Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 2. Zürich, 1707.

Bild:
<< vorherige Seite

und poliren/ wie ein Alabaster. Jn verschidenen Sprachen heisset der Gips/
Gyps/ Spat/ Sparkalck/
Gypsum, Jtalianisch Gesso, Frantzösisch du
Plastre.
Es wird der Gips zum Gebrauch gebrennt/ wiewol mit geringem
Feuer/ und in weniger Zeit/ als der Kalchstein/ wegen geringerer Festigkeit/ o-
der Zusammenhaltung seiner Theilen. Nachdem er gebrandt/ gestossen/ ge-
siebet/ und zugerüstet ist/ kan man nicht nur damit die Wände der Zimme-
ren schön weiß machen/ sonderen daraus gestalten allerhand Bild-Wercke/
ja mit Untermischung anderer anderst gefarbten Erden/ oder Steinen/ den
wahren vilgefarbten Marmel selbs nachahmen/ worinn sonderlich gute
Meister seyn die Jtaliäner/ als die vortreffliche stuccatur Arbeit zu verferti-
gen wissen/ und deßnahen in vil fremde Länder abgeholet werden. Es dienet
auch der Gips äusserlich in der Artzney-Kunst in dem fliessenden/ auffgeworf-
fenen Krebs/ stinkender/ bößartigen Raud/ Stillung des Geblüts. Jn-
nerlich aber ist er ein Gifft. Es wird auch auß dem Gips/ Plumbo usto,
und Terpentin mit Brandtenwein aufgeweicht/ ein Steinkütt gemachet/ wel-
ches gleich einem Marmor hart wird/ und folglich dem Wasser den Durch-
gang sperret. Es wird aber der Gips gefunden.

Jn dem Canton Bern/ im Aergäu/ in dem Berg Gyßlifluh/ bey
dem Schloß Biberstein/ und dem Dorf Küttingen/ ohnweit Arau/
allwo dreyerley Arten Gyps heraus gegraben werden. 1. ein schwartzlechter/
der wenig/ oder selten/ zu nutz gezogen wird. 2. ein weisser und weicher/ welcher
gemeiniglich gebraucht wird. 3. auch ein weisser und harter/ aus deme als ei-
nem Alabaster die Kantzel zu Gränichen gestaltet worden. So auch fin-
det sich ein Gips bey Arburg. Wagner Hist. Nat. Helv. pag 339.

Jn dem Canton Glarus/ in der Alp Müllibach/ in der Pfarr
Matt.

Jn gemeinen drey Pündten/ bey Tieffen-Kasten/ oder Teuffen-
Castel/
Imum Castrum, im Gotts-Hauß-Bund.

Bey Soglio im Bergellerthal/ allwo die Einwohner den Gips brau-
chen zu Vertreibung der Mäusen/ und Ratten. Nachdem sie den Stein ge-
brennet/ und gestossen zu einem subtilen Pulver/ mischen sie dasselbe mit dem
Castanien Mehl/ wann dann die Mäuse kommen/ darvon zu fressen/ und
der Gyps in ihren Mägen mit dem dasigen Hebel sich vereinbahret in eine
Massam, welche in dem Leib selbs verhartet/ so müssen sie nohtwendig darvon
zu Grund gehen.

Jn der Graffschafft Neuenburg/ bey Boudry/ findet sich ein Schnee-
weisser Gips/ aber von keinem solchen grad der Feste oder Hertigkeit/ wie

