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Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 2. Zürich, 1707.

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scit, in vidia Animalis mori se sentientis. Igitur dormientibus amputant
Sotacus qui visam eam gemmam sibi apud Regem scripsir, bigis vehi quae-
rentes tradit, & viso Dracone spargere somnifica Medicamenta, atque ita
praecidere. Esse autem candore translucido, nec postea poliri, aut artem
ad mittere.
Und Philostratus Lib. 3. meldet/ daß die Jndianer ein Schar-
lach farbes mit guldenen/ zauberisch einschläffenden/ Buchstaben durch-
wirktes Tuch darspreiten/ und den Drachen dahin loken/ daß er darauf lige/
und dann den Kopf im Schlaff sich abschneiden lasse. Nach Plinii Zeiten
hat mancher disen Schatz gesucht/ wenig aber/ oder villeicht niemand/ fun-
den. Marsilius Ficinus rühmte sich/ daß er ihn auß Jndien bekommen habe.
Boeth de Boot Hist. Gemmar. & Lapid. Lib. II. cap. 172. Man sihet aber
bald auß der Beschreibung/ daß diser vermeinte Drachenstein anders nichts
gewesen/ als ein gemeiner Sieg- oder Sternstein/ Stellaris Lapis, Astroites.
Andr. Caesalpinus Lib. 2. de Metallic. cap.
41. versicheret/ daß er disen
Stein besitze/ welches aber ihme niemand glauben wollen. Obbemeldter de
Boet,
der sonsten ein gar fleissiger Steinforscher/ und des Käysers Rodolphi
Leibartzet gewesen/ bekennet frey/ daß er keinen Drachenstein jemahlen ge-
sehen. Es ist wahr/ das Plinius bey vilen heutigen Scribenten in schlechtem
credit, als einer/ der in seinen Schriften mehr Fablen/ als wahre Geschichten
habe/ wie nicht zu laugnen/ daß er vil Sachen geschriben nicht auß eigener
Erfahrung/ sondern von hören sagen/ und zwaren solche Sachen/ von deren
Falschheit man jezt überzeuget ist: Aber auch sein vil Sachen bey Plinio,
die man vor weniger Zeit vor erdichtet gehalten/ nun aber nach fleissig ge-
tahner Undersuchung wahr findet. Jn gegenwärtiger Geschicht kommet die
Weise den Drachen einzuschläffen/ und ihme den Stein zubenemmen/ ganz
Fabelhaft herauß/ wiewol unten zu entschuldigung des Plinii auch hier über
etwas sol beygesetzet werden. Die Nachricht aber des Steins selbs/ die
man auch bis dahin nicht glauben wollen/ bekräftiget sich nicht wenig durch
neue in Ost- und West-Jndischen Landen gemachte Entdeckungen natürli-
cher Sachen. Georg Everhard Rumph/ gebürtig von Hanau/ der sich lange
Jahr in Jndien aufgehalten/ und mit bestem Recht den Titul Plinii Indici
verdienet/ berichtet uns in seinem kostbaren Werk/ D' Amboinsche Rariteit-
kamer
genant/ so erst vor einem Jahr in Truck kommen/ Lib. III. Sect 58.
pag
305. 306. das unter anderen wahrhaften Schlangensteinen (die auß
vergifteten Schlangen wirklich herauß genommen worden/ von ihme Ophi-
tes veri, Mestica Ular
genennet) zwey zu seinen Handen kommen/ so dem
Plinianischen Drachenstein in Ansehung ihrer Crystallinischer Durchsich-
tigkeit zukommen/ aber nicht grösser/ als ungefehr eine Haselnuß; der einte
von einem Basilisken förmigen Thier auß der Jnsul Celebes, der andere

