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Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 2. Zürich, 1707.

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Von anderſtgefarbten Kreiden/ Thon/ Laͤtt
und andern Erden.

Von der weiſſen Kreide kan man ſagen/ daß ſie in Anſehung der gefarb-
ten ſich verhalte/ wie das ohngeſchmackte Brunnen-Waſſer gegen denen
Saur-Brünnen/ oder andern Mineral-Waſſeren. Wann namlich ſich
unter die kreidichte Materi menget ein Mineraliſcher Saft/ oder ein Saltz/
ſo kommet heraus ein andere Farb/ ſchwartz/ gelb/ roht/ braun/ blau/ ꝛc.
ein anderer Geſchmack/ ſcharff/ ſaur/ zuſammenziehend/ fett/ fuͤß/ ꝛc. ande-
re Würckungen/ und Eigenſchafften/ deren ſich bedienen koͤnnen die Hand-
Wercker/ Kuͤnſtler und Artzet/ welchen letſteren nicht wenig ligt an genauer
Unterſuchung vorkommender Erden eines jeden Lands/ weilen offt in einer
nahe gelegnen Erde eben diejenige Kraͤfften verborgen ligen/ welche wir ſu-
chen in denen/ welche von fernen Landen hergeholet werden/ als in der Tuͤr-
ckiſchen/ Samiſchen/ Malteſiſchen/ Boͤhmiſchen/ Schleſiſchen/ und ande-
ren dergleichen/ welche man pfleget zu bezeichnen/ damit ſie nicht verfaͤlſchet
werden.

Eine nicht geringſchaͤtzige ſach iſt die gemeine Argilla Laͤtt/ Leim/
Hubert/ Hub-Erd/
welche die Ziegler brauchen zu Geſtaltung der Zieg-
len/ und anderer gebachenen Steinen/ und die Haffner zu ihren Becken/
Blatten/ Tellern/ Haͤfen/ und anderen Koch- und Hauß Geſchirꝛen. An
dergleichen Erden iſt das einte Land gluͤcklicher/ als ein anders. Jn China
wird nach der meiſten Meinung auß einer beſonderen zarten Erden/ gearbei-
tet daß koſtliche Porcellan-Geſchirꝛ/ welches man in Holland nachzuahmen
trachtet/ mit uͤberziehung eines gewiſſen Firniſſes. Aus dem Meylaͤndiſchen
haben wir das ſo genandte Meylaͤnder ſchoͤn weiſſe Geſchirꝛ/ mit welchem
groſſer Gewerb getriben wird. Jn unſeren/ und auch froͤmden Landen/ iſt
beruͤhmt das Winterthurer Geſchirꝛ/ auß welchen ſonderlich die Ofenkach-
len ſowohl wegen ihres ſchoͤnen weiſſen und gemahlten Außfehens/ als wegẽ
ihrer Haltung hochgehalten/ und ſelbs in froͤmbde Lande gefuͤhrt werden.
Es iſt aber auch ein Meiſter geſchikter und gluͤckhaffter/ als der ander/ je nach
dem einer auf die alte Manier/ wie er ſeine Kunſt erlehrnet hat/ von ſeinen
Meiſtern/ fortfahret/ und ſich nicht um weiters bekuͤmmert/ oder aber durch
mehrere allerhand Proben ſuchet hoͤher zu ſteigen: Es ſteket in dem gemeinen
Thon oder Laͤtt eine rechte Gold-Grube/ dann je nach dem man denſelbigen
weißt auffzuſuchen/ außzuwehlen/ außzuruͤſten und außzuarbeiten/ bringet
man Geſchirꝛ/ die das Feuer halten/ ein aͤuſſerlich ſchoͤnes Anſehen/ oder an-
dere der menſchlichen Geſellſchafft beliebt- und nutzliche Eigenſchafften her-

aus/

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Zitationshilfe: Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 2. Zürich, 1707, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten02_1706/187>, abgerufen am 20.02.2025.