der

und poliren/ wie ein Alabaſter. Jn verſchidenen Sprachen heiſſet der Gips/
Gyps/ Spat/ Sparkalck/
Gypſum, Jtalianiſch Geſſo, Frantzoͤſiſch du
Plaſtre.
Es wird der Gips zum Gebrauch gebrennt/ wiewol mit geringem
Feuer/ und in weniger Zeit/ als der Kalchſtein/ wegen geringerer Feſtigkeit/ o-
der Zuſammenhaltung ſeiner Theilen. Nachdem er gebrandt/ geſtoſſen/ ge-
ſiebet/ und zugeruͤſtet iſt/ kan man nicht nur damit die Waͤnde der Zimme-
ren ſchoͤn weiß machen/ ſonderen daraus geſtalten allerhand Bild-Wercke/
ja mit Untermiſchung anderer anderſt gefarbten Erden/ oder Steinen/ den
wahren vilgefarbten Marmel ſelbs nachahmen/ worinn ſonderlich gute
Meiſter ſeyn die Jtaliaͤner/ als die vortreffliche ſtuccatur Arbeit zu verferti-
gen wiſſen/ und deßnahen in vil fremde Laͤnder abgeholet werden. Es dienet
auch der Gips aͤuſſerlich in der Artzney-Kunſt in dem flieſſenden/ auffgeworf-
fenen Krebs/ ſtinkender/ boͤßartigen Raud/ Stillung des Gebluͤts. Jn-
nerlich aber iſt er ein Gifft. Es wird auch auß dem Gips/ Plumbo uſto,
und Terpentin mit Brandtenwein aufgeweicht/ ein Steinkütt gemachet/ wel-
ches gleich einem Marmor hart wird/ und folglich dem Waſſer den Durch-
gang ſperꝛet. Es wird aber der Gips gefunden.

Jn dem Canton Bern/ im Aergaͤu/ in dem Berg Gyßlifluh/ bey
dem Schloß Biberſtein/ und dem Dorf Kuͤttingen/ ohnweit Arau/
allwo dreyerley Arten Gyps heraus gegraben werden. 1. ein ſchwartzlechter/
der wenig/ oder ſelten/ zu nutz gezogen wird. 2. ein weiſſer und weicher/ welcher
gemeiniglich gebraucht wird. 3. auch ein weiſſer und harter/ aus deme als ei-
nem Alabaſter die Kantzel zu Graͤnichen geſtaltet worden. So auch fin-
det ſich ein Gips bey Arburg. Wagner Hiſt. Nat. Helv. pag 339.

Jn dem Canton Glarus/ in der Alp Muͤllibach/ in der Pfarꝛ
Matt.

Jn gemeinen drey Puͤndten/ bey Tieffen-Kaſten/ oder Teuffen-
Caſtel/
Imum Caſtrum, im Gotts-Hauß-Bund.

Bey Soglio im Bergellerthal/ allwo die Einwohner den Gips brau-
chen zu Vertreibung der Maͤuſen/ und Ratten. Nachdem ſie den Stein ge-
brennet/ und geſtoſſen zu einem ſubtilen Pulver/ miſchen ſie daſſelbe mit dem
Caſtanien Mehl/ wann dann die Maͤuſe kommen/ darvon zu freſſen/ und
der Gyps in ihren Maͤgen mit dem daſigen Hebel ſich vereinbahret in eine
Maſſam, welche in dem Leib ſelbs verhartet/ ſo muͤſſen ſie nohtwendig darvon
zu Grund gehen.

Jn der Graffſchafft Neuenburg/ bey Boudry/ findet ſich ein Schnee-
weiſſer Gips/ aber von keinem ſolchen grad der Feſte oder Hertigkeit/ wie

