Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweitzerlands. Bd. 3. Zürich, 1708.tis/ Disertina, Desertina, Disetis/ Diserntis/ Desertum ubi cella est, Von Tavetsch sezten wir unsere Reise weiters fort bis S. Anna/ allwo Ehe wir von hier verreisen/ müssen wir gedenken Der Resoane/ oder Kornleiter welche vor unserem Losament aufgericht stehet/ in Pündten/ Walliß/ und Den 2. Augstm. sind wir von S. Anna dem vorderen Rhein nach tis/ Diſertina, Deſertina, Diſetis/ Diſerntis/ Deſertum ubi cella eſt, Von Tavetſch ſezten wir unſere Reiſe weiters fort bis S. Anna/ allwo Ehe wir von hier verꝛeiſen/ muͤſſen wir gedenken Der Reſoane/ oder Kornleiter welche vor unſerem Loſament aufgericht ſtehet/ in Puͤndten/ Walliß/ und Den 2. Augſtm. ſind wir von S. Anna dem vorderen Rhein nach <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0111" n="88"/><hi rendition="#fr">tis/</hi><hi rendition="#aq">Diſertina, Deſertina,</hi><hi rendition="#fr">Diſetis/ Diſerntis/</hi><hi rendition="#aq">Deſertum ubi cella eſt,<lb/> Benedicti</hi>ner Ordens/ allwo ſich der <hi rendition="#fr">vordere Rhein</hi> mit dem <hi rendition="#fr">Mittleren</hi><lb/> vereiniget. Der Weg durch das ganze zwiſchen hohen Bergen eingeſchloſſe-<lb/> ne Thal ab/ iſt zimlich eben/ und luſtig. Unſer dißmalige Marſch aber gien-<lb/> ge weiters nicht/ als bis auf Curalia/ dann wir da uͤber eine hohe von<lb/> Steinen gewoͤlbte Bruk uͤber den Rhein giengen/ und den Berg auf uͤber<lb/> das Dorf <hi rendition="#aq">Bucinengo</hi> kamen nacher <hi rendition="#fr">Tavetſch/</hi> welches in Latein heiſſet <hi rendition="#aq">Ae-<lb/> tuatius vicus, Aetuatium,</hi> und aber annoch den alten Nahmen der <hi rendition="#aq">Ætuati</hi>eren<lb/> behaltet. Es ſein diſere Voͤlker <hi rendition="#aq">Aetuati, Antuates,</hi> oder <hi rendition="#aq">Nantuates,</hi> ſo bey<lb/> dem Urſprung des Rheins ligen/ wol zu unterſcheiden von denen <hi rendition="#aq">Nantuatis,</hi><lb/> welche <hi rendition="#aq">Cæſar</hi> im Anfang ſeines <hi rendition="#aq">Com. III.</hi> ſezet unter denen <hi rendition="#aq">Sedunis</hi> und <hi rendition="#aq">Ve-<lb/> ragris,</hi> Ober- und Under-Walliſſer; und heiſſet Tſchudius jene <hi rendition="#aq">Aetuatios<lb/> anteriores,</hi> die <hi rendition="#fr">vorderen</hi> <hi rendition="#aq">Aetuati</hi>er/ oder Tavetſcher/ zum Unterſcheid der<lb/><hi rendition="#fr">hinderen/</hi> <hi rendition="#aq">Aetuatiorum ſeu Nantuatiorum poſteriorum,</hi> welche von dem Ur-<lb/> ſprung des hinderen Rheins ſich erſtreken bis zum Einfluß des vorderen/ hie-<lb/> mit durch den Rheinwald/ Schamſer Thal/ und Domleſchg bis gen Rei-<lb/> chenau.</p><lb/> <p>Von Tavetſch ſezten wir unſere Reiſe weiters fort bis S. Anna/ allwo<lb/> wir das Nachtlager nahmen. Die Hoͤhe des Quekſilbers funden wir hier<lb/> 23. Zoll/ 7½. Lin. Paris. worauß wir abnahmen/ daß wir niderer waͤren als<lb/> S. Maria/ von dannen wir heut fruͤhe verꝛeiſet 880. Zuͤricher Schuhe/ als<lb/> Foggio 1200. Gothard 1360. Altorff 1963. Jn der graduation Tafel der<lb/> Koͤniglichen Geſellſchaft entſprechen nach Mariotte 3360. nach Caſſino<lb/> 5982. Pariſ. Schuhe uͤber das Meer.</p><lb/> <p>Ehe wir von hier verꝛeiſen/ muͤſſen wir gedenken</p> </div><lb/> <div n="2"> <head>Der <hi rendition="#fr">Reſoane/</hi> oder <hi rendition="#fr">Kornleiter</hi></head><lb/> <p>welche vor unſerem Loſament aufgericht ſtehet/ in Puͤndten/ Walliß/ und<lb/> benachbarten mehreren Thaͤleren gemein/ bey uns aber unbekandt. Der ge-<lb/> ehrte Leſer wird diſe Machine abgezeichnet finden in der erſten Tafel von<lb/> Cryſtallen/ <hi rendition="#aq">Lit. A.