auß

ſcit, in vidia Animalis mori ſe ſentientis. Igitur dormientibus amputant
Sotacus qui viſam eam gemmam ſibi apud Regem ſcripſir, bigis vehi quæ-
rentes tradit, & viſo Dracone ſpargere ſomnifica Medicamenta, atque ita
præcidere. Eſſe autem candore translucido, nec poſtea poliri, aut artem
ad mittere.
Und Philoſtratus Lib. 3. meldet/ daß die Jndianer ein Schar-
lach farbes mit guldenen/ zauberiſch einſchlaͤffenden/ Buchſtaben durch-
wirktes Tuch darſpreiten/ und den Drachen dahin loken/ daß er darauf lige/
und dann den Kopf im Schlaff ſich abſchneiden laſſe. Nach Plinii Zeiten
hat mancher diſen Schatz geſucht/ wenig aber/ oder villeicht niemand/ fun-
den. Marſilius Ficinus ruͤhmte ſich/ daß er ihn auß Jndien bekommen habe.
Boeth de Boot Hiſt. Gemmar. & Lapid. Lib. II. cap. 172. Man ſihet aber
bald auß der Beſchreibung/ daß diſer vermeinte Drachenſtein anders nichts
geweſen/ als ein gemeiner Sieg- oder Sternſtein/ Stellaris Lapis, Aſtroites.
Andr. Cæſalpinus Lib. 2. de Metallic. cap.
41. verſicheret/ daß er diſen
Stein beſitze/ welches aber ihme niemand glauben wollen. Obbemeldter de
Boet,
der ſonſten ein gar fleiſſiger Steinforſcher/ und des Kaͤyſers Rodolphi
Leibartzet geweſen/ bekennet frey/ daß er keinen Drachenſtein jemahlen ge-
ſehen. Es iſt wahr/ das Plinius bey vilen heutigen Scribenten in ſchlechtem
credit, als einer/ der in ſeinen Schriften mehr Fablen/ als wahre Geſchichten
habe/ wie nicht zu laugnen/ daß er vil Sachen geſchriben nicht auß eigener
Erfahrung/ ſondern von hoͤren ſagen/ und zwaren ſolche Sachen/ von deren
Falſchheit man jezt uͤberzeuget iſt: Aber auch ſein vil Sachen bey Plinio,
die man vor weniger Zeit vor erdichtet gehalten/ nun aber nach fleiſſig ge-
tahner Underſuchung wahr findet. Jn gegenwaͤrtiger Geſchicht kommet die
Weiſe den Drachen einzuſchlaͤffen/ und ihme den Stein zubenemmen/ ganz
Fabelhaft herauß/ wiewol unten zu entſchuldigung des Plinii auch hier uͤber
etwas ſol beygeſetzet werden. Die Nachricht aber des Steins ſelbs/ die
man auch bis dahin nicht glauben wollen/ bekraͤftiget ſich nicht wenig durch
neue in Oſt- und Weſt-Jndiſchen Landen gemachte Entdeckungen natuͤrli-
cher Sachen. Georg Everhard Rumph/ gebuͤrtig von Hanau/ der ſich lange
Jahr in Jndien aufgehalten/ und mit beſtem Recht den Titul Plinii Indici
verdienet/ berichtet uns in ſeinem koſtbaren Werk/ D’ Amboinſche Rariteit-
kamer
genant/ ſo erſt vor einem Jahr in Truck kommen/ Lib. III. Sect 58.
pag
305. 306. das unter anderen wahrhaften Schlangenſteinen (die auß
vergifteten Schlangen wirklich herauß genommen worden/ von ihme Ophi-
tes veri, Meſtica Ular
genennet) zwey zu ſeinen Handen kommen/ ſo dem
Plinianiſchen Drachenſtein in Anſehung ihrer Cryſtalliniſcher Durchſich-
tigkeit zukommen/ aber nicht groͤſſer/ als ungefehr eine Haſelnuß; der einte
von einem Baſilisken foͤrmigen Thier auß der Jnſul Celebes, der andere

