Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweitzerlands. Bd. 3. Zürich, 1708.bey welchen allezeit vil Thiere anzutreffen/ und von uns selbs mit Lust ge-
Wann dise Natur-listige Thiere fähig weren einicher vernünftigen Lust/ Jn der unteren Fismat kame uns vor ein braun farber Kümmichstein. Lapis Frumentalis. von deme weitläuffig gehandlet oben Tom. I. pag. 101. Wir sezten unsere Reise fort durch die Obere/ und Untere Ohrt- Allhier nahmen wir unseren Abscheid von Hrn. Richter Tschudin/ Berg-Jägerische Geschicht/ an disem Ohrt eingeruket zu werden. Als er vor einichen Jahren in Begleit bey welchen allezeit vil Thiere anzutreffen/ und von uns ſelbs mit Luſt ge-
Wann diſe Natur-liſtige Thiere faͤhig weren einicher vernuͤnftigen Luſt/ Jn der unteren Fiſmat kame uns vor ein braun farber Kümmichſtein. Lapis Frumentalis. von deme weitlaͤuffig gehandlet oben Tom. I. pag. 101. Wir ſezten unſere Reiſe fort durch die Obere/ und Untere Ohrt- Allhier nahmen wir unſeren Abſcheid von Hrn. Richter Tſchudin/ Berg-Jaͤgeriſche Geſchicht/ an diſem Ohrt eingeruket zu werden. Als er vor einichen Jahren in Begleit <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0042" n="(32)[32]"/> <p>bey welchen allezeit vil Thiere anzutreffen/ und von uns ſelbs mit Luſt ge-<lb/> ſehen worden. Diſe wilde Berg Geiſſen kommen uns vor/ wie <hi rendition="#aq">Virgilio</hi> die<lb/> Zahmen <hi rendition="#aq">Æneid. <hi rendition="#g">IV.</hi></hi> 152.</p><lb/> <cit> <quote> <lg type="poem"> <l> <hi rendition="#aq">Poſtquam altos ventum in montes, atque invia Iuſtra,</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#aq">Ecce Feræ Saxi dejecti vertice Capræ</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#aq">Decurrêre Jugis.</hi> </l> </lg> </quote> </cit><lb/> <p>Wann diſe Natur-liſtige Thiere faͤhig weren einicher vernuͤnftigen Luſt/<lb/> ſo wurde ſie von umligenden Ohrten hieher treiben die angenehme Geſtaltſa-<lb/> me der Alp Fiſmat/ wann ſchon ſich keine Sultzlaͤckinen ſolten finden. Es ſein<lb/> groſſe/ ordentlich auf einander ligende Felſen ſo kunſtlich von dem Baumeiſter<lb/> der Natur ſelbs aufgerichtet/ daß ſie ein <hi rendition="#aq">Amphitheatrum,</hi> oder halbrunden<lb/> Schauplatz vorſtellen/ alſo aber/ daß hier und da zwiſchen denen Felswaͤnden<lb/> ſich finden gute Weiden/ und gaͤhe/ ihnen aber leicht erſteigliche Riſenen/<lb/> durch welche ſie der Jaͤgeren Nachſtellungen entgehen/ und in die Hoͤhe flie-<lb/> hen koͤnnen: An dem Fuß diſer Felßwaͤnden iſt ein beſtaͤndiger Schnee/ und<lb/> naͤchſt daran die beſten Weyden/ ſo daß denen Gemſen nichts fehlet von dem/<lb/> was zur Nahrung und Luſt dienen kan. Wie aber die Bergweiden/ oder<lb/> Alpen je eine hoͤher liget/ als die andere/ alſo auch hier iſt die <hi rendition="#fr">Fiſmat Alp</hi><lb/> zweyfach/ eine <hi rendition="#fr">Obere/</hi> und <hi rendition="#fr">Untere.</hi></p><lb/> <p>Jn der unteren Fiſmat kame uns vor ein braun farber</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#fr">Kümmichſtein.</hi> </head> <p> <hi rendition="#aq">Lapis Frumentalis.</hi> </p><lb/> <p>von deme weitlaͤuffig gehandlet oben <hi rendition="#aq">Tom. I. pag.</hi> 101.</p><lb/> <p>Wir ſezten unſere Reiſe fort durch die <hi rendition="#fr">Obere/</hi> und <hi rendition="#fr">Untere Ohrt-<lb/> halden/</hi> und <hi rendition="#fr">Guferen/</hi> und nahmen unſer Mittagmahl in dem Thal/<lb/> und Hütten <hi rendition="#fr">Gemſchfayr/</hi> allwo wir die hoͤhe des Quekſilbers hatten 20.<lb/> Zoll/ 1½. Scrup. und darauß abnahmen/ daß wir uͤber die Alp <hi rendition="#fr">Baͤren-<lb/> boden</hi> weren 680. und uͤber <hi rendition="#fr">Lintthal</hi> 2680. Zuͤricher Schuhe: uͤber dem<lb/> Meer nach <hi rendition="#aq">Mariotte</hi> 5070. nach <hi rendition="#aq">Caſſino</hi> 6852. Pariſer Schuhe.