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Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 2. Zürich, 1707.

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N. 20.)



Natur-Geschichten
Des
Schweizerlands.
Zweyter Theil.


Fortsetzung von den Stralsteinen.

GEwißlich/ wann je eine Stralgeschicht die Wesenheit der Stralsteinen
bejahet/ so ists die jüngst erzehlte. Man höret den Stein daher rau-
schen in der Luft/ nach vorhergegangenen Loßschüssen/ man grabt ihm
nach/ wo er in die Erde gefahren/ man findet ihne nicht weit von der Grub/ und
sihet offenbar/ daß er eine ganz andere Außsicht hat/ als ein anderer Stein.
Wann hiemit irgendwo ein wahrer Stralstein ist/ so suche man den in dem
Naturalien- und Kunst Gehalter der Lobl. Statt Bern. Dessen kan sich bedie-
nen Cartesius mit seinem Anhang/ um die Welt glauben zu machen/ daß auß
vermisch- und zusamenfügung viler Schwefelicht/ fetter/ und irrdisch-Saltzich-
ter Dünsten könne ein Stralstein Augenblicklich in der Luft gezeuget werden/
gleich wie auß anzündung eines gewissen auß der im Regenwasser enthalte-
nen Erde/ Salpeter/ und Schwefel bestehenden Gemengs die Chymici wissen
in geschwinder Eil einen Stein zu gestalten: Gleichwol weißt die Zahlreiche/
und gelehrte/ Gegenpart auch auf so starke Gründe ihre Einwürffe zu ma-
chen/ welche nicht auß der Acht zu lassen sein. Man fichtet mit gleichen
Waaffen/ deren man sich gemeinlich bedienet wider die so genanten Princi-
pia Chymica,
oder Grund-Säulen der Chymischen Weltweißheit/ welche
dero Patronen zubeweisen suchen durch das Feuer/ und fraget/ wie hier/ ob
das Salz/ Schwefel/ Mercurius, und andere heraußgebrachte Anfänge wirk-
lich gewesen in denen natürlichen Cörperen selbs/ oder aber nicht vilmehr an-
zusehen seyen/ als neue durch das Feuer gestaltete Cörper? Also dort/ ob
diser Stein wirklich auß der Luft herabgefallen/ oder/ ob nicht vilmehr zu
glauben/ daß die durchtringende Kraft des Stralfeuers den in der Erden
zuvor gelegenen Stein habe also gesenget/ und an seiner ausseren Fläche ge-

schmelzet/
N. 20.)



Natur-Geſchichten
Des
Schweizerlands.
Zweyter Theil.


Fortſetzung von den Stralſteinen.

GEwißlich/ wann je eine Stralgeſchicht die Weſenheit der Stralſteinen
bejahet/ ſo iſts die juͤngſt erzehlte. Man hoͤret den Stein daher rau-
ſchen in der Luft/ nach vorhergegangenen Loßſchüſſen/ man grabt ihm
nach/ wo er in die Erde gefahren/ man findet ihne nicht weit von der Grub/ und
ſihet offenbar/ daß er eine ganz andere Außſicht hat/ als ein anderer Stein.
Wann hiemit irgendwo ein wahrer Stralſtein iſt/ ſo ſuche man den in dem
Naturalien- und Kunſt Gehalter der Lobl. Statt Bern. Deſſen kan ſich bedie-
nen Carteſius mit ſeinem Anhang/ um die Welt glauben zu machen/ daß auß
vermiſch- und zuſamenfuͤgung viler Schwefelicht/ fetter/ und irꝛdiſch-Saltzich-
ter Dünſten koͤnne ein Stralſtein Augenblicklich in der Luft gezeuget werden/
gleich wie auß anzuͤndung eines gewiſſen auß der im Regenwaſſer enthalte-
nen Erde/ Salpeter/ und Schwefel beſtehenden Gemengs die Chymici wiſſen
in geſchwinder Eil einen Stein zu geſtalten: Gleichwol weißt die Zahlreiche/
und gelehrte/ Gegenpart auch auf ſo ſtarke Gruͤnde ihre Einwuͤrffe zu ma-
chen/ welche nicht auß der Acht zu laſſen ſein. Man fichtet mit gleichen
Waaffen/ deren man ſich gemeinlich bedienet wider die ſo genanten Princi-
pia Chymica,
oder Grund-Saͤulen der Chymiſchen Weltweißheit/ welche
dero Patronen zubeweiſen ſuchen durch das Feuer/ und fraget/ wie hier/ ob
das Salz/ Schwefel/ Mercurius, und andere heraußgebrachte Anfaͤnge wirk-
lich geweſen in denen natuͤrlichen Coͤrperen ſelbs/ oder aber nicht vilmehr an-
zuſehen ſeyen/ als neue durch das Feuer geſtaltete Coͤrper? Alſo dort/ ob
diſer Stein wirklich auß der Luft herabgefallen/ oder/ ob nicht vilmehr zu
glauben/ daß die durchtringende Kraft des Stralfeuers den in der Erden
zuvor gelegenen Stein habe alſo geſenget/ und an ſeiner auſſeren Flaͤche ge-

