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Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 2. Zürich, 1707.

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nöhtiget seyn. Dise Bergwitterungen seyn nicht unbekant gewesen dem Poe-
ten Silio, welcher uns folgenden Bericht gibt:

Interdum adverso glomeratus turbine Corus
In media ora nives fuscis agit horridus alis.
Aut rursum immani stridens avulsa procella
Audacis rapit arma viri, volvensque per orbem
Contorto rotat in nubes sublimia flatu.

Under die wütenden Winde ist ins besonder auch zu zellen der Fön- oder
Sudwind/ als welcher nicht nur mit seiner in engen Thäleren gefangenen
Gewalt alles darnider wirft/ sondern über diß in kraft seiner Wärme den
Schnee auf hohen Gebirgen in wenig Zeit stark schmelzet/ und hierdurch die
Wasser gefährlich anlauffen machet/ über das zur Frühlingszeit die Bäume/
und andere Gewächse gar zu geschwind in Saft bringet/ so daß sie eine dar-
auf folgende Kälte nicht wol außhalten mögen; oder auch das offene Blust
erstecket/ daß daher keine Frucht zu erwarten stehet/ wie solches An. 1676. und
1677. sich zugetragen/ nach der Anmerkung Wagneri Helv. Cur. pag. 367.
Den Schaden/ der von des Föns wärme erwecket werden kan/ hat zu Auß-
gang des Meyens in disem lauffenden Jahr erfahren das Beltlein/ Ber-
geller-
und andere Thäler in Pündten/ welche von denen angeloffenen
Wasseren gressen Schaden erlitten/ so daß auch zu Splügen einem Mann
zwey Ställe mit etlichen stuken Viehes weggetragen worden. Es kan auch
hierüber gelesen werden Simler. Comment. de Alpib. p. 73. b. 75. b. 115. b.

Jn dem Bergeller Thal in Pündten tuht sonderlich der Abend-
wind an den Kastanienbäumen grossen Schaden/ in dem er oft in einer
Nacht/ und einem kleinen Bezirk 1000. derselben niderwirft. Jezt hernach/
damit wir einen näheren Bericht bekommen von den Ungewitteren des
Schweizerlands/ und danahen entstandenen Schaden/ folget eine nach der
Zeitordnung eingerichtete Erzellung aller schweren Wetteren/ welche ver-
hoffentlich dem geehrten Leser nicht undienlich sein wird/ und um so vil nuz-
licher/ weilen er mit mir darauß erkennen kan die Beschaffenheit unsers
Lands.

An. 1275. gieng ein gar schwerer Hagel über den Bötzberg/ daß Stein
stelen so groß als Hennen-Eyer/ die zerschlugen alle wachsende Früchte/ auch
die Thier auf dem Feld zu tod. Rod Escher. Chron. MSC. ad h. a.

An. 1333. um St. Johans Tag im Sommer/ an einem Abend/ ent-
sinhnd ein Wetter auß einem unversehenen Wolkenbruch. Zu Lucern
kam es daher mit solcher ungestüme/ daß jedermann vermeinte/ die kleine
Statt wolle undergehen. Das Waldwasser führte das Erderich im Feld

hin-

noͤhtiget ſeyn. Diſe Bergwitterungen ſeyn nicht unbekant geweſen dem Poe-
ten Silio, welcher uns folgenden Bericht gibt:

Interdum adverſo glomeratus turbine Corus
In media ora nives fuſcis agit horridus alis.
Aut rurſum immani ſtridens avulſa procella
Audacis rapit arma viri, volvensq́ue per orbem
Contorto rotat in nubes ſublimia flatu.

Under die wuͤtenden Winde iſt ins beſonder auch zu zellen der Foͤn- oder
Sudwind/ als welcher nicht nur mit ſeiner in engen Thaͤleren gefangenen
Gewalt alles darnider wirft/ ſondern uͤber diß in kraft ſeiner Waͤrme den
Schnee auf hohen Gebirgen in wenig Zeit ſtark ſchmelzet/ und hierdurch die
Waſſer gefaͤhrlich anlauffen machet/ uͤber das zur Fruͤhlingszeit die Baͤume/
und andere Gewaͤchſe gar zu geſchwind in Saft bringet/ ſo daß ſie eine dar-
auf folgende Kaͤlte nicht wol außhalten moͤgen; oder auch das offene Bluſt
erſtecket/ daß daher keine Frucht zu erwarten ſtehet/ wie ſolches An. 1676. und
1677. ſich zugetragen/ nach der Anmerkung Wagneri Helv. Cur. pag. 367.
Den Schaden/ der von des Foͤns waͤrme erwecket werden kan/ hat zu Auß-
gang des Meyens in diſem lauffenden Jahr erfahren das Beltlein/ Ber-
geller-
und andere Thaͤler in Pündten/ welche von denen angeloffenen
Waſſeren greſſen Schaden erlitten/ ſo daß auch zu Splügen einem Mann
zwey Staͤlle mit etlichen ſtuken Viehes weggetragen worden. Es kan auch
hieruͤber geleſen werden Simler. Comment. de Alpib. p. 73. b. 75. b. 115. b.

