Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 2. Wien, 1746.

Bild:
<< vorherige Seite
Eilftes Buch.
Wir sahn die Frömmigkeit, die sich bey diesem Saz
Erreget wies und sprach: "Der Stab ist jener Schaz
"An welchem Glück und Heil der ganzen Menschheit hangen.
220Theresia fuhr fort: "du wirst ihn gleich empfangen.
"Er hat mich der Gefahr des Untergangs befreyt;
"Jch hab ihm Kron und Thron und selbsten mich geweiht.
"Er ists, den ich weit mehr als Königreiche schäze;
"Jn den ich mein Vertraun und Wunsch und Hoffen seze.
225"O mehr als irrdischer zum Heil geschickter Stab!
"Den ich die Lebens-Zeit zum Raths-Gefärten hab;
"Mein Ober-Ur-Ahn ists, der ihn zum Schuz erkohre,
"Da seiner Feinde Bund sich wieder ihn verschwore.
"Er war damahls dem Haus zur allerstärcksten Wehr.
230"Geh, Frömmigkeit! geh gleich! bring uns denselben her!
"Du weißt das Ruh-Gemach, in dem ich mich verschliesse,
"Wann ich um Trost und Hilff das Herz zu GOtt ergiesse;
"Du wirst ihn auf dem Tisch bey meinen Schriften sehn;
"Du weißt, an welchem Ort er sonsten pflegt zu stehn.
235
DJe Tugend eilte fort: der Saal blieb unterdessen
Die Kostbarkeit des Stabs nur heimlich zu ermessen;


[Spaltenumbruch] 227.
Man
227. Das Kreuz/ welches man das
Ferdinandeische zu nennen pflegt/ weil
[Spaltenumbruch] Kayser Ferdin. II. in der äussersten Ge-
fahr ganz besondern Trost dabey fand.
R r 3
Eilftes Buch.
Wir ſahn die Froͤmmigkeit, die ſich bey dieſem Saz
Erreget wies und ſprach: „Der Stab iſt jener Schaz
„An welchem Gluͤck und Heil der ganzen Menſchheit hangen.
220Thereſia fuhr fort: „du wirſt ihn gleich empfangen.
„Er hat mich der Gefahr des Untergangs befreyt;
„Jch hab ihm Kron und Thron und ſelbſten mich geweiht.
„Er iſts, den ich weit mehr als Koͤnigreiche ſchaͤze;
„Jn den ich mein Vertraun und Wunſch und Hoffen ſeze.
225„O mehr als irꝛdiſcher zum Heil geſchickter Stab!
„Den ich die Lebens-Zeit zum Raths-Gefaͤrten hab;
„Mein Ober-Ur-Ahn iſts, der ihn zum Schuz erkohre,
„Da ſeiner Feinde Bund ſich wieder ihn verſchwore.
„Er war damahls dem Haus zur allerſtaͤrckſten Wehr.
230„Geh, Froͤmmigkeit! geh gleich! bring uns denſelben her!
„Du weißt das Ruh-Gemach, in dem ich mich verſchlieſſe,
„Wann ich um Troſt und Hilff das Herz zu GOtt ergieſſe;
„Du wirſt ihn auf dem Tiſch bey meinen Schriften ſehn;
„Du weißt, an welchem Ort er ſonſten pflegt zu ſtehn.
235
DJe Tugend eilte fort: der Saal blieb unterdeſſen
Die Koſtbarkeit des Stabs nur heimlich zu ermeſſen;


