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Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 1. Wien, 1746.

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Fünftes Buch.

"Doch rudert er beherzt, und bringt ihn glücklich fort;
"Ein jedes armes Haus ist der gesuchte Port.
415"Wo Jammer, Elend, Noth sich an dem Fenster zeigen,

"Da sieht man ihn behend den Bord des Kahns besteigen.
"Er reicht den Dürftigen das Brod mit eigner Hand;
"Und gibt dem armen Volck ein wahres Liebes-Pfand.
"Jst er zu weit entfernt, da braucht er eine Stange,
420"Damit der Seufzende die Vater-Hilff erlange.

"Jch rede nur von dem, was alle Welt gesehn;
"Und tausend Zeugen noch mit froher Stimm erhöhn.
"Jhr selber hört das Volck frolocken, singen, loben,
"Daß beyde dazumahl sich an den Strand erhoben,
425"Und Rettung ausgewürckt. Es ist noch unentdeckt,

"Ob sie nicht grössre Freud, als Angst die Noth erweckt.
"Kein Mensch war so beherzt, mitleidend, unverdrossen,
"Als sie; von ihnen ist der Beystand her geflossen.
"Freundinnen! überlegt, was diese That verhüllt;
430"Wie GOtt oft wunderbar der Menschen Wunsch erfüllt.

"Betrachtet jenen Kahn! betrachtet jene Stange!
"Wer weiß, was dieser Fürst durch solche Fahrt erlange?
"Wie? wann von ungefähr ein solches Fischer-Schiff
"Dort, wo Theresia zu Wasser reiset, lief;
435"Der Schiffmann aber spräch: Hier bring ich den gekrönet,

"Nach dem dein Helden-Herz o Königinn! sich sähnet:
"Und

Fuͤnftes Buch.

„Doch rudert er beherzt, und bringt ihn gluͤcklich fort;
„Ein jedes armes Haus iſt der geſuchte Port.
415„Wo Jammer, Elend, Noth ſich an dem Fenſter zeigen,

„Da ſieht man ihn behend den Bord des Kahns beſteigen.
„Er reicht den Duͤrftigen das Brod mit eigner Hand;
„Und gibt dem armen Volck ein wahres Liebes-Pfand.
„Jſt er zu weit entfernt, da braucht er eine Stange,
420„Damit der Seufzende die Vater-Hilff erlange.

„Jch rede nur von dem, was alle Welt geſehn;
„Und tauſend Zeugen noch mit froher Stimm erhoͤhn.
„Jhr ſelber hoͤrt das Volck frolocken, ſingen, loben,
„Daß beyde dazumahl ſich an den Strand erhoben,
425„Und Rettung ausgewuͤrckt. Es iſt noch unentdeckt,

„Ob ſie nicht groͤſſre Freud, als Angſt die Noth erweckt.
„Kein Menſch war ſo beherzt, mitleidend, unverdroſſen,
„Als ſie; von ihnen iſt der Beyſtand her gefloſſen.
„Freundinnen! uͤberlegt, was dieſe That verhuͤllt;
430„Wie GOtt oft wunderbar der Menſchen Wunſch erfuͤllt.

„Betrachtet jenen Kahn! betrachtet jene Stange!
„Wer weiß, was dieſer Fuͤrſt durch ſolche Fahrt erlange?
„Wie? wann von ungefaͤhr ein ſolches Fiſcher-Schiff
„Dort, wo Thereſia zu Waſſer reiſet, lief;
435„Der Schiffmann aber ſpraͤch: Hier bring ich den gekroͤnet,

„Nach dem dein Helden-Herz o Koͤniginn! ſich ſaͤhnet:
„Und
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[0166] Fuͤnftes Buch. „Doch rudert er beherzt, und bringt ihn gluͤcklich fort; „Ein jedes armes Haus iſt der geſuchte Port. „Wo Jammer, Elend, Noth ſich an dem Fenſter zeigen, „Da ſieht man ihn behend den Bord des Kahns beſteigen. „Er reicht den Duͤrftigen das Brod mit eigner Hand; „Und gibt dem armen Volck ein wahres Liebes-Pfand. „Jſt er zu weit entfernt, da braucht er eine Stange, „Damit der Seufzende die Vater-Hilff erlange. „Jch rede nur von dem, was alle Welt geſehn; „Und tauſend Zeugen noch mit froher Stimm erhoͤhn. „Jhr ſelber hoͤrt das Volck frolocken, ſingen, loben, „Daß beyde dazumahl ſich an den Strand erhoben, „Und Rettung ausgewuͤrckt. Es iſt noch unentdeckt, „Ob ſie nicht groͤſſre Freud, als Angſt die Noth erweckt. „Kein Menſch war ſo beherzt, mitleidend, unverdroſſen, „Als ſie; von ihnen iſt der Beyſtand her gefloſſen. „Freundinnen! uͤberlegt, was dieſe That verhuͤllt; „Wie GOtt oft wunderbar der Menſchen Wunſch erfuͤllt. „Betrachtet jenen Kahn! betrachtet jene Stange! „Wer weiß, was dieſer Fuͤrſt durch ſolche Fahrt erlange? „Wie? wann von ungefaͤhr ein ſolches Fiſcher-Schiff „Dort, wo Thereſia zu Waſſer reiſet, lief; „Der Schiffmann aber ſpraͤch: Hier bring ich den gekroͤnet, „Nach dem dein Helden-Herz o Koͤniginn! ſich ſaͤhnet: „Und

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Zitationshilfe: Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 1. Wien, 1746, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade01_1746/166>, abgerufen am 24.11.2024.