Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 2. Zürich, 1707.fluß gezieret/ und gleichsam durchwürket worden mit der grünen Graß- und unsere
fluß gezieret/ und gleichſam durchwuͤrket worden mit der gruͤnen Graß- und unſere
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0022" n="15"/> fluß gezieret/ und gleichſam durchwuͤrket worden mit der gruͤnen Graß- und<lb/> anderen ſchoͤnen Kraͤuter- und Blumenfarben/ mit denen es anjezo durch<lb/> Gottes Saͤgen zu groſſem unſerem Nutzen pranget/ ungeachtet ſint dem<lb/> Simdfluß das Schweizerland vil von ſeiner Erdenfeißte dem Teutſchland/<lb/> Niderlanden/ Jtalien/ und Frankreich mitgetheilet. Gleichwol aber müſſen<lb/> ſich bey jener groſſen Erden-aͤnderung gar vil Metalliſche Theil an die<lb/> Lett-Steinichten angehenket haben/ und mit in unſere Lande geſchleppet<lb/> worden ſeyn/ weilen wir noch zimlich vil verſchiedene/ und ſchoͤne Metall<lb/> haben/ wie hernach gezeiget werden ſol; wiewol unſere Lande/ ſo wenig als<lb/> andere/ den jenigen Reichthum beſitzen/ welchen ſie gehabt in der erſten Welt/<lb/> da ſich wol einzubilden/ daß das Gold/ und andere ſchimmerende Metall-<lb/> Schaͤtze an groſſen Klumpen ohnmittelbar auß der Erden muͤſſen hervor<lb/> geblinket haben/ ſo daß man ohne ſonderliche Muͤhe derſelbigen habe koͤnnen<lb/> theilhaft werden. Dann der nach gerechtem Gericht Gottes/ bey Anlas des<lb/> erſten Abfalls der Menſchen von Gott/ auf die Menſchen/ und die Erde ſelbs<lb/> außgeſprochene Fluch unter anderem auch diſere Wuͤrkung gehabt zuhaben<lb/> ſcheinet/ daß die vorher Klumpen weiſe zuſamengefuͤhrte Metalliſche Theil<lb/> in dem Suͤndfluß zerſtüket/ zertrümmeret/ und unter die Jrꝛdiſchen/ und<lb/> Steinichten zerſtreuet/ und gleichſam ſtuͤcklein- oder fetzlein weiſe begraben<lb/> worden/ daher auch unſere jezige Erde der vorigen an Fruchtbarkeit vil<lb/> nachgibt/ und die Metall mit groͤſſerem Schweiß/ und Fleiß muͤſſen gegra-<lb/> ben/ und von anderen froͤmden/ unnuͤtzen Theilen geſoͤnderet werden. Unſere<lb/> Schweizeriſche Lande/ wie ſie ſo vil offenbare uͤberbleibſelen der Suͤndflut<lb/> zeigen/ daß ſie mit Recht koͤnnen betitlet werden <hi rendition="#aq">Theatrum Reliquiarum<lb/> Diluvii,</hi> ein <hi rendition="#fr">Schauplaz der überbleibſelen der Sündflut/</hi> alſo ſein<lb/> diſer Metalliſchen Theilen zerſtuͤcklung/ und weitere Außſpreitung/ ſo auch<lb/> ihre Anhenkung an die irꝛdiſche Steinichte Materi ein lebendiges/ ob-<lb/> gleich todtes Zeugnuß. Es verwunderen ſich die Saͤchſiſchen Berg- und<lb/> Metall verſtaͤndigen Ertz-Knappen ab der groſſen Verſchiedenheit der <hi rendition="#aq">Situa-<lb/> tion,</hi> oder Lagerſtell unſerer/ und ihrer Metallen. Jn daſigen Landen ligen<lb/> die Metall tieff in die Erden eingeſenkt/ je weiter man in dero Eingeweide<lb/> abgrabt/ je beſſer und koſtlicher fein die Stuffen/ und aber iſt die obere Er-<lb/> den Rinde zimlich unfruchtbar/ die ſchaͤrffe viler Metalliſcher auß dem inne-<lb/> ren der Erden aufſteigenden Duͤnſten verſenget gleichſam das Graß/ Korn<lb/> und andere Fruͤchte. Hingegen ſein in den tieffenen unſerer Gebirgen mehr<lb/> Waſſer- als Metall-Schaͤtze/ weßwegen dann die aufſteigenden/ und ſich in<lb/> Wolken/ Brunnen/ Fluͤſſe/ und See verwandlenden Duͤnſte begleitet mit<lb/> wenigen Metalliſchen Theilen die obere Erden Rinde nicht nur befeuchten/<lb/> ſondern anbey ſehr Fruchtbar machen/ wie deſſen Zeugen ſeyn koͤnnen alle<lb/> <fw place="bottom" type="catch">unſere</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [15/0022]