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[77/0086] N. 20.) (Den 19. Maj. 1706. Natur-Geſchichten Des Schweizerlands. Zweyter Theil. Fortſetzung von den Stralſteinen. GEwißlich/ wann je eine Stralgeſchicht die Weſenheit der Stralſteinen bejahet/ ſo iſts die juͤngſt erzehlte. Man hoͤret den Stein daher rau- ſchen in der Luft/ nach vorhergegangenen Loßſchüſſen/ man grabt ihm nach/ wo er in die Erde gefahren/ man findet ihne nicht weit von der Grub/ und ſihet offenbar/ daß er eine ganz andere Außſicht hat/ als ein anderer Stein. Wann hiemit irgendwo ein wahrer Stralſtein iſt/ ſo ſuche man den in dem Naturalien- und Kunſt Gehalter der Lobl. Statt Bern. Deſſen kan ſich bedie- nen Carteſius mit ſeinem Anhang/ um die Welt glauben zu machen/ daß auß vermiſch- und zuſamenfuͤgung viler Schwefelicht/ fetter/ und irꝛdiſch-Saltzich- ter Dünſten koͤnne ein Stralſtein Augenblicklich in der Luft gezeuget werden/ gleich wie auß anzuͤndung eines gewiſſen auß der im Regenwaſſer enthalte- nen Erde/ Salpeter/ und Schwefel beſtehenden Gemengs die Chymici wiſſen in geſchwinder Eil einen Stein zu geſtalten: Gleichwol weißt die Zahlreiche/ und gelehrte/ Gegenpart auch auf ſo ſtarke Gruͤnde ihre Einwuͤrffe zu ma- chen/ welche nicht auß der Acht zu laſſen ſein. Man fichtet mit gleichen Waaffen/ deren man ſich gemeinlich bedienet wider die ſo genanten Princi- pia Chymica, oder Grund-Saͤulen der Chymiſchen Weltweißheit/ welche dero Patronen zubeweiſen ſuchen durch das Feuer/ und fraget/ wie hier/ ob das Salz/ Schwefel/ Mercurius, und andere heraußgebrachte Anfaͤnge wirk- lich geweſen in denen natuͤrlichen Coͤrperen ſelbs/ oder aber nicht vilmehr an- zuſehen ſeyen/ als neue durch das Feuer geſtaltete Coͤrper? Alſo dort/ ob diſer Stein wirklich auß der Luft herabgefallen/ oder/ ob nicht vilmehr zu glauben/ daß die durchtringende Kraft des Stralfeuers den in der Erden zuvor gelegenen Stein habe alſo geſenget/ und an ſeiner auſſeren Flaͤche ge- ſchmelzet/

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Zitationshilfe: Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 2. Zürich, 1707, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten02_1706/86>, abgerufen am 21.11.2024.