Jn dem Bergeller Thal in Pündten tuht ſonderlich der Abend-
wind an den Kaſtanienbaͤumen groſſen Schaden/ in dem er oft in einer
Nacht/ und einem kleinen Bezirk 1000. derſelben niderwirft. Jezt hernach/
damit wir einen naͤheren Bericht bekommen von den Ungewitteren des
Schweizerlands/ und danahen entſtandenen Schaden/ folget eine nach der
Zeitordnung eingerichtete Erzellung aller ſchweren Wetteren/ welche ver-
hoffentlich dem geehrten Leſer nicht undienlich ſein wird/ und um ſo vil nuz-
licher/ weilen er mit mir darauß erkennen kan die Beſchaffenheit unſers
Lands.

An. 1275. gieng ein gar ſchwerer Hagel uͤber den Boͤtzberg/ daß Stein
ſtelen ſo groß als Hennen-Eyer/ die zerſchlugen alle wachſende Fruͤchte/ auch
die Thier auf dem Feld zu tod. Rod Eſcher. Chron. MSC. ad h. a.

An. 1333. um St. Johans Tag im Sommer/ an einem Abend/ ent-
ſinhnd ein Wetter auß einem unverſehenen Wolkenbruch. Zu Lucern
kam es daher mit ſolcher ungeſtuͤme/ daß jedermann vermeinte/ die kleine
Statt wolle undergehen. Das Waldwaſſer fuͤhrte das Erderich im Feld

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[131/0144] noͤhtiget ſeyn. Diſe Bergwitterungen ſeyn nicht unbekant geweſen dem Poe- ten Silio, welcher uns folgenden Bericht gibt: Interdum adverſo glomeratus turbine Corus In media ora nives fuſcis agit horridus alis. Aut rurſum immani ſtridens avulſa procella Audacis rapit arma viri, volvensq́ue per orbem Contorto rotat in nubes ſublimia flatu. Under die wuͤtenden Winde iſt ins beſonder auch zu zellen der Foͤn- oder Sudwind/ als welcher nicht nur mit ſeiner in engen Thaͤleren gefangenen Gewalt alles darnider wirft/ ſondern uͤber diß in kraft ſeiner Waͤrme den Schnee auf hohen Gebirgen in wenig Zeit ſtark ſchmelzet/ und hierdurch die Waſſer gefaͤhrlich anlauffen machet/ uͤber das zur Fruͤhlingszeit die Baͤume/ und andere Gewaͤchſe gar zu geſchwind in Saft bringet/ ſo daß ſie eine dar- auf folgende Kaͤlte nicht wol außhalten moͤgen; oder auch das offene Bluſt erſtecket/ daß daher keine Frucht zu erwarten ſtehet/ wie ſolches An. 1676. und 1677. ſich zugetragen/ nach der Anmerkung Wagneri Helv. Cur. pag. 367. Den Schaden/ der von des Foͤns waͤrme erwecket werden kan/ hat zu Auß- gang des Meyens in diſem lauffenden Jahr erfahren das Beltlein/ Ber- geller- und andere Thaͤler in Pündten/ welche von denen angeloffenen Waſſeren greſſen Schaden erlitten/ ſo daß auch zu Splügen einem Mann zwey Staͤlle mit etlichen ſtuken Viehes weggetragen worden. Es kan auch hieruͤber geleſen werden Simler. Comment. de Alpib. p. 73. b. 75. b. 115. b. Jn dem Bergeller Thal in Pündten tuht ſonderlich der Abend- wind an den Kaſtanienbaͤumen groſſen Schaden/ in dem er oft in einer Nacht/ und einem kleinen Bezirk 1000. derſelben niderwirft. Jezt hernach/ damit wir einen naͤheren Bericht bekommen von den Ungewitteren des Schweizerlands/ und danahen entſtandenen Schaden/ folget eine nach der Zeitordnung eingerichtete Erzellung aller ſchweren Wetteren/ welche ver- hoffentlich dem geehrten Leſer nicht undienlich ſein wird/ und um ſo vil nuz- licher/ weilen er mit mir darauß erkennen kan die Beſchaffenheit unſers Lands. An. 1275. gieng ein gar ſchwerer Hagel uͤber den Boͤtzberg/ daß Stein ſtelen ſo groß als Hennen-Eyer/ die zerſchlugen alle wachſende Fruͤchte/ auch die Thier auf dem Feld zu tod. Rod Eſcher. Chron. MSC. ad h. a. An. 1333. um St. Johans Tag im Sommer/ an einem Abend/ ent- ſinhnd ein Wetter auß einem unverſehenen Wolkenbruch. Zu Lucern kam es daher mit ſolcher ungeſtuͤme/ daß jedermann vermeinte/ die kleine Statt wolle undergehen. Das Waldwaſſer fuͤhrte das Erderich im Feld hin-

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Zitationshilfe: Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 2. Zürich, 1707, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten02_1706/144>, abgerufen am 22.11.2024.