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Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 2. Wien, 1746.

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Eilftes Buch.
Zugleich fängt überall ein neues Murmeln an,
Man zweifelt, fragt und rätht, was es bedeuten kann.
Jch weiß nicht, sahen wir Bestürzung, Wiederwillen,
Verwundrung oder Trost den ganzen Saal erfüllen.
265Auch in der Königinn wird sonderbar gemerckt,
Daß ihr was heimliches die Seele rührt und stärckt.
Der Ehgemahl erweist zwar anfangs gleiche Sinnen,
Doch läßt er endlich auch sein Herz dadurch gewinnen.
Sie redt ihm in das Ohr, und deutet auf das Herz;
270Hierauf bezeigt er sich theils ernsthaft, theils in Scherz.
Die Kayserinn verbleibt nicht sonder Artigkeiten,
Sie wendet das Gesicht mit Lust auf beyde Seiten;
Die Freude bricht empor; das Wunder mehret sich;
Fast keine Tugend ist, die nicht auch innerlich
275Ein stilles Was empfindt. Sie fragen mit Begierde:
Warum? woher der Flug? was endlich folgen würde?
Man sieht einander an. Trost, Vorwiz, Freud und Lust
Der Augen, weist es klar, daß alles unbewußt.
Der unverhoffte Fall bringt vielerley Gedancken,
280Und macht den ganzen Saal in dem Errathen wancken.
Jndem man so zerstreut von diesem Zufall sprach,
Und es noch an der Sach Erklärungen gebrach:
So kahm die Frömmigkeit und wies sich voller Freuden,
Als würde sie vielleicht des Zweifels Wahn entscheiden.
285 Sie
Eilftes Buch.
Zugleich faͤngt uͤberall ein neues Murmeln an,
Man zweifelt, fragt und raͤtht, was es bedeuten kann.
Jch weiß nicht, ſahen wir Beſtuͤrzung, Wiederwillen,
Verwundrung oder Troſt den ganzen Saal erfuͤllen.
265Auch in der Koͤniginn wird ſonderbar gemerckt,
Daß ihr was heimliches die Seele ruͤhrt und ſtaͤrckt.
Der Ehgemahl erweiſt zwar anfangs gleiche Sinnen,
Doch laͤßt er endlich auch ſein Herz dadurch gewinnen.
Sie redt ihm in das Ohr, und deutet auf das Herz;
270Hierauf bezeigt er ſich theils ernſthaft, theils in Scherz.
Die Kayſerinn verbleibt nicht ſonder Artigkeiten,
Sie wendet das Geſicht mit Luſt auf beyde Seiten;
Die Freude bricht empor; das Wunder mehret ſich;
Faſt keine Tugend iſt, die nicht auch innerlich
275Ein ſtilles Was empfindt. Sie fragen mit Begierde:
Warum? woher der Flug? was endlich folgen wuͤrde?
Man ſieht einander an. Troſt, Vorwiz, Freud und Luſt
Der Augen, weist es klar, daß alles unbewußt.
Der unverhoffte Fall bringt vielerley Gedancken,
280Und macht den ganzen Saal in dem Errathen wancken.
Jndem man ſo zerſtreut von dieſem Zufall ſprach,
Und es noch an der Sach Erklaͤrungen gebrach:
So kahm die Froͤmmigkeit und wies ſich voller Freuden,
Als wuͤrde ſie vielleicht des Zweifels Wahn entſcheiden.
285 Sie
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[0129] Eilftes Buch. Zugleich faͤngt uͤberall ein neues Murmeln an, Man zweifelt, fragt und raͤtht, was es bedeuten kann. Jch weiß nicht, ſahen wir Beſtuͤrzung, Wiederwillen, Verwundrung oder Troſt den ganzen Saal erfuͤllen. Auch in der Koͤniginn wird ſonderbar gemerckt, Daß ihr was heimliches die Seele ruͤhrt und ſtaͤrckt. Der Ehgemahl erweiſt zwar anfangs gleiche Sinnen, Doch laͤßt er endlich auch ſein Herz dadurch gewinnen. Sie redt ihm in das Ohr, und deutet auf das Herz; Hierauf bezeigt er ſich theils ernſthaft, theils in Scherz. Die Kayſerinn verbleibt nicht ſonder Artigkeiten, Sie wendet das Geſicht mit Luſt auf beyde Seiten; Die Freude bricht empor; das Wunder mehret ſich; Faſt keine Tugend iſt, die nicht auch innerlich Ein ſtilles Was empfindt. Sie fragen mit Begierde: Warum? woher der Flug? was endlich folgen wuͤrde? Man ſieht einander an. Troſt, Vorwiz, Freud und Luſt Der Augen, weist es klar, daß alles unbewußt. Der unverhoffte Fall bringt vielerley Gedancken, Und macht den ganzen Saal in dem Errathen wancken. Jndem man ſo zerſtreut von dieſem Zufall ſprach, Und es noch an der Sach Erklaͤrungen gebrach: So kahm die Froͤmmigkeit und wies ſich voller Freuden, Als wuͤrde ſie vielleicht des Zweifels Wahn entſcheiden. 285 Sie

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Zitationshilfe: Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 2. Wien, 1746, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade02_1746/129>, abgerufen am 24.11.2024.