Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweitzerlands. Bd. 3. Zürich, 1708.und Kinderen ihre Wohnungen verlassen/ weilen sie darinn nicht vermeint
Dise Bergwasser Geschicht/ welche auch zum Theil unter die Rufenen Von Nider Urnen reißten wir weiters fort auf Ober Urnen/ Weiters kamen wir auf Näfels/ Nefels/ Nähenfels/ Navalia, P. S. Dem geehreen Leser kan zu einem Wegweiser dienen eine besondere Chart vom Glarnerland/ und Kinderen ihre Wohnungen verlaſſen/ weilen ſie darinn nicht vermeint
Diſe Bergwaſſer Geſchicht/ welche auch zum Theil unter die Rufenen Von Nider Urnen reißten wir weiters fort auf Ober Urnen/ Weiters kamen wir auf Naͤfels/ Nefels/ Naͤhenfels/ Navalia, P. S. Dem geehreen Leſer kan zu einem Wegweiſer dienen eine beſondere Chart vom Glarnerland/ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0015" n="(8)[8]"/> und Kinderen ihre Wohnungen verlaſſen/ weilen ſie darinn nicht vermeint<lb/> ſicher zuſeyn. Die Wieſen/ Felder/ und Gaͤrten wurden mit Steinen/<lb/> Sand/ und abgefuͤhrtem Holz uͤberfuͤhret. Und ware noch ein groſſes Glük/<lb/> daß der Bach nicht in ſeinem Runß geblieben/ ſondern auſſer dem Dorff ſich<lb/> zertheilet/ dann ſonſt das ganze Dorff in Gefahr des Untergangs were ge-<lb/> ſetzet worden/ weilen nach der Aelpleren Außſag/ ſo dem Wolkenbruch/ und<lb/> Hagelwetter auf den Bergen eigentlich zu ſehen koͤnnen/ die Bergwaſſer<lb/> Haͤuſer-ja Thürnen hoch aufgewachſen/ und die groͤſten Felſen/ mit unſag-<lb/> lich vil Tannen- und anderen Baͤumen auß dem Grund geriſſen/ und mit<lb/> fortgefuͤhret haben. Bey diſem Unglük koͤnten ſich wol die Nider Urner zu-<lb/> eignen jene Verſe des beruͤhmten <hi rendition="#aq">Virgilii.</hi></p><lb/> <cit> <quote> <lg type="poem"> <l> <hi rendition="#aq">Tunc etiam immenſum Cælo venit Agmen Aquarum</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#aq">Et fœdam glomerant Tempeſtatem imbribus atris,</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#aq">Collectæ ex alto Nubes: ruit arduus Æther.</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#aq">Et pluvia ingenti Sata læta, Boumq́ue labores</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#aq">Diluit: implentur Foſſæ, & cava Flumina creſcunt</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#aq">Cum Sonitu &c.</hi> <hi rendition="#et">Oder beſſer</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#aq">— Rapidus montano Flumine Torrens,</hi> </hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#aq">Sternit Agros, ſternit Sata læta, Boumq́ue Labores,</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#aq">Præcipitesq́ue trahit Sylvas. Stupet inſcius alto</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#aq">Accipiens Sonitum — — de vertice Paſtor.</hi> </l> </lg> </quote> </cit><lb/> <p>Diſe Bergwaſſer Geſchicht/ welche auch zum Theil unter die Rufenen<lb/> zu zellen/ berichte/ wie ſie mir uͤberſchrieben worden von dem Ehrw. Hrn.<lb/><hi rendition="#fr">Joh. Heinrich Faͤſi/</hi> domahligen treueiferigen Seelſorger der betruͤbten<lb/> Gemeind/ nun Pfarꝛer zu Hedingen/ Zuͤricher-Gebieths/ unterm 1. Sept.<lb/> 1703.</p><lb/> <p>Von <hi rendition="#fr">Nider Urnen</hi> reißten wir weiters fort auf <hi rendition="#fr">Ober Urnen/</hi><lb/> bey welchem Dorff ehemahls geſtanden ein Schloß <hi rendition="#fr">Vorburg</hi> genant.<lb/> Es iſt diß Dorff Pfarꝛgenoͤſſig gen Naͤfels.