Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweitzerlands. Bd. 3. Zürich, 1708.umgebende/ Bewegung/ je nach dem sie sich verhalten/ in denen Crystallen Jch hette noch vil von denen Crystallen bey zubringen/ welche villeicht Ehe ich aber dise Materi beschliesse/ muß ich nohtwendig geden- Crystallen gibt es bald in allen Länderen Europae, ja selbs in Ost- und Lebens-
umgebende/ Bewegung/ je nach dem ſie ſich verhalten/ in denen Cryſtallen Jch hette noch vil von denen Cryſtallen bey zubringen/ welche villeicht Ehe ich aber diſe Materi beſchlieſſe/ muß ich nohtwendig geden- Cryſtallen gibt es bald in allen Laͤnderen Europæ, ja ſelbs in Oſt- und Lebens-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0098" n="78"/> umgebende/ Bewegung/ je nach dem ſie ſich verhalten/ in denen Cryſtallen<lb/> ſelbs allerhand aͤnderungen verurſachet. Wer einem <hi rendition="#aq">Mechani</hi>ſchen Anfang/<lb/> oder Urſach/ der ſechseckichten Cryſtall-Figur nachdenken wil/ dem ſtehet es<lb/> frey/ gleich ich ſelbs die Freyheit genommen, hieruͤber meine muhtmaßlichen<lb/> Gedanken an den Tag zu legen in Hrn. <hi rendition="#aq">D. H. Diſſ. de Cryſtallis pag.</hi> 25.<lb/> wohin den Liebhaber weiſe; und mit ſtillſchweigen uͤbergehe/ wie vilerhand<lb/> bey der Cryſtallen Geſtalt vorfallende Begebenheiten koͤnnen auß gegebenen<lb/> Grundſaͤtzen aufgeloͤſet werden; mich auch nicht weiter aufhalte bey jener<lb/><hi rendition="#aq">Obſervation</hi> der Cryſtallgraͤberen/ daß die zugeſpizte Geſtalt der Cryſtallen<lb/> gemeinlich entſpreche der zugeſpizten Figur der Bergen ſelbs/ in welchen ſie<lb/> ſich finden.</p><lb/> <p>Jch hette noch vil von denen Cryſtallen bey zubringen/ welche villeicht<lb/> einem ein Vernuͤgen/ und zehen anderen einen Verdruß erwecken moͤchten/<lb/> welche Sachen derohalb/ weil ſie nicht vor jedermann ſeyn, verſpare auf ei-<lb/> nen anderen Anlas.</p><lb/> <p>Ehe ich aber diſe Materi beſchlieſſe/ muß ich nohtwendig geden-<lb/> ken zweyer merklicher Umſtaͤnden/ ſo bey denen Cryſtallen anzutreffen.<lb/> Der erſtere gehet an den Ohrt/ wo die groͤſten/ und meiſten/ Cryſtallen ſich<lb/> finden/ der andere die Zeichen/ worbey die Cryſtallgraͤber abnemmen/ daß<lb/> irgendwo Cryſtallminen verborgen ligen.</p><lb/> <p>Cryſtallen gibt es bald in allen Laͤnderen <hi rendition="#aq">Europæ,</hi> ja ſelbs in Oſt- und<lb/> Weſt Jndien/ wo immer Felſ- und Berghoͤlen/ oder Ertzgruben ſeyn/ da gibt<lb/> es Cryſtallgeburten; nirgends aber/ welches keklich behaubte/ finden ſich die<lb/> Cryſtallen in groͤſſerer Anzahl/ mehrerer Verſchiedenheit/ anſehenlicheren<lb/> Groͤſſe/ und ſchoͤneren Durchſichtigkeit/ als auf unſeren hoͤchſten <hi rendition="#aq">Helveti</hi>ſchen<lb/> Gebirgen/ ſo daß ich den Gotthard mit ſeinen naͤchſten Nachbaren kan mit<lb/> beſtem Fug nennen das Vatterland der Cryſtallen. Es ſcheinet diſen Um-<lb/> ſtand auch in acht genommen zu haben der groſſe Naturforſcher <hi rendition="#aq">Plinius,</hi><lb/> wann er <hi rendition="#aq">Hiſt. Nat. Lib. 37. cap.</hi> 2. alſo ſchreibet. <hi rendition="#aq">Oriens & hanc (<hi rendition="#i">Cryſtal-<lb/> lum</hi>) mittit, ſed Indicæ nulla præfertur. Naſcitur & in Aſia, viliſſima circa<lb/> Alabanda, & Ortoſiam, finitimisq́ue Montibus, item in Cypro: ſed lauda-<lb/> tiſſima in <hi rendition="#i">Europæ Alpium Jugis.</hi></hi> Und bald darauf. <hi rendition="#aq">Nos liquidò affirmare<lb/> poſſumus, in cautibus Alpium naſci, atque adeò inviis & plerunque ſune<lb/> pendentes eam extrahant</hi> Das iſt. <hi rendition="#fr">Es gibt auch Cryſtallen inde-<lb/> nen Laͤnderen gegen Aufgang/ nirgend aber ſo vortreffliche/<lb/> als in Jndien. Es wachſet diſer Stein auch in Aſien/ und/ aber<lb/> von geringem Wehrt/ um</hi> <hi rendition="#aq">Alabanden, Ortoſien,</hi> <hi rendition="#fr">und naͤchſtligen-<lb/> den Bergen/ ſo auch in Cypren. Der beruͤhmteſte aber kom-<lb/> met auß den</hi> hoͤchſten Alpgebirgen <hi rendition="#aq">Europæ,</hi> <hi rendition="#fr">allwo ſie oft mit groſſer</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">Lebens-</hi></fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [78/0098]
umgebende/ Bewegung/ je nach dem ſie ſich verhalten/ in denen Cryſtallen
ſelbs allerhand aͤnderungen verurſachet. Wer einem Mechaniſchen Anfang/
oder Urſach/ der ſechseckichten Cryſtall-Figur nachdenken wil/ dem ſtehet es
frey/ gleich ich ſelbs die Freyheit genommen, hieruͤber meine muhtmaßlichen
Gedanken an den Tag zu legen in Hrn. D. H. Diſſ. de Cryſtallis pag. 25.
