Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 1. Wien, 1746.
"Jhr wißt wie sich das Meer vor Rach und Wuth gethürmt, "Wie Flutt auf Flutt, und Berg auf Berge loß gestürmt, 495"Als es die Festungen zum Anfall tragen sollte, "Wodurch der Feind den Zweck des Siegs erzwingen wollte. "Hat nicht der Stürme Macht nur für die Majestät "Der Königinn die Wuth der Wässer aufgebläht, "Und mit der Gräßlichkeit der Stucken so gewittert, 500"Daß sich des Ufers Grund für der Gewalt erschüttert? "Hat nicht der schwere Grimm des donnernden Metalls, "Vor den Bedrohungen des gähen Uberfalls "Geknallt, gekracht, gemurrt, geraßt, gebraußt, gewettert, "Und das Gebäu des Feinds zerquetscht, zerknirscht, zerschmettert? 505"Mast, Segel, Seil und Bord der Feinde war zerstückt, "Samt allem Kriegs-Gerüst den Winden Preiß geschickt. "Das stärckste Schwader sah Kiel, Korb und Tau zertrümmern, "Und andern halff es nichts sich um die Flucht zu kümmern. "Wie viel verschluckte nicht des Meers gespaltne Klufft? 510"Wie viel entrisse nicht die Mord-erfüllte Lufft? "Bald
„Jhr wißt wie ſich das Meer vor Rach und Wuth gethuͤrmt, „Wie Flutt auf Flutt, und Berg auf Berge loß geſtuͤrmt, 495„Als es die Feſtungen zum Anfall tragen ſollte, „Wodurch der Feind den Zweck des Siegs erzwingen wollte. „Hat nicht der Stuͤrme Macht nur fuͤr die Majeſtaͤt „Der Koͤniginn die Wuth der Waͤſſer aufgeblaͤht, „Und mit der Graͤßlichkeit der Stucken ſo gewittert, 500„Daß ſich des Ufers Grund fuͤr der Gewalt erſchuͤttert? „Hat nicht der ſchwere Grimm des donnernden Metalls, „Vor den Bedrohungen des gaͤhen Uberfalls „Geknallt, gekracht, gemurꝛt, geraßt, gebraußt, gewettert, „Und das Gebaͤu des Feinds zerquetſcht, zerknirſcht, zerſchmettert? 505„Maſt, Segel, Seil und Bord der Feinde war zerſtuͤckt, „Samt allem Kriegs-Geruͤſt den Winden Preiß geſchickt. „Das ſtaͤrckſte Schwader ſah Kiel, Korb und Tau zertruͤm̃ern, „Und andern halff es nichts ſich um die Flucht zu kuͤmmern. „Wie viel verſchluckte nicht des Meers geſpaltne Klufft? 510„Wie viel entriſſe nicht die Mord-erfuͤllte Lufft? „Bald
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Drittes Buch.
„Es ſchlug der Wellen Strohm ſich Wuth-voll in die Mitte,
„Als unſrer Feinde Rath zum Unternehmen ſchritte.
„Das Meer gehorchte nur der Freunde Rechts-Geboth,
„Und wiegte das Geſchwaͤrm des Feinds im Schwall der Noth.
„Die Wellen welzten ſich nur nach der Freunde Schiffen,
„Die fuͤr Thereſia dem Feind entgegen lieffen.
„Jhr wißt wie ſich das Meer vor Rach und Wuth gethuͤrmt,
„Wie Flutt auf Flutt, und Berg auf Berge loß geſtuͤrmt,
„Als es die Feſtungen zum Anfall tragen ſollte,
„Wodurch der Feind den Zweck des Siegs erzwingen wollte.
„Hat nicht der Stuͤrme Macht nur fuͤr die Majeſtaͤt
„Der Koͤniginn die Wuth der Waͤſſer aufgeblaͤht,
„Und mit der Graͤßlichkeit der Stucken ſo gewittert,
„Daß ſich des Ufers Grund fuͤr der Gewalt erſchuͤttert?
„Hat nicht der ſchwere Grimm des donnernden Metalls,
„Vor den Bedrohungen des gaͤhen Uberfalls
„Geknallt, gekracht, gemurꝛt, geraßt, gebraußt, gewettert,
„Und das Gebaͤu des Feinds zerquetſcht, zerknirſcht, zerſchmettert?
„Maſt, Segel, Seil und Bord der Feinde war zerſtuͤckt,
„Samt allem Kriegs-Geruͤſt den Winden Preiß geſchickt.
„Das ſtaͤrckſte Schwader ſah Kiel, Korb und Tau zertruͤm̃ern,
„Und andern halff es nichts ſich um die Flucht zu kuͤmmern.
„Wie viel verſchluckte nicht des Meers geſpaltne Klufft?
„Wie viel entriſſe nicht die Mord-erfuͤllte Lufft?
„Bald
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Zitationshilfe: | Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 1. Wien, 1746, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade01_1746/102>, abgerufen am 16.02.2025. |