</p><lb/> <p>Allhier nahmen wir unſeren Abſcheid von Hrn. Richter <hi rendition="#fr">Tſchudin/</hi><lb/> und Meiſter <hi rendition="#fr">Caſpar Stoͤri/</hi> einem erfahrnen/ aufrichtigen/ Gems-Jaͤger/<lb/> welcher auf eine Zeit durch ſonderbare Guͤtige vorſehung Gottes auß ſeines<lb/> Lebens Gefahr erꝛettet worden. Es verdienet diſe</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#fr">Berg-Jaͤgeriſche Geſchicht/</hi> </head><lb/> <p>an diſem Ohrt eingeruket zu werden. Als er vor einichen Jahren in Begleit<lb/> zwey anderer Jaͤgeren denen Gemſen nachſtellete/ und uͤber die Gletſcher<lb/> in der Limmeren Alp zu gehen hatte fiele er urploͤtzlich/ als er ſich deſſen am<lb/> wenigſten verſehen/ und ſicher auf dem Schnee einherzugehen vermeinte/<lb/> in eine tieffe Eis ſchrunden/ oder Spalt. ꝛc.</p> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [(32)[32]/0042]
bey welchen allezeit vil Thiere anzutreffen/ und von uns ſelbs mit Luſt ge-
ſehen worden. Diſe wilde Berg Geiſſen kommen uns vor/ wie Virgilio die
Zahmen Æneid. IV. 152.
Poſtquam altos ventum in montes, atque invia Iuſtra,
Ecce Feræ Saxi dejecti vertice Capræ
Decurrêre Jugis.
Wann diſe Natur-liſtige Thiere faͤhig weren einicher vernuͤnftigen Luſt/
ſo wurde ſie von umligenden Ohrten hieher treiben die angenehme Geſtaltſa-
me der Alp Fiſmat/ wann ſchon ſich keine Sultzlaͤckinen ſolten finden. Es ſein
groſſe/ ordentlich auf einander ligende Felſen ſo kunſtlich von dem Baumeiſter
der Natur ſelbs aufgerichtet/ daß ſie ein Amphitheatrum, oder halbrunden
Schauplatz vorſtellen/ alſo aber/ daß hier und da zwiſchen denen Felswaͤnden
ſich finden gute Weiden/ und gaͤhe/ ihnen aber leicht erſteigliche Riſenen/
durch welche ſie der Jaͤgeren Nachſtellungen entgehen/ und in die Hoͤhe flie-
hen koͤnnen: An dem Fuß diſer Felßwaͤnden iſt ein beſtaͤndiger Schnee/ und
naͤchſt daran die beſten Weyden/ ſo daß denen Gemſen nichts fehlet von dem/
was zur Nahrung und Luſt dienen kan. Wie aber die Bergweiden/ oder
Alpen je eine hoͤher liget/ als die andere/ alſo auch hier iſt die Fiſmat Alp
zweyfach/ eine Obere/ und Untere.
Jn der unteren Fiſmat kame uns vor ein braun farber
Kümmichſtein. Lapis Frumentalis.
von deme weitlaͤuffig gehandlet oben Tom. I. pag. 101.
Wir ſezten unſere Reiſe fort durch die Obere/ und Untere Ohrt-
halden/ und Guferen/ und nahmen unſer Mittagmahl in dem Thal/
und Hütten Gemſchfayr/ allwo wir die hoͤhe des Quekſilbers hatten 20.
Zoll/ 1½. Scrup. und darauß abnahmen/ daß wir uͤber die Alp Baͤren-
boden weren 680. und uͤber Lintthal 2680. Zuͤricher Schuhe: uͤber dem
Meer nach Mariotte 5070. nach Caſſino 6852. Pariſer Schuhe.
Allhier nahmen wir unſeren Abſcheid von Hrn. Richter Tſchudin/
und Meiſter Caſpar Stoͤri/ einem erfahrnen/ aufrichtigen/ Gems-Jaͤger/
welcher auf eine Zeit durch ſonderbare Guͤtige vorſehung Gottes auß ſeines
Lebens Gefahr erꝛettet worden. Es verdienet diſe
Berg-Jaͤgeriſche Geſchicht/
an diſem Ohrt eingeruket zu werden. Als er vor einichen Jahren in Begleit
zwey anderer Jaͤgeren denen Gemſen nachſtellete/ und uͤber die Gletſcher
in der Limmeren Alp zu gehen hatte fiele er urploͤtzlich/ als er ſich deſſen am
wenigſten verſehen/ und ſicher auf dem Schnee einherzugehen vermeinte/
in eine tieffe Eis ſchrunden/ oder Spalt. ꝛc.
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Zitationshilfe: | Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweitzerlands. Bd. 3. Zürich, 1708, S. (32)[32]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten03_1708/42>, abgerufen am 16.02.2025. |