wohin den Liebhaber weiſe; und mit ſtillſchweigen uͤbergehe/ wie vilerhand
bey der Cryſtallen Geſtalt vorfallende Begebenheiten koͤnnen auß gegebenen
Grundſaͤtzen aufgeloͤſet werden; mich auch nicht weiter aufhalte bey jener
Obſervation der Cryſtallgraͤberen/ daß die zugeſpizte Geſtalt der Cryſtallen
gemeinlich entſpreche der zugeſpizten Figur der Bergen ſelbs/ in welchen ſie
ſich finden.
Jch hette noch vil von denen Cryſtallen bey zubringen/ welche villeicht
einem ein Vernuͤgen/ und zehen anderen einen Verdruß erwecken moͤchten/
welche Sachen derohalb/ weil ſie nicht vor jedermann ſeyn, verſpare auf ei-
nen anderen Anlas.
Ehe ich aber diſe Materi beſchlieſſe/ muß ich nohtwendig geden-
ken zweyer merklicher Umſtaͤnden/ ſo bey denen Cryſtallen anzutreffen.
Der erſtere gehet an den Ohrt/ wo die groͤſten/ und meiſten/ Cryſtallen ſich
finden/ der andere die Zeichen/ worbey die Cryſtallgraͤber abnemmen/ daß
irgendwo Cryſtallminen verborgen ligen.
Cryſtallen gibt es bald in allen Laͤnderen Europæ, ja ſelbs in Oſt- und
Weſt Jndien/ wo immer Felſ- und Berghoͤlen/ oder Ertzgruben ſeyn/ da gibt
es Cryſtallgeburten; nirgends aber/ welches keklich behaubte/ finden ſich die
Cryſtallen in groͤſſerer Anzahl/ mehrerer Verſchiedenheit/ anſehenlicheren
Groͤſſe/ und ſchoͤneren Durchſichtigkeit/ als auf unſeren hoͤchſten Helvetiſchen
Gebirgen/ ſo daß ich den Gotthard mit ſeinen naͤchſten Nachbaren kan mit
beſtem Fug nennen das Vatterland der Cryſtallen. Es ſcheinet diſen Um-
ſtand auch in acht genommen zu haben der groſſe Naturforſcher Plinius,
wann er Hiſt. Nat. Lib. 37. cap. 2. alſo ſchreibet. Oriens & hanc (Cryſtal-
lum) mittit, ſed Indicæ nulla præfertur. Naſcitur & in Aſia, viliſſima circa
Alabanda, & Ortoſiam, finitimisq́ue Montibus, item in Cypro: ſed lauda-
tiſſima in Europæ Alpium Jugis. Und bald darauf. Nos liquidò affirmare
poſſumus, in cautibus Alpium naſci, atque adeò inviis & plerunque ſune
pendentes eam extrahant Das iſt. Es gibt auch Cryſtallen inde-
nen Laͤnderen gegen Aufgang/ nirgend aber ſo vortreffliche/
als in Jndien. Es wachſet diſer Stein auch in Aſien/ und/ aber
von geringem Wehrt/ um Alabanden, Ortoſien, und naͤchſtligen-
den Bergen/ ſo auch in Cypren. Der beruͤhmteſte aber kom-
met auß den hoͤchſten Alpgebirgen Europæ, allwo ſie oft mit groſſer
Lebens-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten03_1708 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten03_1708/98 |
Zitationshilfe: | Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweitzerlands. Bd. 3. Zürich, 1708, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten03_1708/98>, abgerufen am 16.02.2025. |