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Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweitzerlands. Bd. 3. Zürich, 1708.

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auf welches folget Meitschligen. Jn mitten zwischen disen beyden Dörf-
feren zeigete uns unser Geleitsmann einen der Laüwinen halb gefährlichen
Paß/ bey welchem vor 2. Jahren einem Französ. Officier 22. Pferde/ samt
dem Knecht eingewiklet worden/ und alles/ aussert 4. Pferden/ die man noch
erretten konte/ zu Grund gangen.

Jenseit der Reüß kommet bey dem Dorff Riedt in Vorschein das
Dörfflein Jnsch/ und bey Meitschligen das Dörfflein Gurnellen.

nnert einer Stund kommet man in Weiler: und in gleichem Zeitraum
naher Wasen/ Wassen/ da in die Reüß sich ergiefset der Meyenbach/
welcher seinen Ursprung hat in benachbarten Berner-Gebirgen. Es ist die
Höhe dises Ohrts über Altorff den 28. Jun. gefunden worden 1040. Schu-
he/ welchem entsprechen 2615. Schuhe über das Meer nach Mariotte, nach
Cassino aber 3120.

Eine halbe Stund von Wasen ist Wattingen/ da man sihet die
Felsen Lager (Strata) nicht/ wie gemeinlich/ Waagrecht/ oder haldig ligen/
sondern aufrecht stehen.

Widerum innert einer halben Stund kommet man gen Gestinen/
einen schönen Flecken/ (also genant von den Gästen/ die etwann da einzu-
kehren pflegen) durch welchen ein auß den Gestiner Alpen/ und daselbstigen
Gletscheren kommender Bach fliesset/ und unter Gestinen seine Wasser der
Reüß übergibet. Jn diser Gegend grabet man vil

Crystallen/

wie dann in der Schöllinen vor wenig Jahren eine Crystall-Mine
entdekt worden/ darinn man vor 1500. fl. solcher Edlen Steinen auf ein-
mahl funden.

Reisen wir von Gestinen eine Stund weiter fort/ so kommen wir zur
Teüfelsbruck/ welche vorgestellet wird Tab. III. von diser Bruck erzellen
die Anwohnere folgende Fabel-gleiche Geschicht/ welche dem geehrten Leser
etwelches Liecht geben kan wegen benennung derselben. Es sollen die alten
Einwohnere des Urner Lands lang gerahtschlaget haben/ wie sie den ihnen
nohtwendigen Paß über die Reüß können auf sicheren Fuß setzen/ es seye aber
die Außführung sothanen Vorhabens ihnen schwer gemachet worden durch
die gächstotzige Tieffe hoher Felsen/ und Gefahr des Falls in unten durch-
fliessende/ und schaumende/ Reüß. Jn diser Berahtschlagung aber seye dar-
zwischen kommen der leidige Teufel/ welcher ihnen seine Dienst anerbotten/
und wirklich versprochen die Bewerkstelligung dessen/ so ihnen sonst fast un-
möglich/ wenigstens höchst gefährlich seye/ mit dem Gedinge aber/ daß sie/ die
Urner/ ihme herwider versprechen das/ was zu erst über die Brucke passiere. etc.

P. S. Hierbey ist zu haben ein Abriß der Teufelsbruck a 3. ß.

auf welches folget Meitſchligen. Jn mitten zwiſchen diſen beyden Doͤrf-
feren zeigete uns unſer Geleitsmann einen der Laüwinen halb gefaͤhrlichen
Paß/ bey welchem vor 2. Jahren einem Franzoͤſ. Officier 22. Pferde/ ſamt
dem Knecht eingewiklet worden/ und alles/ auſſert 4. Pferden/ die man noch
erꝛetten konte/ zu Grund gangen.

Jenſeit der Reüß kommet bey dem Dorff Riedt in Vorſchein das
Doͤrfflein Jnſch/ und bey Meitſchligen das Doͤrfflein Gurnellen.

nnert einer Stund kommet man in Weiler: und in gleichem Zeitraum
naher Waſen/ Waſſen/ da in die Reüß ſich ergiefſet der Meyenbach/
welcher ſeinen Urſprung hat in benachbarten Berner-Gebirgen. Es iſt die
Hoͤhe diſes Ohrts uͤber Altorff den 28. Jun. gefunden worden 1040. Schu-
he/ welchem entſprechen 2615. Schuhe uͤber das Meer nach Mariotte, nach
Caſſino aber 3120.

Eine halbe Stund von Waſen iſt Wattingen/ da man ſihet die
Felſen Lager (Strata) nicht/ wie gemeinlich/ Waagrecht/ oder haldig ligen/
ſondern aufrecht ſtehen.

Widerum innert einer halben Stund kommet man gen Geſtinen/
einen ſchoͤnen Flecken/ (alſo genant von den Gaͤſten/ die etwann da einzu-
kehren pflegen) durch welchen ein auß den Geſtiner Alpen/ und daſelbſtigen
Gletſcheren kommender Bach flieſſet/ und unter Geſtinen ſeine Waſſer der
Reüß uͤbergibet. Jn diſer Gegend grabet man vil

Cryſtallen/

wie dann in der Schoͤllinen vor wenig Jahren eine Cryſtall-Mine
entdekt worden/ darinn man vor 1500. fl. ſolcher Edlen Steinen auf ein-
mahl funden.

