Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 1. Wien, 1746.Theresiade Das ist, was ich entschloß; als ihre Majestät10Sich aus dem Krieges-Sturm in Lorber-Pracht erhöht; Da die Verwunderung frohlockend aufgeschrieen: "Mit diser Königinn wird Heil und Wohlfahrt blühen! Bald nahm ich meine Leyr, versuchte Thon und Klang; Bald reitzte mich die Lust zu einem Lob-Gesang: 15Allein es sprach das Hertz: "Wie kann er dir gerathen? "Erweg der Sayten Kraft! miß dieser Fürstinn Thaten! "Meinst du, daß dieses Spiel ein klingendes Metall; "Ein heiseres Gethön den Welt-Posaunen-Schall "Jn seinem hohen Laut und Widerhall begleite? 20So legt' ich mit der Leyr fast auch den Muth bey Seite. WElch-unversehner Fall! Jch stunde wanckelbar; Hier rung ich mit mir selbst, dort scheüt' ich die Gefahr; Die Furcht begunnte sich in meiner Brust zu schärfen; Die Freud hingegen mir den Unmuth vorzuwerfen. 25Jnzwischen schien es mir, als schwebt' ich in der Luft; Als hört' ich ein Geräusch, aus welchem jemand ruft: "Nur fort! verzage nicht! ermuntre deine Sinnen! "Stimm deine Leyr, und sing! verfolge dein Beginnen! "An nichts gebrach es dir, als an dergleichen Sprung; 30"Nun aber ligt es noch an einem Feder-Schwung. Auf
Thereſiade Das iſt, was ich entſchloß; als ihre Majeſtaͤt10Sich aus dem Krieges-Sturm in Lorber-Pracht erhoͤht; Da die Verwunderung frohlockend aufgeſchrieen: „Mit diſer Koͤniginn wird Heil und Wohlfahrt bluͤhen! Bald nahm ich meine Leyr, verſuchte Thon und Klang; Bald reitzte mich die Luſt zu einem Lob-Geſang: 15Allein es ſprach das Hertz: „Wie kann er dir gerathen? „Erweg der Sayten Kraft! miß dieſer Fuͤrſtinn Thaten! „Meinſt du, daß dieſes Spiel ein klingendes Metall; „Ein heiſeres Gethoͤn den Welt-Poſaunen-Schall „Jn ſeinem hohen Laut und Widerhall begleite? 20So legt’ ich mit der Leyr faſt auch den Muth bey Seite. WElch-unverſehner Fall! Jch ſtunde wanckelbar; Hier rung ich mit mir ſelbſt, dort ſcheuͤt’ ich die Gefahr; Die Furcht begunnte ſich in meiner Bruſt zu ſchaͤrfen; Die Freud hingegen mir den Unmuth vorzuwerfen. 25Jnzwiſchen ſchien es mir, als ſchwebt’ ich in der Luft; Als hoͤrt’ ich ein Geraͤuſch, aus welchem jemand ruft: „Nur fort! verzage nicht! ermuntre deine Sinnen! „Stimm deine Leyr, und ſing! verfolge dein Beginnen! „An nichts gebrach es dir, als an dergleichen Sprung; 30„Nun aber ligt es noch an einem Feder-Schwung. Auf
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Thereſiade
Das iſt, was ich entſchloß; als ihre Majeſtaͤt
Sich aus dem Krieges-Sturm in Lorber-Pracht erhoͤht;
Da die Verwunderung frohlockend aufgeſchrieen:
„Mit diſer Koͤniginn wird Heil und Wohlfahrt bluͤhen!
Bald nahm ich meine Leyr, verſuchte Thon und Klang;
Bald reitzte mich die Luſt zu einem Lob-Geſang:
Allein es ſprach das Hertz: „Wie kann er dir gerathen?
„Erweg der Sayten Kraft! miß dieſer Fuͤrſtinn Thaten!
„Meinſt du, daß dieſes Spiel ein klingendes Metall;
„Ein heiſeres Gethoͤn den Welt-Poſaunen-Schall
„Jn ſeinem hohen Laut und Widerhall begleite?
So legt’ ich mit der Leyr faſt auch den Muth bey Seite.
WElch-unverſehner Fall! Jch ſtunde wanckelbar;
Hier rung ich mit mir ſelbſt, dort ſcheuͤt’ ich die Gefahr;
Die Furcht begunnte ſich in meiner Bruſt zu ſchaͤrfen;
Die Freud hingegen mir den Unmuth vorzuwerfen.
Jnzwiſchen ſchien es mir, als ſchwebt’ ich in der Luft;
Als hoͤrt’ ich ein Geraͤuſch, aus welchem jemand ruft:
„Nur fort! verzage nicht! ermuntre deine Sinnen!
„Stimm deine Leyr, und ſing! verfolge dein Beginnen!
„An nichts gebrach es dir, als an dergleichen Sprung;
„Nun aber ligt es noch an einem Feder-Schwung.
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Zitationshilfe: | Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 1. Wien, 1746, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade01_1746/25>, abgerufen am 16.02.2025. |