fluß gezieret/ und gleichſam durchwuͤrket worden mit der gruͤnen Graß- und
anderen ſchoͤnen Kraͤuter- und Blumenfarben/ mit denen es anjezo durch
Gottes Saͤgen zu groſſem unſerem Nutzen pranget/ ungeachtet ſint dem
Simdfluß das Schweizerland vil von ſeiner Erdenfeißte dem Teutſchland/
Niderlanden/ Jtalien/ und Frankreich mitgetheilet. Gleichwol aber müſſen
ſich bey jener groſſen Erden-aͤnderung gar vil Metalliſche Theil an die
Lett-Steinichten angehenket haben/ und mit in unſere Lande geſchleppet
worden ſeyn/ weilen wir noch zimlich vil verſchiedene/ und ſchoͤne Metall
haben/ wie hernach gezeiget werden ſol; wiewol unſere Lande/ ſo wenig als
andere/ den jenigen Reichthum beſitzen/ welchen ſie gehabt in der erſten Welt/
da ſich wol einzubilden/ daß das Gold/ und andere ſchimmerende Metall-
Schaͤtze an groſſen Klumpen ohnmittelbar auß der Erden muͤſſen hervor
geblinket haben/ ſo daß man ohne ſonderliche Muͤhe derſelbigen habe koͤnnen
theilhaft werden. Dann der nach gerechtem Gericht Gottes/ bey Anlas des
erſten Abfalls der Menſchen von Gott/ auf die Menſchen/ und die Erde ſelbs
außgeſprochene Fluch unter anderem auch diſere Wuͤrkung gehabt zuhaben
ſcheinet/ daß die vorher Klumpen weiſe zuſamengefuͤhrte Metalliſche Theil
in dem Suͤndfluß zerſtüket/ zertrümmeret/ und unter die Jrꝛdiſchen/ und
Steinichten zerſtreuet/ und gleichſam ſtuͤcklein- oder fetzlein weiſe begraben
worden/ daher auch unſere jezige Erde der vorigen an Fruchtbarkeit vil
nachgibt/ und die Metall mit groͤſſerem Schweiß/ und Fleiß muͤſſen gegra-
ben/ und von anderen froͤmden/ unnuͤtzen Theilen geſoͤnderet werden. Unſere
Schweizeriſche Lande/ wie ſie ſo vil offenbare uͤberbleibſelen der Suͤndflut
zeigen/ daß ſie mit Recht koͤnnen betitlet werden Theatrum Reliquiarum
Diluvii, ein Schauplaz der überbleibſelen der Sündflut/ alſo ſein
diſer Metalliſchen Theilen zerſtuͤcklung/ und weitere Außſpreitung/ ſo auch
ihre Anhenkung an die irꝛdiſche Steinichte Materi ein lebendiges/ ob-
gleich todtes Zeugnuß. Es verwunderen ſich die Saͤchſiſchen Berg- und
Metall verſtaͤndigen Ertz-Knappen ab der groſſen Verſchiedenheit der Situa-
tion, oder Lagerſtell unſerer/ und ihrer Metallen. Jn daſigen Landen ligen
die Metall tieff in die Erden eingeſenkt/ je weiter man in dero Eingeweide
abgrabt/ je beſſer und koſtlicher fein die Stuffen/ und aber iſt die obere Er-
den Rinde zimlich unfruchtbar/ die ſchaͤrffe viler Metalliſcher auß dem inne-
ren der Erden aufſteigenden Duͤnſten verſenget gleichſam das Graß/ Korn
und andere Fruͤchte. Hingegen ſein in den tieffenen unſerer Gebirgen mehr
Waſſer- als Metall-Schaͤtze/ weßwegen dann die aufſteigenden/ und ſich in
Wolken/ Brunnen/ Fluͤſſe/ und See verwandlenden Duͤnſte begleitet mit
wenigen Metalliſchen Theilen die obere Erden Rinde nicht nur befeuchten/
ſondern anbey ſehr Fruchtbar machen/ wie deſſen Zeugen ſeyn koͤnnen alle
unſere
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Zitationshilfe: | Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 2. Zürich, 1707, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten02_1706/22>, abgerufen am 28.07.2024. |