Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 2. Zürich, 1707.Bon allerhand Hiner alischen Erden des Schweizerlands/ und ins besonder von der Kreide. Wie der allgütige Natur Schbpfer uns des Schweizer lands Bewoh- Die Kreide. Deren Nammen einiche in so weit hinauß erstrecken/ daß sie auch nebst der eröffnen-
Bon allerhand Hiner aliſchen Erden des Schweizerlands/ und ins beſonder von der Kreide. Wie der allguͤtige Natur Schbpfer uns des Schweizer lands Bewoh- Die Kreide. Deren Nammen einiche in ſo weit hinauß erſtrecken/ daß ſie auch nebſt der eroͤffnen-
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Bon allerhand Hiner aliſchen Erden des
Schweizerlands/ und ins beſonder von der Kreide.
Wie der allguͤtige Natur Schbpfer uns des Schweizer lands Bewoh-
neren zugetheilt hat nicht nur die reineſten/ Cryſtall-lauteren Waſſer quellen
in groſſer v_le/ ſondern auch eine zimliche Anzahl vermiſchter/ oder Minerali-
ſchen Waſſeren/ welche in Anſehung der in ihnen enthaltenen Mineraliſchen
Theilen zu erhalt- und widerbringung der Geſundheit vilfaͤltig dienlich ſein:
Alſo auch hat es dem groſſen Gott gefallen unſere Land zu verſehen nicht nur
mit einer zum Akerbau-Wein- und Wießwachs trefflich bequemen Erde/
wormit das ganze Schweizerland/ gleich als mit einem koſtlichen Kleid be-
deket iſt/ ſondern noch uͤber diß mit anderen gattungen Erden/ welche eint-
weders zur Artzney/ oder zu taͤglichem Haußgebrauch/ oder aller hand Hand-
werkeren/ und Künſtleren dienlich ſein: wie zum Exempel uns dienen kan
Die Kreide.
Deren Nammen einiche in ſo weit hinauß erſtrecken/ daß ſie auch nebſt der
weiſſen die blaue/ gelbe/ gruͤne/ und ſchwarze Erde darunter begreiffen; wir
aber verſtehen diß Ohrts durch die Kreide/ Kriede/ Kride/ Creta, (alſo
genant von Creta, ihrem alten und beruͤhmten Geburtsohrt/ ſo nun Candia
heiſſet) Striga, Cimolia Terra, γἠ κιμωλία, γῆ κριπκὰ, κριταρίον, λεὑκη,
und γῆ λ_κὴ, eine weiſſe/ Mineraliſche/ und zu allerhand Gebrauch taug-
liche Erde. Dann diſe in Anſehung ihrer Geſtaltſame/ und daher ruͤhrenden
Wirkbarkeit bald unter die allgemeinen Artzney mittel kan gezellet werden/
weilen ſie die Saͤure/ eine fruchtbare Zeugmuter der meiſten Krankheiten/
verſuͤſſet/ und gleich einem villoͤcherichten Schwamm in ſich ſchluket/ wie man
auch ſehen kan bey ſaurem Wein/ oder Bier/ welches durch einſchüttung der
Kreide ſuͤßlecht wird. Es iſt der Kreide nebſt diſer abſorbierenden/ Blutver-
ſuͤſſenden Eigenſchaft auch zuzuſchreiben eine Kuͤhlkraft/ weil namlich durch
untertruk- und wegnemm̃ung der ſcharff ſauren/ Gallichten/ beweglichen
Theilen/ die all zuſtarke Bewegung des Gebluͤts gehemmet/ oder geſtillet
wird. Man kan ihro auch nicht abſprechen die Troͤknungskraft/ weilen ſie ja
vor ſich ſelbs aller Feuchte beraubet/ in ihre villoͤcherichte Geſtalt die uͤber-
flüſſigen Feuchtigkeiten an ſich zeuhet/ oder in ſich ſchluket; worauß dann
flieſſet eine zuſamenzeuhende/ und ſtárkende Kraft/ weilen die von ihrer uͤber-
flüſſigen Feuchte durch die Kreide befreyte Fleiſch- und Hautzaͤſeren ſich beſſer
koͤnnen zuſamen zeuhen/ und dem Einfluß ſinnlicher Geiſteren eher als zu-
vor/ gehorſamen. Neben diſer zuſamenzeuhenden mag ganz wol beſtehen die
eroͤffnen-
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Zitationshilfe: | Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 2. Zürich, 1707, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten02_1706/183>, abgerufen am 16.02.2025. |