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Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweitzerlands. Bd. 3. Zürich, 1708.

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N. 21.)

Schweizerische
Berg-Reisen.


DJse werden in Latein genennet Equi Clitellarii, und Saumarii, und
bey denen Scribenten/ so mit allerhand Barbarismis die Lateinische
Sprach angefüllet/ und verderbet/ Sagma, Sagmatis, und Sagma,
Sagmae, Saugma, Sauma, Salma, Sagina, Soma, Sumagium,
item Saginarius,
Sagmaria, Saumarius, Saumaria, Soumarius, Soumaria, Sumarius, Sumaria,
Saginarius, Saginaria;
mit welchen letsteren Nammen benennet werden nicht
nur die Saumpferde/ oder Saum-Esel/ sondern auch deren Führer/ oder
Treiber/ welche durch das ganze bergichte Schweizerland bekant seyn under
dem Nammen der Säumeren. Woher die Säumer ihren Nammen ha-
ben/ ist nicht so gar gewiß. Die meisten leiten den Ursprung her von Sagma,
und dises von Sagum. So schreibt Isidorus Origin. Lib. 20 cap. 16. Sagma,
quae corrupte vulgo Sauma, a Stratu Sagorum vocatur, unde & caballus
Sagmarius, Mula Sagmaria.
Dann Sagma eigentlich bedeutet einen überzug
eines Schilts/ und auch einen Sattel/ nach der Zeugniß Rhodigin. Lib. 17.
cap.
14. Bey den Griechen heisset sagma einen Last/ den man einem Thier
aufleget/ apo t[fremdsprachliches Material - 1 Zeichen fehlt] saxai. Daher leitet Spelmann in seinem Glossario obbenente
Barbarisch Lateinische Wörter/ Sauma, Soma, Somarius, &c. her nicht von
Sagma, so fehrn es einen Sattel bedeutet/ sondern von dem Französischen
Saume, Jtalienischen Soma, Teutschen Some, Somme (besser hette er ge-
schrieben Saum,) welche einen Last bedeuten/ von dem Lateinischen Summa,
als man wolte sagen/ eine Summ dessen/ so einem Lastthier aufgelegt wird.
So heissen auch die Engelländer so vil Korn/ als ein Pferd tragen mag
a Seam. Von disen Saumpferden/ und deren Treiberen/ ist zu bemerken/
daß in unseren Gebirgichten Landen ihrenthalben gewisse/ auf die Billichkeit
der Natur-Rechten gegründte Satzungen aufgerichtet worden/ nach wel-
chen die lähre Saumpferde außweichen müssen den geladnen/ und allen
die zu Pferd daher kommende Reisende/ von was Stand sie immer seyen.
Dergleichen Satzungen/ nach welchen die vorkommende Streitigkeiten ge-
schlichtet werden/ sein nöhtig theils wegen der Enge der Pässen/ da oft kaum
einer dem anderen außweichen kan/ sondern einen zimlichen Weg zuruk zu
kehren genöhtiget wird/ theils wegen der Gefahren/ in denen auch der vor-
nemste Passagier auf die jenige Seiten hinauß tretten muß/ da er alle Augen-

blick
N. 21.)

Schweizeriſche
Berg-Reiſen.


DJſe werden in Latein genennet Equi Clitellarii, und Saumarii, und
bey denen Scribenten/ ſo mit allerhand Barbariſmis die Lateiniſche
Sprach angefuͤllet/ und verderbet/ Sagma, Sagmatis, und Sagma,
Sagmæ, Saugma, Sauma, Salma, Sagina, Soma, Sumagium,
item Saginarius,
Sagmaria, Saumarius, Saumaria, Soumarius, Soumaria, Sumarius, Sumaria,
Saginarius, Saginaria;
mit welchen letſteren Nammen benennet werden nicht
nur die Saumpferde/ oder Saum-Eſel/ ſondern auch deren Fuͤhrer/ oder
Treiber/ welche durch das ganze bergichte Schweizerland bekant ſeyn under
dem Nammen der Saͤumeren. Woher die Saͤumer ihren Nammen ha-
ben/ iſt nicht ſo gar gewiß. Die meiſten leiten den Urſprung her von Sagma,
und diſes von Sagum. So ſchreibt Iſidorus Origin. Lib. 20 cap. 16. Sagma,
quæ corruptè vulgò Sauma, à Stratu Sagorum vocatur, unde & caballus
Sagmarius, Mula Sagmaria.
Dann Sagma eigentlich bedeutet einen uͤberzug
eines Schilts/ und auch einen Sattel/ nach der Zeugniß Rhodigin. Lib. 17.
cap.
14. Bey den Griechen heiſſet σάγμα einen Laſt/ den man einem Thier
aufleget/ ἀπὸ τ[fremdsprachliches Material – 1 Zeichen fehlt] σάξαι. Daher leitet Spelmann in ſeinem Gloſſario obbenente
Barbariſch Lateiniſche Woͤrter/ Sauma, Soma, Somarius, &c. her nicht von
Sagma, ſo fehrn es einen Sattel bedeutet/ ſondern von dem Franzoͤſiſchen
Saume, Jtalieniſchen Soma, Teutſchen Some, Somme (beſſer hette er ge-
ſchrieben Saum,) welche einen Laſt bedeuten/ von dem Lateiniſchen Summa,
als man wolte ſagen/ eine Summ deſſen/ ſo einem Laſtthier aufgelegt wird.
So heiſſen auch die Engellaͤnder ſo vil Korn/ als ein Pferd tragen mag
a Seam. Von diſen Saumpferden/ und deren Treiberen/ iſt zu bemerken/
daß in unſeren Gebirgichten Landen ihrenthalben gewiſſe/ auf die Billichkeit
der Natur-Rechten gegruͤndte Satzungen aufgerichtet worden/ nach wel-
chen die laͤhre Saumpferde außweichen muͤſſen den geladnen/ und allen
die zu Pferd daher kommende Reiſende/ von was Stand ſie immer ſeyen.
Dergleichen Satzungen/ nach welchen die vorkommende Streitigkeiten ge-
ſchlichtet werden/ ſein noͤhtig theils wegen der Enge der Paͤſſen/ da oft kaum
einer dem anderen außweichen kan/ ſondern einen zimlichen Weg zuruk zu
kehren genoͤhtiget wird/ theils wegen der Gefahren/ in denen auch der vor-
nemſte Paſſagier auf die jenige Seiten hinauß tretten muß/ da er alle Augen-