[Spaltenumbruch] 227.
Man
227. Das Kreuz/ welches man das
Ferdinandeiſche zu nennen pflegt/ weil
[Spaltenumbruch] Kayſer Ferdin. II. in der aͤuſſerſten Ge-
fahr ganz beſondern Troſt dabey fand.
R r 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0127"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Eilftes Buch.</hi> </fw><lb/>
            <l>Wir &#x017F;ahn die Fro&#x0364;mmigkeit, die &#x017F;ich bey die&#x017F;em Saz</l><lb/>
            <l>Erreget wies und &#x017F;prach: &#x201E;Der Stab i&#x017F;t jener Schaz</l><lb/>
            <l>&#x201E;An welchem Glu&#x0364;ck und Heil der ganzen Men&#x017F;chheit hangen.</l><lb/>
            <l><note place="left">220</note><hi rendition="#fr">There&#x017F;ia</hi> fuhr fort: &#x201E;du wir&#x017F;t ihn gleich empfangen.</l><lb/>
            <l>&#x201E;Er hat mich der Gefahr des Untergangs befreyt;</l><lb/>
            <l>&#x201E;Jch hab ihm Kron und Thron und &#x017F;elb&#x017F;ten mich geweiht.</l><lb/>
            <l>&#x201E;Er i&#x017F;ts, den ich weit mehr als Ko&#x0364;nigreiche &#x017F;cha&#x0364;ze;</l><lb/>
            <l>&#x201E;Jn den ich mein Vertraun und Wun&#x017F;ch und Hoffen &#x017F;eze.</l><lb/>
            <l><note place="left">225</note>&#x201E;O mehr als ir&#xA75B;di&#x017F;cher zum Heil ge&#x017F;chickter Stab!</l><lb/>
            <l>&#x201E;Den ich die Lebens-Zeit zum Raths-Gefa&#x0364;rten hab;</l><lb/>
            <l>&#x201E;Mein Ober-Ur-Ahn i&#x017F;ts, der ihn zum Schuz erkohre,</l><lb/>
            <l>&#x201E;Da &#x017F;einer Feinde Bund &#x017F;ich wieder ihn ver&#x017F;chwore.</l><lb/>
            <l>&#x201E;Er war damahls dem Haus zur aller&#x017F;ta&#x0364;rck&#x017F;ten Wehr.</l><lb/>
            <l><note place="left">230</note>&#x201E;Geh, Fro&#x0364;mmigkeit! geh gleich! bring uns den&#x017F;elben her!</l><lb/>
            <l>&#x201E;Du weißt das Ruh-Gemach, in dem ich mich ver&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;e,</l><lb/>
            <l>&#x201E;Wann ich um Tro&#x017F;t und Hilff das Herz zu GOtt ergie&#x017F;&#x017F;e;</l><lb/>
            <l>&#x201E;Du wir&#x017F;t ihn auf dem Ti&#x017F;ch bey meinen Schriften &#x017F;ehn;</l><lb/>
            <l>&#x201E;Du weißt, an welchem Ort er &#x017F;on&#x017F;ten pflegt zu &#x017F;tehn.</l>
          </lg><lb/>
          <note place="left">235</note>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">D</hi>Je Tugend eilte fort: der Saal blieb unterde&#x017F;&#x017F;en</l><lb/>
            <l>Die Ko&#x017F;tbarkeit des Stabs nur heimlich zu erme&#x017F;&#x017F;en;</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">R r 3</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">Man</fw><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            <cb/>
            <l>
              <note place="foot" n="227.">Das Kreuz/ welches man das<lb/>
Ferdinandei&#x017F;che zu nennen pflegt/ weil<lb/><cb/>
Kay&#x017F;er <hi rendition="#aq">Ferdin. II.</hi> in der a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ten Ge-<lb/>
fahr ganz be&#x017F;ondern Tro&#x017F;t dabey fand.</note>
            </l><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0127] Eilftes Buch. Wir ſahn die Froͤmmigkeit, die ſich bey dieſem Saz Erreget wies und ſprach: „Der Stab iſt jener Schaz „An welchem Gluͤck und Heil der ganzen Menſchheit hangen. Thereſia fuhr fort: „du wirſt ihn gleich empfangen. „Er hat mich der Gefahr des Untergangs befreyt; „Jch hab ihm Kron und Thron und ſelbſten mich geweiht. „Er iſts, den ich weit mehr als Koͤnigreiche ſchaͤze; „Jn den ich mein Vertraun und Wunſch und Hoffen ſeze. „O mehr als irꝛdiſcher zum Heil geſchickter Stab! „Den ich die Lebens-Zeit zum Raths-Gefaͤrten hab; „Mein Ober-Ur-Ahn iſts, der ihn zum Schuz erkohre, „Da ſeiner Feinde Bund ſich wieder ihn verſchwore. „Er war damahls dem Haus zur allerſtaͤrckſten Wehr. „Geh, Froͤmmigkeit! geh gleich! bring uns denſelben her! „Du weißt das Ruh-Gemach, in dem ich mich verſchlieſſe, „Wann ich um Troſt und Hilff das Herz zu GOtt ergieſſe; „Du wirſt ihn auf dem Tiſch bey meinen Schriften ſehn; „Du weißt, an welchem Ort er ſonſten pflegt zu ſtehn. DJe Tugend eilte fort: der Saal blieb unterdeſſen Die Koſtbarkeit des Stabs nur heimlich zu ermeſſen; Man 227. 227. Das Kreuz/ welches man das Ferdinandeiſche zu nennen pflegt/ weil Kayſer Ferdin. II. in der aͤuſſerſten Ge- fahr ganz beſondern Troſt dabey fand. R r 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade02_1746
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade02_1746/127
Zitationshilfe: Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 2. Wien, 1746, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade02_1746/127>, abgerufen am 24.11.2024.