Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweitzerlands. Bd. 3. Zürich, 1708.und Schwanden in gleichem Horizont ligen/ weilen versicheret bin/ das Ehe wir von Schwanden verreisen/ wollen wir einen Historisch- Von dem Freyberg. um so vil mehr verpflichten wir uns hierzu/ weilen unsere heutige Reise auf-
und Schwanden in gleichem Horizont ligen/ weilen verſicheret bin/ das Ehe wir von Schwanden verꝛeiſen/ wollen wir einen Hiſtoriſch- Von dem Freyberg. um ſo vil mehr verpflichten wir uns hierzu/ weilen unſere heutige Reiſe auf-
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und Schwanden in gleichem Horizont ligen/ weilen verſicheret bin/ das
Schwanden hoͤher als Glarus/ weilen von dort hieher die Linth allezeit in
die Tieffe flieſſet/ und kan gar leicht uͤbernacht an einem/ oder anderen Ohrt
die Luftſpher eine aͤnderung außgeſtanden/ und dem Quekſilber mitgetheilt
haben/ ſo daß die Vergleichung der Obſervationen zwiſchen heutigen/ und
geſtrigem Tag auf zimlich ungewiſſen Fuͤſſen ſtehet, und alſo die heutige
Prob allein uns dienen wird vor den heutigen Tag.
Ehe wir von Schwanden verꝛeiſen/ wollen wir einen Hiſtoriſch-
Politiſchen Bericht einholen
Von dem Freyberg.
um ſo vil mehr verpflichten wir uns hierzu/ weilen unſere heutige Reiſe
laͤngſt demſelben hingehet/ und wir deßwegen ihne auch vorgeſtellet haben in
unſerer Glarneriſchen Land-Charte/ welche oben bereits dargebotten wor-
den. Es ſein die Gemſe ſehr forchtſame Thier/ und allezeit in der Flucht/
worzu ſie ein jedes rauſchendes Blatt bewegen kan/ aller Ohrten iſt man
ihnen aufſaͤtzig/ ſie ſein nirgends/ auch nicht auf den hoͤchſten/ bald unerſteig-
lichen/ Felſen/ vor der Jaͤgeren liſtigen/ und doch muͤheſamſten/ Nachſtellun-
gen ſicher. Jn der ganzen Schweiz iſt bald ihr einiges Fluchthauß der
Freyberg im Glarnerland/ nebſt dem Wiggis/ Wyggis/ Weig-
gis/ welcher auch zu einem Freyberg gemachet worden An. 1663. im Mo-
nat Majo. Es hat die Landleuhte von dem Glarner Canton nebſt dem
Nutzen/ der auf das ganze Land ſich erſtreket/ veranlaſet/ den Freyberg
zu einer Fluchtſtatt der Gemsthieren zu machen/ die kommliche Situation
deſſelben/ als der einer ſeits eingeſchloſſen von der Linth/ anderſeits von der
Sernft/ zweyen Flüſſen/ uͤber welche die Gemſe ſich nicht wagen doͤrffen/
um ſo vil weniger/ weilen ſie deßwegen muͤßten ſich in die Thaͤler hinab laſ-
ſen/ welches der Natur diſes Hochgewilds zu wilder. Hinderſich gegen den
Auſſerbirgen/ ſo auſſer dem Freyberg ſeyn/ ſein die Graͤnzen deſſelben
hinder Linthal/ bey der ſo genanten Baumgartenwand gegen Baͤchi.
Jn einer Democratiſchen Regierung/ wie die Glarneriſche iſt/ ſcheinet ein
ſolcher Wildbahn etwas ſeltſames/ und des gemeinen Landvolks Freyheit
zuwider; wann man aber den Endzweck diſer ſonſt ſcharffen Satzung/
welche der Ehren Verlurſt/ und Leibes Straff auf die Ubertrettere ſetzet/
recht betrachtet/ ſo wird man finden/ daß diſes Verbott zu groſſen Ehren/
und allgemeinem Nutzen des Lands dienet. Dann hierdurch die Gemsthiere
allen Landleuhten gemein werden/ welche ſonſt/ wo alles zu ſchieſſen erlaubt
were/ allein durch etlicher Jaͤgeren Hande denen wolbemittleten Haͤuſeren
zugebracht/ und diſes Gewild ſelbs auß denen Glarneriſchen in die Urner-
Gebirge gejagt wurde. Es iſt namlich eine Grund- und Land-Satzung
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