Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweitzerlands. Bd. 3. Zürich, 1708.la pulchritudinis umbra, artis aut consilij nullum vestigium. Burnet. Theor. la pulchritudinis umbra, artis aut conſilij nullum veſtigium. Burnet. Theor. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0214" n="180"/><hi rendition="#aq">la pulchritudinis umbra, artis aut conſilij nullum veſtigium. Burnet. Theor.<lb/> Tellu. fact. p.</hi> 48. Erſtaunet hier/ geehrte Leſer/ und Anſchauere unſerer<lb/> Bergen! uͤber die wunderſame Weißheit des groſſen Gottes/ als oberſten<lb/> Werkmeiſters! ſehet hier eine <hi rendition="#aq">mechan</hi>iſche Bauart/ welche alle Kraͤfte der<lb/> Natur/ und Kunſt/ geſchweige des <hi rendition="#aq">Epicurei</hi>ſchen <hi rendition="#aq">caſus,</hi> oder Zufalls/ unendt-<lb/> lich weit uͤbertrift! Hier haben keinen Plaz die bekanten <hi rendition="#aq">Corinthi</hi>ſchen, <hi rendition="#aq">Dori-</hi><lb/> ſchen, <hi rendition="#aq">Joni</hi>ſchen, <hi rendition="#aq">Romani</hi>ſchen/ und <hi rendition="#aq">Toſcani</hi>ſchen Ordnungen/ welche geringe<lb/> Uberbleibſelen ſollen ſeyn der ſechßten Heiligen Ordnung derjenigen Saͤulen/<lb/> welche geſtanden in dem Tempel Salomons. Diſe ordentliche Ordnungen<lb/> ſeyn hier alle zugering. Allhieſiger <hi rendition="#aq">Ordo</hi> iſt <hi rendition="#aq">inordinatus,</hi> eine unordentliche<lb/> Ordnung/ eine Ordnung/ welche zum Fundament hat die groͤſte Verwirꝛung/<lb/> gleich in jenem Zimmer eines Fuͤrſtlichen Pallaſts/ welches mit Fleis und<lb/> groͤſter Kunſt alſo gebauet war/ daß es denen/ ſo hinein giengen/ ſchiene/ als ob<lb/> alles wolte einfallen. Jch bitte mir die Freyheit auß/ ſelbs die herꝛlichen<lb/> Wort einzufuͤhren jenes Jeſuiten <hi rendition="#aq">Danielis Bartoli Ricreat del Savio cap. 8. p.<lb/> m. 115. Souviemmi d’haver veduto in un Palagio di Ricreatione d’un Prin-<lb/> cipe, fra le altere belliſſime cose una particolar Camera tutta finta a capriccio<lb/> di rovine, con un nuovo ſtile d’Architettura, che ben potrebbe chiamarſi l’Or-<lb/> dine Scompoſto, e da adoperarvi non meno ingegno, e giudicio, che ne gli alt-<lb/> ri, dovendoſi dare unità al diſſipato, gratia al deforme, regola allo ſconcio,<lb/> ſimmetria allo ſconcertato, earte al caſo. In entrarvi cagiona horrore edilet-<lb/> to, il vederſi diroccata in ſu’l Capo una fabbrica rovinante, ſe non che, nel ca-<lb/> dere, ſconcrateſi, aventura come moſtra lo ſtrano andamento delle pendenze,<lb/> l’una parte slogata con altra, tutta in pie ſi ſoſtiene, poſando bizarramente ſo-<lb/> pra membra non proprie, e pur coſi bene adatte, che l’occhio non che riſentir-<lb/> ſene come a moſtruoſità, ſommamente gode, trovata una non piú veduta ſpe-<lb/> zie di proportione, e di bellezza, nella diformità, e nella proportione. Jo per<lb/> me credo, ehe chi ne formò il diſegno, vi ſtudiaſſe intorno il doppio piú, che<lb/> a una fabrica ben’ ordinata; ma non è da ognuno l’intenderne il Magiſtero.</hi><lb/> So mag dann unſere Bergbaukunſt wol mit <hi rendition="#aq">Bartoli</hi> genennet werden <hi rendition="#aq">Un<lb/> nuovo ordine d’ Architettura Scom poſto, e perciò piu artificioſamente com-<lb/> poſto.</hi> Die Werke Gottes ſcheinen mehrmal dem auſſeren Anſehen nach ein-<lb/> faltig/ und zeigen aber in diſer ihrer Einfalt die groͤſte Kunſtgebaͤue/ die einzu-<lb/> fallen ſcheinẽ alle augenblik/ und ſtehen aufrecht ſint etlich 1000. Jahren; ſa-<lb/> chen/ welche uns Menſchen ſcheinen gemachet ſeyn durch eine vilfaltigverwi-<lb/> kelte Weißheit/ kommen/ wann man ſie genau unterſuchet/ einfaltig herauß.<lb/> Zu einem Exempel koͤnte uns dienen das ganze Weltgebaͤu.</p> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [180/0214]
la pulchritudinis umbra, artis aut conſilij nullum veſtigium. Burnet. Theor.