</p><lb/> <p>Weiters kamen wir auf <hi rendition="#fr">Naͤfels/ Nefels/ Naͤhenfels/</hi> <hi rendition="#aq">Navalia,</hi><lb/> einen ſchoͤnen Flecken/ bey welchem eine Bruk uͤber die Linth/ die auf <hi rendition="#fr">We-<lb/> ſen/</hi> oder <hi rendition="#fr">Molliß</hi> hinfuͤhret. Jn diſem Naͤfels/ welches ſeinen Nammen<lb/> hat <hi rendition="#aq">à Navibus,</hi> als eine alte Schifflaͤnde/ oder vo naͤchſtgelegenen Felſen/ iſt<lb/> ſehenswirdig der <hi rendition="#fr">Fraͤuleriſche</hi> Pallaſt/ und nahe bey dem Flecken die mit<lb/> Creuzen bezeichnete Wallſtatt/ auf welcher An. 1388. den 9. Aprel von 350.<lb/> Landleuhten 15000. Oeſterꝛeicher/ ſo unter Hr. Donat Grafen zu Tocken-<lb/> burg/ und Peter von Torberg von Weſen außgezogen/ geſchlagen/ und in die<lb/> Flucht gejagt worden; zu welches herꝛlichen Siegs Andenken alljaͤhrlich auf<lb/> den erſten Donnerstag im Aprel die ſo genante <hi rendition="#fr">Naͤfelſer Fahrt</hi> gehalten<lb/> wird. ꝛc.</p><lb/> <p><hi rendition="#aq">P. S.</hi> Dem geehreen Leſer kan zu einem Wegweiſer dienen eine beſondere Chart vom Glarnerland/<lb/> a z. ß.</p> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [(8)[8]/0015]
und Kinderen ihre Wohnungen verlaſſen/ weilen ſie darinn nicht vermeint
ſicher zuſeyn. Die Wieſen/ Felder/ und Gaͤrten wurden mit Steinen/
Sand/ und abgefuͤhrtem Holz uͤberfuͤhret. Und ware noch ein groſſes Glük/
daß der Bach nicht in ſeinem Runß geblieben/ ſondern auſſer dem Dorff ſich
zertheilet/ dann ſonſt das ganze Dorff in Gefahr des Untergangs were ge-
ſetzet worden/ weilen nach der Aelpleren Außſag/ ſo dem Wolkenbruch/ und
Hagelwetter auf den Bergen eigentlich zu ſehen koͤnnen/ die Bergwaſſer
Haͤuſer-ja Thürnen hoch aufgewachſen/ und die groͤſten Felſen/ mit unſag-
lich vil Tannen- und anderen Baͤumen auß dem Grund geriſſen/ und mit
fortgefuͤhret haben. Bey diſem Unglük koͤnten ſich wol die Nider Urner zu-
eignen jene Verſe des beruͤhmten Virgilii.
Tunc etiam immenſum Cælo venit Agmen Aquarum
Et fœdam glomerant Tempeſtatem imbribus atris,
Collectæ ex alto Nubes: ruit arduus Æther.
Et pluvia ingenti Sata læta, Boumq́ue labores
Diluit: implentur Foſſæ, & cava Flumina creſcunt
Cum Sonitu &c. Oder beſſer
— Rapidus montano Flumine Torrens,
Sternit Agros, ſternit Sata læta, Boumq́ue Labores,
Præcipitesq́ue trahit Sylvas. Stupet inſcius alto
Accipiens Sonitum — — de vertice Paſtor.
Diſe Bergwaſſer Geſchicht/ welche auch zum Theil unter die Rufenen
zu zellen/ berichte/ wie ſie mir uͤberſchrieben worden von dem Ehrw. Hrn.
Joh. Heinrich Faͤſi/ domahligen treueiferigen Seelſorger der betruͤbten
Gemeind/ nun Pfarꝛer zu Hedingen/ Zuͤricher-Gebieths/ unterm 1. Sept.
1703.
Von Nider Urnen reißten wir weiters fort auf Ober Urnen/
bey welchem Dorff ehemahls geſtanden ein Schloß Vorburg genant.
Es iſt diß Dorff Pfarꝛgenoͤſſig gen Naͤfels.
Weiters kamen wir auf Naͤfels/ Nefels/ Naͤhenfels/ Navalia,
einen ſchoͤnen Flecken/ bey welchem eine Bruk uͤber die Linth/ die auf We-
ſen/ oder Molliß hinfuͤhret. Jn diſem Naͤfels/ welches ſeinen Nammen
hat à Navibus, als eine alte Schifflaͤnde/ oder vo naͤchſtgelegenen Felſen/ iſt
ſehenswirdig der Fraͤuleriſche Pallaſt/ und nahe bey dem Flecken die mit
Creuzen bezeichnete Wallſtatt/ auf welcher An. 1388. den 9. Aprel von 350.
Landleuhten 15000. Oeſterꝛeicher/ ſo unter Hr. Donat Grafen zu Tocken-
burg/ und Peter von Torberg von Weſen außgezogen/ geſchlagen/ und in die
Flucht gejagt worden; zu welches herꝛlichen Siegs Andenken alljaͤhrlich auf
den erſten Donnerstag im Aprel die ſo genante Naͤfelſer Fahrt gehalten
wird. ꝛc.
P. S. Dem geehreen Leſer kan zu einem Wegweiſer dienen eine beſondere Chart vom Glarnerland/
a z. ß.
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Zitationshilfe: | Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweitzerlands. Bd. 3. Zürich, 1708, S. (8)[8]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten03_1708/15>, abgerufen am 16.02.2025. |