Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 1. Wien, 1746.
"So war der erste Feind durch seinen Sieg besiegt; "Der zweyte von der Noth bis auf den Tod bekriegt; "Der dritte schlug sich selbst. Soll ich noch weiter gehen? "Hat nicht die ganze Welt, was ich ersann, gesehen? "Der einen Sprung versucht, zieht sich zurück und springt, 530"Der Anlauf gibt die Krafft, wodurch der Sprung gelingt: "So wußt ich manches mahl mit unserm Heer zu weichen, "Daß es der Feinde Brust mit Vortheil könnt' erreichen. "War nicht des vierten Feinds Stadt, Eigenthum und Land, "Durch solche Leitungen uns endlich in der Hand? 535"Hat nicht gleich jener dort auch meine Macht erfahren, "Als wir des Strohms, der ihn beschüzet, Meister waren? "Kurz: ich war Kiel und Schwert, Löw, Adler und Magnet, "Ja, Nein, Gebeth und Rath, auch selbst die Majestät. "Dies ist das Staats-Geräth, womit ich einen triebe, 540"Jndem der andere den Frieden unterschriebe. "Erwähnt' ich jede Staats-und Kriegs-Begebenheit, "So wurde meiner Ehr ein Säulen-Wald geweiht. 531 "Jch 531 [Spaltenumbruch]
Das im Jahr 1743. zuruck ge-
zogene Winter-Quartier/ nach welchem den 9. Maji 1744. die Eröffnung des Feld- zugs mit einem Sieg bey Braunau folgte. [Spaltenumbruch] 536. Das Vorhaben über den Rhein zu gehen ward endlich den 1. Julij 1744. an zweyen Orten glücklich in das Werck gesezet.
„So war der erſte Feind durch ſeinen Sieg beſiegt; „Der zweyte von der Noth bis auf den Tod bekriegt; „Der dritte ſchlug ſich ſelbſt. Soll ich noch weiter gehen? „Hat nicht die ganze Welt, was ich erſann, geſehen? „Der einen Sprung verſucht, zieht ſich zuruͤck und ſpringt, 530„Der Anlauf gibt die Krafft, wodurch der Sprung gelingt: „So wußt ich manches mahl mit unſerm Heer zu weichen, „Daß es der Feinde Bruſt mit Vortheil koͤnnt’ erreichen. „War nicht des vierten Feinds Stadt, Eigenthum und Land, „Durch ſolche Leitungen uns endlich in der Hand? 535„Hat nicht gleich jener dort auch meine Macht erfahren, „Als wir des Strohms, der ihn beſchuͤzet, Meiſter waren? „Kurz: ich war Kiel und Schwert, Loͤw, Adler und Magnet, „Ja, Nein, Gebeth und Rath, auch ſelbſt die Majeſtaͤt. „Dies iſt das Staats-Geraͤth, womit ich einen triebe, 540„Jndem der andere den Frieden unterſchriebe. „Erwaͤhnt’ ich jede Staats-und Kriegs-Begebenheit, „So wurde meiner Ehr ein Saͤulen-Wald geweiht. 531 „Jch 531 [Spaltenumbruch]
Das im Jahr 1743. zuruck ge-
zogene Winter-Quartier/ nach welchem den 9. Maji 1744. die Eroͤffnung des Feld- zugs mit einem Sieg bey Braunau folgte. [Spaltenumbruch] 536. Das Vorhaben uͤber den Rhein zu gehen ward endlich den 1. Julij 1744. an zweyen Orten gluͤcklich in das Werck geſezet. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg> <l> <pb facs="#f0139"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Thereſiade</hi> </fw> </l><lb/> <l>„Wir brauchten kein Geſchuͤz, kein Schwert, kein Bley, kein Eiſen,</l><lb/> <l>„Froſt, Hunger, Gram und Noth mußt ihm die Weege weiſen.</l> </lg><lb/> <note place="left">525</note> <lg> <l>„So war der erſte Feind durch ſeinen Sieg beſiegt;</l><lb/> <l>„Der zweyte von der Noth bis auf den Tod bekriegt;</l><lb/> <l>„Der dritte ſchlug ſich ſelbſt. Soll ich noch weiter gehen?