was beyde mit der Kraft der Zaͤrtlichkeit erfuͤllt.
„O Wunder-volles Paar! das ſelber ſich begluͤcket,
„Weil eins das andere durch Rath und Tugend ſchmuͤcket.
„Jhr Herz iſt jenes Erz, in dem das Ebenbild
„Des Ehgemahls gepraͤgt; er aber jener Schild
„Mit dem, wann ungefaͤhr ein Unfall ſie beſtuͤrmet,
„Sie ſich Vertrauens-voll, auch Kron und Thron beſchirmet.
„Jhr Aug iſt jenes Ziel, nach dem er allzeit ſchaut;
„Und er der treue Rath, dem ſie das Herz vertraut.
„Jhr Seyn und Dencken iſt ſo feſt und unzertrennet,
„Daß keins von ihnen ſich als in dem andern kennet.
„Nur weil es ihr gefaͤllt, ſizt er auf ihrem Thron;
„Nur weil es ihm gefaͤllt, traͤgt ſie den Schmuck der Kron.
„Er wuͤnſcht ihr einen Schaz von hundert Koͤnigs Kronen;
„Und ſie, daß er den Thron des Erd-Runds koͤnnt bewohnen.
„Unuͤberwindlichkeit iſt zwar ihr Eigenthum;
„Doch ließ ihr groſſer Geiſt dem Ehgemahl den Ruhm
„Daß niemand in der Welt, als er, ihr Herz beſiegte;
„Verluſt, der ihren Sinn mehr als ein Sieg vergnuͤgte.
„Je mehr man ſie verehrt, je mehr wird er erhoͤht;
„Sie ſchmuͤckt und zieret ihn durch ihre Majeſtaͤt.
„Wer kann dahero nicht aus allen ihren Wercken,
„Daß ſie nur ihn verlangt geehrt zu ſehen, mercken?
„So
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