der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0195" n="182"/>
und poliren/ wie ein Alaba&#x017F;ter. Jn ver&#x017F;chidenen Sprachen hei&#x017F;&#x017F;et der <hi rendition="#fr">Gips/<lb/>
Gyps/ Spat/ Sparkalck/</hi> <hi rendition="#aq">Gyp&#x017F;um,</hi> Jtaliani&#x017F;ch <hi rendition="#aq">Ge&#x017F;&#x017F;o,</hi> Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;ch <hi rendition="#aq">du<lb/>
Pla&#x017F;tre.</hi> Es wird der Gips zum Gebrauch gebrennt/ wiewol mit geringem<lb/>
Feuer/ und in weniger Zeit/ als der Kalch&#x017F;tein/ wegen geringerer Fe&#x017F;tigkeit/ o-<lb/>
der Zu&#x017F;ammenhaltung &#x017F;einer Theilen. Nachdem er gebrandt/ ge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en/ ge-<lb/>
&#x017F;iebet/ und zugeru&#x0364;&#x017F;tet i&#x017F;t/ kan man nicht nur damit die Wa&#x0364;nde der Zimme-<lb/>
ren &#x017F;cho&#x0364;n weiß machen/ &#x017F;onderen daraus ge&#x017F;talten allerhand Bild-Wercke/<lb/>
ja mit Untermi&#x017F;chung anderer ander&#x017F;t gefarbten Erden/ oder Steinen/ den<lb/>
wahren vilgefarbten Marmel &#x017F;elbs nachahmen/ worinn &#x017F;onderlich gute<lb/>
Mei&#x017F;ter &#x017F;eyn die Jtalia&#x0364;ner/ als die vortreffliche <hi rendition="#aq">&#x017F;tuccatur</hi> Arbeit zu verferti-<lb/>
gen wi&#x017F;&#x017F;en/ und deßnahen in vil fremde La&#x0364;nder abgeholet werden. Es dienet<lb/>
auch der Gips a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlich in der Artzney-Kun&#x017F;t in dem flie&#x017F;&#x017F;enden/ auffgeworf-<lb/>
fenen Krebs/ &#x017F;tinkender/ bo&#x0364;ßartigen Raud/ Stillung des Geblu&#x0364;ts. Jn-<lb/>
nerlich aber i&#x017F;t er ein Gifft. Es wird auch auß dem Gips/ <hi rendition="#aq">Plumbo u&#x017F;to,</hi><lb/>
und Terpentin mit Brandtenwein aufgeweicht/ ein Steinkütt gemachet/ wel-<lb/>
ches gleich einem Marmor hart wird/ und folglich dem Wa&#x017F;&#x017F;er den Durch-<lb/>
gang &#x017F;per&#xA75B;et. Es wird aber der Gips gefunden.</p><lb/>
          <p>Jn dem Canton <hi rendition="#fr">Bern/</hi> im <hi rendition="#fr">Aerga&#x0364;u/</hi> in dem Berg <hi rendition="#fr">Gyßlifluh/</hi> bey<lb/>
dem Schloß <hi rendition="#fr">Biber&#x017F;tein/</hi> und dem Dorf <hi rendition="#fr">Ku&#x0364;ttingen/</hi> ohnweit <hi rendition="#fr">Arau/</hi><lb/>
allwo dreyerley Arten Gyps heraus gegraben werden. 1. ein &#x017F;chwartzlechter/<lb/>
der wenig/ oder &#x017F;elten/ zu nutz gezogen wird. 2. ein wei&#x017F;&#x017F;er und weicher/ welcher<lb/>
gemeiniglich gebraucht wird. 3. auch ein wei&#x017F;&#x017F;er und harter/ aus deme als ei-<lb/>
nem Alaba&#x017F;ter die Kantzel zu <hi rendition="#fr">Gra&#x0364;nichen</hi> ge&#x017F;taltet worden. So auch fin-<lb/>
det &#x017F;ich ein Gips bey <hi rendition="#fr">Arburg.</hi> <hi rendition="#aq">Wagner Hi&#x017F;t. Nat. Helv. pag</hi> 339.</p><lb/>
          <p>Jn dem Canton <hi rendition="#fr">Glarus/</hi> in der Alp <hi rendition="#fr">Mu&#x0364;llibach/</hi> in der Pfar&#xA75B;<lb/><hi rendition="#fr">Matt.</hi></p><lb/>
          <p>Jn gemeinen drey <hi rendition="#fr">Pu&#x0364;ndten/</hi> bey <hi rendition="#fr">Tieffen-Ka&#x017F;ten/</hi> oder <hi rendition="#fr">Teuffen-<lb/>
Ca&#x017F;tel/</hi> <hi rendition="#aq">Imum Ca&#x017F;trum,</hi> im <hi rendition="#fr">Gotts-Hauß-Bund.</hi></p><lb/>
          <p>Bey <hi rendition="#aq">Soglio</hi> im <hi rendition="#fr">Bergellerthal/</hi> allwo die Einwohner den Gips brau-<lb/>
chen zu Vertreibung der Ma&#x0364;u&#x017F;en/ und Ratten. Nachdem &#x017F;ie den Stein ge-<lb/>