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[81/0101] N. 21.) (Den 25. Mai. 1707. Schweizeriſche Berg-Reiſen. DJſe werden in Latein genennet Equi Clitellarii, und Saumarii, und bey denen Scribenten/ ſo mit allerhand Barbariſmis die Lateiniſche Sprach angefuͤllet/ und verderbet/ Sagma, Sagmatis, und Sagma, Sagmæ, Saugma, Sauma, Salma, Sagina, Soma, Sumagium, item Saginarius, Sagmaria, Saumarius, Saumaria, Soumarius, Soumaria, Sumarius, Sumaria, Saginarius, Saginaria; mit welchen letſteren Nammen benennet werden nicht nur die Saumpferde/ oder Saum-Eſel/ ſondern auch deren Fuͤhrer/ oder Treiber/ welche durch das ganze bergichte Schweizerland bekant ſeyn under dem Nammen der Saͤumeren. Woher die Saͤumer ihren Nammen ha- ben/ iſt nicht ſo gar gewiß. Die meiſten leiten den Urſprung her von Sagma, und diſes von Sagum. So ſchreibt Iſidorus Origin. Lib. 20 cap. 16. Sagma, quæ corruptè vulgò Sauma, à Stratu Sagorum vocatur, unde & caballus Sagmarius, Mula Sagmaria. Dann Sagma eigentlich bedeutet einen uͤberzug eines Schilts/ und auch einen Sattel/ nach der Zeugniß Rhodigin. Lib. 17. cap. 14. Bey den Griechen heiſſet σάγμα einen Laſt/ den man einem Thier aufleget/ ἀπὸ τ_ σάξαι. Daher leitet Spelmann in ſeinem Gloſſario obbenente Barbariſch Lateiniſche Woͤrter/ Sauma, Soma, Somarius, &c. her nicht von Sagma, ſo fehrn es einen Sattel bedeutet/ ſondern von dem Franzoͤſiſchen Saume, Jtalieniſchen Soma, Teutſchen Some, Somme (beſſer hette er ge- ſchrieben Saum,) welche einen Laſt bedeuten/ von dem Lateiniſchen Summa, als man wolte ſagen/ eine Summ deſſen/ ſo einem Laſtthier aufgelegt wird. So heiſſen auch die Engellaͤnder ſo vil Korn/ als ein Pferd tragen mag a Seam. Von diſen Saumpferden/ und deren Treiberen/ iſt zu bemerken/ daß in unſeren Gebirgichten Landen ihrenthalben gewiſſe/ auf die Billichkeit der Natur-Rechten gegruͤndte Satzungen aufgerichtet worden/ nach wel- chen die laͤhre Saumpferde außweichen muͤſſen den geladnen/ und allen die zu Pferd daher kommende Reiſende/ von was Stand ſie immer ſeyen. Dergleichen Satzungen/ nach welchen die vorkommende Streitigkeiten ge- ſchlichtet werden/ ſein noͤhtig theils wegen der Enge der Paͤſſen/ da oft kaum einer dem anderen außweichen kan/ ſondern einen zimlichen Weg zuruk zu kehren genoͤhtiget wird/ theils wegen der Gefahren/ in denen auch der vor- nemſte Paſſagier auf die jenige Seiten hinauß tretten muß/ da er alle Augen- blick

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Zitationshilfe: Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweitzerlands. Bd. 3. Zürich, 1708, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten03_1708/101>, abgerufen am 22.11.2024.