Reiſen wir von Geſtinen eine Stund weiter fort/ ſo kommen wir zur
Teüfelsbruck/ welche vorgeſtellet wird Tab. III. von diſer Bruck erzellen
die Anwohnere folgende Fabel-gleiche Geſchicht/ welche dem geehrten Leſer
etwelches Liecht geben kan wegen benennung derſelben. Es ſollen die alten
Einwohnere des Urner Lands lang gerahtſchlaget haben/ wie ſie den ihnen
nohtwendigen Paß uͤber die Reüß koͤnnen auf ſicheren Fuß ſetzen/ es ſeye aber
die Außfuͤhrung ſothanen Vorhabens ihnen ſchwer gemachet worden durch
die gaͤchſtotzige Tieffe hoher Felſen/ und Gefahr des Falls in unten durch-
flieſſende/ und ſchaumende/ Reüß. Jn diſer Berahtſchlagung aber ſeye dar-
zwiſchen kommen der leidige Teufel/ welcher ihnen ſeine Dienſt anerbotten/
und wirklich verſprochen die Bewerkſtelligung deſſen/ ſo ihnen ſonſt faſt un-
moͤglich/ wenigſtens hoͤchſt gefaͤhrlich ſeye/ mit dem Gedinge aber/ daß ſie/ die
Urner/ ihme herwider verſprechen das/ was zu erſt uͤber die Brucke paſſiere. ꝛc.

P. S. Hierbey iſt zu haben ein Abriß der Teufelsbruck a 3. ß.

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[(44)[44]/0054] auf welches folget Meitſchligen. Jn mitten zwiſchen diſen beyden Doͤrf- feren zeigete uns unſer Geleitsmann einen der Laüwinen halb gefaͤhrlichen Paß/ bey welchem vor 2. Jahren einem Franzoͤſ. Officier 22. Pferde/ ſamt dem Knecht eingewiklet worden/ und alles/ auſſert 4. Pferden/ die man noch erꝛetten konte/ zu Grund gangen. Jenſeit der Reüß kommet bey dem Dorff Riedt in Vorſchein das Doͤrfflein Jnſch/ und bey Meitſchligen das Doͤrfflein Gurnellen. nnert einer Stund kommet man in Weiler: und in gleichem Zeitraum naher Waſen/ Waſſen/ da in die Reüß ſich ergiefſet der Meyenbach/ welcher ſeinen Urſprung hat in benachbarten Berner-Gebirgen. Es iſt die Hoͤhe diſes Ohrts uͤber Altorff den 28. Jun. gefunden worden 1040. Schu- he/ welchem entſprechen 2615. Schuhe uͤber das Meer nach Mariotte, nach Caſſino aber 3120. Eine halbe Stund von Waſen iſt Wattingen/ da man ſihet die Felſen Lager (Strata) nicht/ wie gemeinlich/ Waagrecht/ oder haldig ligen/ ſondern aufrecht ſtehen. Widerum innert einer halben Stund kommet man gen Geſtinen/ einen ſchoͤnen Flecken/ (alſo genant von den Gaͤſten/ die etwann da einzu- kehren pflegen) durch welchen ein auß den Geſtiner Alpen/ und daſelbſtigen Gletſcheren kommender Bach flieſſet/ und unter Geſtinen ſeine Waſſer der Reüß uͤbergibet. Jn diſer Gegend grabet man vil Cryſtallen/ wie dann in der Schoͤllinen vor wenig Jahren eine Cryſtall-Mine entdekt worden/ darinn man vor 1500. fl. ſolcher Edlen Steinen auf ein- mahl funden. Reiſen wir von Geſtinen eine Stund weiter fort/ ſo kommen wir zur Teüfelsbruck/ welche vorgeſtellet wird Tab. III. von diſer Bruck erzellen die Anwohnere folgende Fabel-gleiche Geſchicht/ welche dem geehrten Leſer etwelches Liecht geben kan wegen benennung derſelben. Es ſollen die alten Einwohnere des Urner Lands lang gerahtſchlaget haben/ wie ſie den ihnen nohtwendigen Paß uͤber die Reüß koͤnnen auf ſicheren Fuß ſetzen/ es ſeye aber die Außfuͤhrung ſothanen Vorhabens ihnen ſchwer gemachet worden durch die gaͤchſtotzige Tieffe hoher Felſen/ und Gefahr des Falls in unten durch- flieſſende/ und ſchaumende/ Reüß. Jn diſer Berahtſchlagung aber ſeye dar- zwiſchen kommen der leidige Teufel/ welcher ihnen ſeine Dienſt anerbotten/ und wirklich verſprochen die Bewerkſtelligung deſſen/ ſo ihnen ſonſt faſt un- moͤglich/ wenigſtens hoͤchſt gefaͤhrlich ſeye/ mit dem Gedinge aber/ daß ſie/ die Urner/ ihme herwider verſprechen das/ was zu erſt uͤber die Brucke paſſiere. ꝛc. P. S. Hierbey iſt zu haben ein Abriß der Teufelsbruck a 3. ß.

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Zitationshilfe: Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweitzerlands. Bd. 3. Zürich, 1708, S. (44)[44]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten03_1708/54>, abgerufen am 22.11.2024.