</l><lb/> <l>„Hat nicht die ganze Welt, was ich erſann, geſehen?</l><lb/> <l>„Der einen Sprung verſucht, zieht ſich zuruͤck und ſpringt,<lb/><note place="left">530</note>„Der Anlauf gibt die Krafft, wodurch der Sprung gelingt:</l><lb/> <l>„So wußt ich manches mahl mit unſerm Heer zu weichen,</l><lb/> <l>„Daß es der Feinde Bruſt mit Vortheil koͤnnt’ erreichen.</l><lb/> <l>„War nicht des vierten Feinds Stadt, Eigenthum und Land,</l><lb/> <l>„Durch ſolche Leitungen uns endlich in der Hand?<lb/><note place="left">535</note>„Hat nicht gleich jener dort auch meine Macht erfahren,</l><lb/> <l>„Als wir des Strohms, der ihn beſchuͤzet, Meiſter waren?</l> </lg><lb/> <lg> <l>„Kurz: ich war Kiel und Schwert, Loͤw, Adler und Magnet,</l><lb/> <l>„Ja, Nein, Gebeth und Rath, auch ſelbſt die Majeſtaͤt.</l><lb/> <l>„Dies iſt das Staats-Geraͤth, womit ich einen triebe,<lb/><note place="left">540</note>„Jndem der andere den Frieden unterſchriebe.</l><lb/> <l>„Erwaͤhnt’ ich jede Staats-und Kriegs-Begebenheit,</l><lb/> <l>„So wurde meiner Ehr ein Saͤulen-Wald geweiht.<lb/> <fw place="bottom" type="catch">„Jch</fw><lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/><note place="foot" n="531"><cb/> Das im Jahr 1743. zuruck ge-<lb/> zogene Winter-Quartier/ nach welchem<lb/> den 9. Maji 1744. die Eroͤffnung des Feld-<lb/> zugs mit einem Sieg bey Braunau folgte.<lb/><cb/> 536. Das Vorhaben uͤber den Rhein<lb/> zu gehen ward endlich den 1. Julij<lb/> 1744. an zweyen Orten gluͤcklich in das<lb/> Werck geſezet.</note><lb/></l> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0139]
Thereſiade
„Wir brauchten kein Geſchuͤz, kein Schwert, kein Bley, kein Eiſen,
„Froſt, Hunger, Gram und Noth mußt ihm die Weege weiſen.
„So war der erſte Feind durch ſeinen Sieg beſiegt;
„Der zweyte von der Noth bis auf den Tod bekriegt;
„Der dritte ſchlug ſich ſelbſt. Soll ich noch weiter gehen?
„Hat nicht die ganze Welt, was ich erſann, geſehen?
„Der einen Sprung verſucht, zieht ſich zuruͤck und ſpringt,
„Der Anlauf gibt die Krafft, wodurch der Sprung gelingt:
„So wußt ich manches mahl mit unſerm Heer zu weichen,
„Daß es der Feinde Bruſt mit Vortheil koͤnnt’ erreichen.
„War nicht des vierten Feinds Stadt, Eigenthum und Land,
„Durch ſolche Leitungen uns endlich in der Hand?
„Hat nicht gleich jener dort auch meine Macht erfahren,
„Als wir des Strohms, der ihn beſchuͤzet, Meiſter waren?
„Kurz: ich war Kiel und Schwert, Loͤw, Adler und Magnet,
„Ja, Nein, Gebeth und Rath, auch ſelbſt die Majeſtaͤt.
„Dies iſt das Staats-Geraͤth, womit ich einen triebe,
„Jndem der andere den Frieden unterſchriebe.
„Erwaͤhnt’ ich jede Staats-und Kriegs-Begebenheit,
„So wurde meiner Ehr ein Saͤulen-Wald geweiht.
„Jch
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531
Das im Jahr 1743. zuruck ge-
zogene Winter-Quartier/ nach welchem
den 9. Maji 1744. die Eroͤffnung des Feld-
zugs mit einem Sieg bey Braunau folgte.
536. Das Vorhaben uͤber den Rhein
zu gehen ward endlich den 1. Julij
1744. an zweyen Orten gluͤcklich in das
Werck geſezet.
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