Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweitzerlands. Bd. 3. Zürich, 1708.N. 12.) (Den 23. Mart. 1707. Schweizerische Berg-Reisen. AUf dises Beding hin/ nach dem es die Anwohnere eingangen/ habe Von diser Bruck kamen wir bald in das Urseren-Urselen-Thal/ Vor-
N. 12.) (Den 23. Mart. 1707. Schweizeriſche Berg-Reiſen. AUf diſes Beding hin/ nach dem es die Anwohnere eingangen/ habe Von diſer Bruck kamen wir bald in das Urſeren-Urſelen-Thal/ Vor-
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N. 12.)
(Den 23. Mart. 1707.
Schweizeriſche
Berg-Reiſen.
AUf diſes Beding hin/ nach dem es die Anwohnere eingangen/ habe
der Satan die Bruck gebauet/ in Hoffnung guter Beut/ die Land-
leuhte aber/ liſtiger als ihr Verfuhrer/ weil ſie gefoͤrchtet/ es moͤchte zu
erſt ein Menſch uͤber die Bruck gehen/ und in des Teufels Netze fallen/ haben
einen Hund herbey gefuͤhret/ denſelben auf die andere ſeiten der Reüß durch
uͤbergeworffenes Stuͤck Brot geloket/ welcher/ als er auf die Bruck kommen/
von dem Teufel ſeye ergriffen/ und in tauſend Stuͤcke zerꝛiſſen worden. Die
Bruck aber ſeye geblieben/ zu groſſem Nutzen der Einheimſchen/ und Froͤm-
den. Hiermit aber habe die Tragedi noch nicht aufgehoͤrt/ es habe dem
Hoͤllenhund diſer unſchuldige Hunds-Biſſe nicht wol geſchmekt/ weilen er
ſein Abſehen hatte auf ein vernuͤnftiges Geſchoͤpft/ und deßwegen auß gefaß-
tem Zorn/ weil er ſich uͤberliſtet ſahe/ getrachtet ſein Gebaͤu widerum zu ver-
derben/ zu dem end dann einen ſchweren Felſen/ gleich ein anderer Atlas auf
ſeine Schulteren genommen/ um mit demſelben die Bruck einzuwerffen.
Aber auch diſer Anſchlag habe ihme gefehlet/ weilen ihme/ als er auf dem
Weg war/ ein heiliger Mann begegnet/ der ihne beſcholten/ und dahin ge-
bracht/ daß er den groſſen Felſen Stein muͤßte ablegen. Wer diſe Fabel
nicht glauben wil/ dem zeiget man annoch den Stein ſelbs an dem Weg/
unter Geſtinen. Die Hoͤhe der Teufelsbruck uͤber Geſtinen iſt 420. und uͤber
Altorff 1460. Zuͤrich. Schuhe/ uͤber dem Meer nach Mariotte 3194. und
nach Caſſino 3948. Pariſer Schuhe.
Von diſer Bruck kamen wir bald in das Urſeren-Urſelen-Thal/
Urſaria, Urſæra, Urſella Vallis; Es iſt diſes anmuhtige Thalgelaͤnd kaum
eine Meil breit/ und zwey lang/ bekleidet mit fetten/ graßreichen Weyden/
und Alpen/ welche/ nebſt dem Nutzen des taͤglichen Paſſes/ denen Einwohne-
ren verſchiedener Doͤrfferen zur Unterhaltung dienen. Allhier wachſen we-
gen rauher/ und wilden/ Hoͤhe von ſelbs keine Baͤume mehr/ alſo daß die
Einwohnere alles zum Bau noͤhtige Holz mit groſſer Muͤhe und Koſten
muͤſſen von Geſtinen/ und noch tieffer ligenden Ohrten herauf holen/ und in
deſſen in der Kuche ſich behelffen mit dem kleinen Geſtaͤud/ Alproſen/ Roſa
Alpina, Chamærhododendros, genant. Es were aber diſem Thal wol ein
Mittel zu zeigen/ mit welchem ſie ihren Brennholzmangel/ zu groſſem ihrem
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