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[114/0127] ſcit, in vidia Animalis mori ſe ſentientis. Igitur dormientibus amputant Sotacus qui viſam eam gemmam ſibi apud Regem ſcripſir, bigis vehi quæ- rentes tradit, & viſo Dracone ſpargere ſomnifica Medicamenta, atque ita præcidere. Eſſe autem candore translucido, nec poſtea poliri, aut artem ad mittere. Und Philoſtratus Lib. 3. meldet/ daß die Jndianer ein Schar- lach farbes mit guldenen/ zauberiſch einſchlaͤffenden/ Buchſtaben durch- wirktes Tuch darſpreiten/ und den Drachen dahin loken/ daß er darauf lige/ und dann den Kopf im Schlaff ſich abſchneiden laſſe. Nach Plinii Zeiten hat mancher diſen Schatz geſucht/ wenig aber/ oder villeicht niemand/ fun- den. Marſilius Ficinus ruͤhmte ſich/ daß er ihn auß Jndien bekommen habe. Boeth de Boot Hiſt. Gemmar. & Lapid. Lib. II. cap. 172. Man ſihet aber bald auß der Beſchreibung/ daß diſer vermeinte Drachenſtein anders nichts geweſen/ als ein gemeiner Sieg- oder Sternſtein/ Stellaris Lapis, Aſtroites. Andr. Cæſalpinus Lib. 2. de Metallic. cap. 41. verſicheret/ daß er diſen Stein beſitze/ welches aber ihme niemand glauben wollen. Obbemeldter de Boet, der ſonſten ein gar fleiſſiger Steinforſcher/ und des Kaͤyſers Rodolphi Leibartzet geweſen/ bekennet frey/ daß er keinen Drachenſtein jemahlen ge- ſehen. Es iſt wahr/ das Plinius bey vilen heutigen Scribenten in ſchlechtem credit, als einer/ der in ſeinen Schriften mehr Fablen/ als wahre Geſchichten habe/ wie nicht zu laugnen/ daß er vil Sachen geſchriben nicht auß eigener Erfahrung/ ſondern von hoͤren ſagen/ und zwaren ſolche Sachen/ von deren Falſchheit man jezt uͤberzeuget iſt: Aber auch ſein vil Sachen bey Plinio, die man vor weniger Zeit vor erdichtet gehalten/ nun aber nach fleiſſig ge- tahner Underſuchung wahr findet. Jn gegenwaͤrtiger Geſchicht kommet die Weiſe den Drachen einzuſchlaͤffen/ und ihme den Stein zubenemmen/ ganz Fabelhaft herauß/ wiewol unten zu entſchuldigung des Plinii auch hier uͤber etwas ſol beygeſetzet werden. Die Nachricht aber des Steins ſelbs/ die man auch bis dahin nicht glauben wollen/ bekraͤftiget ſich nicht wenig durch neue in Oſt- und Weſt-Jndiſchen Landen gemachte Entdeckungen natuͤrli- cher Sachen. Georg Everhard Rumph/ gebuͤrtig von Hanau/ der ſich lange Jahr in Jndien aufgehalten/ und mit beſtem Recht den Titul Plinii Indici verdienet/ berichtet uns in ſeinem koſtbaren Werk/ D’ Amboinſche Rariteit- kamer genant/ ſo erſt vor einem Jahr in Truck kommen/ Lib. III. Sect 58. pag 305. 306. das unter anderen wahrhaften Schlangenſteinen (die auß vergifteten Schlangen wirklich herauß genommen worden/ von ihme Ophi- tes veri, Meſtica Ular genennet) zwey zu ſeinen Handen kommen/ ſo dem Plinianiſchen Drachenſtein in Anſehung ihrer Cryſtalliniſcher Durchſich- tigkeit zukommen/ aber nicht groͤſſer/ als ungefehr eine Haſelnuß; der einte von einem Baſilisken foͤrmigen Thier auß der Jnſul Celebes, der andere auß

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Zitationshilfe: Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 2. Zürich, 1707, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten02_1706/127>, abgerufen am 22.11.2024.