Tellu. fact. p. 48. Erſtaunet hier/ geehrte Leſer/ und Anſchauere unſerer
Bergen! uͤber die wunderſame Weißheit des groſſen Gottes/ als oberſten
Werkmeiſters! ſehet hier eine mechaniſche Bauart/ welche alle Kraͤfte der
Natur/ und Kunſt/ geſchweige des Epicureiſchen caſus, oder Zufalls/ unendt-
lich weit uͤbertrift! Hier haben keinen Plaz die bekanten Corinthiſchen, Dori-
ſchen, Joniſchen, Romaniſchen/ und Toſcaniſchen Ordnungen/ welche geringe
Uberbleibſelen ſollen ſeyn der ſechßten Heiligen Ordnung derjenigen Saͤulen/
welche geſtanden in dem Tempel Salomons. Diſe ordentliche Ordnungen
ſeyn hier alle zugering. Allhieſiger Ordo iſt inordinatus, eine unordentliche
Ordnung/ eine Ordnung/ welche zum Fundament hat die groͤſte Verwirꝛung/
gleich in jenem Zimmer eines Fuͤrſtlichen Pallaſts/ welches mit Fleis und
groͤſter Kunſt alſo gebauet war/ daß es denen/ ſo hinein giengen/ ſchiene/ als ob
alles wolte einfallen. Jch bitte mir die Freyheit auß/ ſelbs die herꝛlichen
Wort einzufuͤhren jenes Jeſuiten Danielis Bartoli Ricreat del Savio cap. 8. p.
m. 115. Souviemmi d’haver veduto in un Palagio di Ricreatione d’un Prin-
cipe, fra le altere belliſſime cose una particolar Camera tutta finta a capriccio
di rovine, con un nuovo ſtile d’Architettura, che ben potrebbe chiamarſi l’Or-
dine Scompoſto, e da adoperarvi non meno ingegno, e giudicio, che ne gli alt-
ri, dovendoſi dare unità al diſſipato, gratia al deforme, regola allo ſconcio,
ſimmetria allo ſconcertato, earte al caſo. In entrarvi cagiona horrore edilet-
to, il vederſi diroccata in ſu’l Capo una fabbrica rovinante, ſe non che, nel ca-
dere, ſconcrateſi, aventura come moſtra lo ſtrano andamento delle pendenze,
l’una parte slogata con altra, tutta in pie ſi ſoſtiene, poſando bizarramente ſo-
pra membra non proprie, e pur coſi bene adatte, che l’occhio non che riſentir-
ſene come a moſtruoſità, ſommamente gode, trovata una non piú veduta ſpe-
zie di proportione, e di bellezza, nella diformità, e nella proportione. Jo per
me credo, ehe chi ne formò il diſegno, vi ſtudiaſſe intorno il doppio piú, che
a una fabrica ben’ ordinata; ma non è da ognuno l’intenderne il Magiſtero.
So mag dann unſere Bergbaukunſt wol mit Bartoli genennet werden Un
nuovo ordine d’ Architettura Scom poſto, e perciò piu artificioſamente com-
poſto. Die Werke Gottes ſcheinen mehrmal dem auſſeren Anſehen nach ein-
faltig/ und zeigen aber in diſer ihrer Einfalt die groͤſte Kunſtgebaͤue/ die einzu-
fallen ſcheinẽ alle augenblik/ und ſtehen aufrecht ſint etlich 1000. Jahren; ſa-
chen/ welche uns Menſchen ſcheinen gemachet ſeyn durch eine vilfaltigverwi-
kelte Weißheit/ kommen/ wann man ſie genau unterſuchet/ einfaltig herauß.
Zu einem Exempel koͤnte uns dienen das ganze Weltgebaͤu.
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