</hi> Sie dienet diſen Bergvoͤlkeren an ſtatt der Scheuren/<lb/> ſtehet unter freyem Himmel/ und dienet darzu/ daß an den Zwerchſtangen<lb/> aufgehenkt werden die Korngarben/ welche oben bedekt werden mit Schaub/<lb/> oder anderem Stroh/ bis zu der Zeit/ da man das Korn wil außdreſchen/ und<lb/> dannzumal die Garben nacheinander abloͤſet/ und unter dem freyen Him-<lb/> mel nebſt diſer Kornleiter die Dreſcharbeit vornimmet.</p><lb/> <p>Den 2. Augſtm. ſind wir von S. Anna dem <hi rendition="#fr">vorderen Rhein</hi> nach<lb/> fortgereiſet durch die Doͤrffer <hi rendition="#aq">S. Giacomo, Juf, Chiamut,</hi> welche alle der Ge-<lb/> meind Tavetſch einverleibet ſein/ und beſtiegen allgemach die Gebirg/ welche<lb/> das Urſeren Thal von Pündten abſcheiden ꝛc.</p> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [88/0111]
tis/ Diſertina, Deſertina, Diſetis/ Diſerntis/ Deſertum ubi cella eſt,
Benedictiner Ordens/ allwo ſich der vordere Rhein mit dem Mittleren
vereiniget. Der Weg durch das ganze zwiſchen hohen Bergen eingeſchloſſe-
ne Thal ab/ iſt zimlich eben/ und luſtig. Unſer dißmalige Marſch aber gien-
ge weiters nicht/ als bis auf Curalia/ dann wir da uͤber eine hohe von
Steinen gewoͤlbte Bruk uͤber den Rhein giengen/ und den Berg auf uͤber
das Dorf Bucinengo kamen nacher Tavetſch/ welches in Latein heiſſet Ae-
tuatius vicus, Aetuatium, und aber annoch den alten Nahmen der Ætuatieren
behaltet. Es ſein diſere Voͤlker Aetuati, Antuates, oder Nantuates, ſo bey
dem Urſprung des Rheins ligen/ wol zu unterſcheiden von denen Nantuatis,
welche Cæſar im Anfang ſeines Com. III. ſezet unter denen Sedunis und Ve-
ragris, Ober- und Under-Walliſſer; und heiſſet Tſchudius jene Aetuatios
anteriores, die vorderen Aetuatier/ oder Tavetſcher/ zum Unterſcheid der
hinderen/ Aetuatiorum ſeu Nantuatiorum poſteriorum, welche von dem Ur-
ſprung des hinderen Rheins ſich erſtreken bis zum Einfluß des vorderen/ hie-
mit durch den Rheinwald/ Schamſer Thal/ und Domleſchg bis gen Rei-
chenau.
Von Tavetſch ſezten wir unſere Reiſe weiters fort bis S. Anna/ allwo
wir das Nachtlager nahmen. Die Hoͤhe des Quekſilbers funden wir hier
23. Zoll/ 7½. Lin. Paris. worauß wir abnahmen/ daß wir niderer waͤren als
S. Maria/ von dannen wir heut fruͤhe verꝛeiſet 880. Zuͤricher Schuhe/ als
Foggio 1200. Gothard 1360. Altorff 1963. Jn der graduation Tafel der
Koͤniglichen Geſellſchaft entſprechen nach Mariotte 3360. nach Caſſino
5982. Pariſ. Schuhe uͤber das Meer.
Ehe wir von hier verꝛeiſen/ muͤſſen wir gedenken
Der Reſoane/ oder Kornleiter
welche vor unſerem Loſament aufgericht ſtehet/ in Puͤndten/ Walliß/ und
benachbarten mehreren Thaͤleren gemein/ bey uns aber unbekandt. Der ge-
ehrte Leſer wird diſe Machine abgezeichnet finden in der erſten Tafel von
Cryſtallen/ Lit. A. Sie dienet diſen Bergvoͤlkeren an ſtatt der Scheuren/
ſtehet unter freyem Himmel/ und dienet darzu/ daß an den Zwerchſtangen
aufgehenkt werden die Korngarben/ welche oben bedekt werden mit Schaub/
oder anderem Stroh/ bis zu der Zeit/ da man das Korn wil außdreſchen/ und
dannzumal die Garben nacheinander abloͤſet/ und unter dem freyen Him-
mel nebſt diſer Kornleiter die Dreſcharbeit vornimmet.
Den 2. Augſtm. ſind wir von S. Anna dem vorderen Rhein nach
fortgereiſet durch die Doͤrffer S. Giacomo, Juf, Chiamut, welche alle der Ge-
meind Tavetſch einverleibet ſein/ und beſtiegen allgemach die Gebirg/ welche
das Urſeren Thal von Pündten abſcheiden ꝛc.
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