brennet/ und ge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en zu einem &#x017F;ubtilen Pulver/ mi&#x017F;chen &#x017F;ie da&#x017F;&#x017F;elbe mit dem<lb/>
Ca&#x017F;tanien Mehl/ wann dann die Ma&#x0364;u&#x017F;e kommen/ darvon zu fre&#x017F;&#x017F;en/ und<lb/>
der Gyps in ihren Ma&#x0364;gen mit dem da&#x017F;igen Hebel &#x017F;ich vereinbahret in eine<lb/><hi rendition="#aq">Ma&#x017F;&#x017F;am,</hi> welche in dem Leib &#x017F;elbs verhartet/ &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie nohtwendig darvon<lb/>
zu Grund gehen.</p><lb/>
          <p>Jn der Graff&#x017F;chafft <hi rendition="#fr">Neuenburg/</hi> bey <hi rendition="#aq">Boudry/</hi> findet &#x017F;ich ein Schnee-<lb/>
wei&#x017F;&#x017F;er Gips/ aber von keinem &#x017F;olchen grad der Fe&#x017F;te oder Hertigkeit/ wie<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[182/0195] und poliren/ wie ein Alabaſter. Jn verſchidenen Sprachen heiſſet der Gips/ Gyps/ Spat/ Sparkalck/ Gypſum, Jtalianiſch Geſſo, Frantzoͤſiſch du Plaſtre. Es wird der Gips zum Gebrauch gebrennt/ wiewol mit geringem Feuer/ und in weniger Zeit/ als der Kalchſtein/ wegen geringerer Feſtigkeit/ o- der Zuſammenhaltung ſeiner Theilen. Nachdem er gebrandt/ geſtoſſen/ ge- ſiebet/ und zugeruͤſtet iſt/ kan man nicht nur damit die Waͤnde der Zimme- ren ſchoͤn weiß machen/ ſonderen daraus geſtalten allerhand Bild-Wercke/ ja mit Untermiſchung anderer anderſt gefarbten Erden/ oder Steinen/ den wahren vilgefarbten Marmel ſelbs nachahmen/ worinn ſonderlich gute Meiſter ſeyn die Jtaliaͤner/ als die vortreffliche ſtuccatur Arbeit zu verferti- gen wiſſen/ und deßnahen in vil fremde Laͤnder abgeholet werden. Es dienet auch der Gips aͤuſſerlich in der Artzney-Kunſt in dem flieſſenden/ auffgeworf- fenen Krebs/ ſtinkender/ boͤßartigen Raud/ Stillung des Gebluͤts. Jn- nerlich aber iſt er ein Gifft. Es wird auch auß dem Gips/ Plumbo uſto, und Terpentin mit Brandtenwein aufgeweicht/ ein Steinkütt gemachet/ wel- ches gleich einem Marmor hart wird/ und folglich dem Waſſer den Durch- gang ſperꝛet. Es wird aber der Gips gefunden. Jn dem Canton Bern/ im Aergaͤu/ in dem Berg Gyßlifluh/ bey dem Schloß Biberſtein/ und dem Dorf Kuͤttingen/ ohnweit Arau/ allwo dreyerley Arten Gyps heraus gegraben werden. 1. ein ſchwartzlechter/ der wenig/ oder ſelten/ zu nutz gezogen wird. 2. ein weiſſer und weicher/ welcher gemeiniglich gebraucht wird. 3. auch ein weiſſer und harter/ aus deme als ei- nem Alabaſter die Kantzel zu Graͤnichen geſtaltet worden. So auch fin- det ſich ein Gips bey Arburg. Wagner Hiſt. Nat. Helv. pag 339. Jn dem Canton Glarus/ in der Alp Muͤllibach/ in der Pfarꝛ Matt. Jn gemeinen drey Puͤndten/ bey Tieffen-Kaſten/ oder Teuffen- Caſtel/ Imum Caſtrum, im Gotts-Hauß-Bund. Bey Soglio im Bergellerthal/ allwo die Einwohner den Gips brau- chen zu Vertreibung der Maͤuſen/ und Ratten. Nachdem ſie den Stein ge- brennet/ und geſtoſſen zu einem ſubtilen Pulver/ miſchen ſie daſſelbe mit dem Caſtanien Mehl/ wann dann die Maͤuſe kommen/ darvon zu freſſen/ und der Gyps in ihren Maͤgen mit dem daſigen Hebel ſich vereinbahret in eine Maſſam, welche in dem Leib ſelbs verhartet/ ſo muͤſſen ſie nohtwendig darvon zu Grund gehen. Jn der Graffſchafft Neuenburg/ bey Boudry/ findet ſich ein Schnee- weiſſer Gips/ aber von keinem ſolchen grad der Feſte oder Hertigkeit/ wie der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten02_1706
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten02_1706/195
Zitationshilfe: Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 2. Zürich, 1707, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten02_1706/195>, abgerufen am 24.11.2024.