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Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 1. Zürich, 1706.

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schen Gesundheit zusorgen obliget/ vorzustellen dise allgemeine/ und Funda-
mental-Regel/ nach welcher sie sich in allen vorfallenden Begebenheiten rich-
ten können. Wo die verstopfende ursach der Krankheit annoch innert
den kleinsten Ader-röhrlein stecket/ und dero Zäserlein noch einiche kräf-
te haben/ da kan das Pfeferswasser/ menschlicher weise davon zureden/
innerlich oder äusserlich wircken. Wo hingegen obbemeldte Röhrlein
geöffnet/ zerrissen/ oder von der schärffe der Materi durchfressen/ oder
die Zäserlein ihre Spann und Treibkraft verlohren/ oder gefahr ist/
es möchten irgends an einem vornehmen Ohrt die äussersten äderlein
von dem gewalt des Wassers/ gleich einem Damm/ durch gebrochen wer-
den/ da hüte man sich vor diser Cur/ sonderlich/ wann auf so thane
weise leiden die edleren/ inneren theile des Leibes/ dannenhero meiden diß
Wasser die Wasser-Schwind-Gelbsüchtigen/ Außsätzigen/ die mit der Ro-
ten Ruhr behaftet/ mit der alten nodosa podagra geplaget/ ja auch die
Schwangeren Weiber.

Es beliebe der curiose Trink- oder Badgast/ ehe er von Pfefers
wegreiset/ zubemerken/ wie der wilde Taminna-Bach die hatten Felß-
wände/ zwischen welchen er eingeschlossen daher rauschet/ nicht nur
abspület und glatt machet/ sondern auch in die tieffe sich je mehr und
mehr senket; diß gewahret mit sonderem fleiß Joh. Kolvveck in seinem
Tractat vom Pfefersbad/ p. 24. 48. 69. 71. 72. und wil/ das A. 1631.
der Bach 34. Klafter tieffer geronnen/ alß zu anfang der Welt (hette
villeicht besser gesetzet/ zur zeit der Sündflut) und alle Jahr um einen
halben Zoll sich tieffer einsenke/ folglich jezund 3. Schuh tieffer were/
alß A. 1631. da das Hauß gebauet worden. Dise einfressung der Gebir-
gischen Waldwasseren kan wargenommen werden an andern Ohrten
mehr. Jn Pündten ist ein merkwürdig Exempel in der Via mala, einer
Straß zwischen den Thäleren Schams und Domleschg/ durch welche
vor disem der Rhein geflossen/ der jezund bald 50. bald 100. und mehr
Schuhe tieffer durch das Tobel abrauschet.

P. S. Das dreyfache Kupferstück von dem Pfefersischen Badhauß/ Wasserleitung/ und
Quell nebst der Erklärung kommet a 3. ß.

ſchen Geſundheit zuſorgen obliget/ vorzuſtellen diſe allgemeine/ und Funda-
mental-Regel/ nach welcher ſie ſich in allen vorfallenden Begebenheiten rich-
ten koͤnnen. Wo die verſtopfende urſach der Krankheit annoch innert
den kleinſten Ader-roͤhrlein ſtecket/ und dero Zaͤſerlein noch einiche kraͤf-
te haben/ da kan das Pfeferswaſſer/ menſchlicher weiſe davon zureden/
innerlich oder aͤuſſerlich wircken. Wo hingegen obbemeldte Roͤhrlein
geoͤffnet/ zerꝛiſſen/ oder von der ſchaͤrffe der Materi durchfreſſen/ oder
die Zaͤſerlein ihre Spann und Treibkraft verlohren/ oder gefahr iſt/
es moͤchten irgends an einem vornehmen Ohrt die aͤuſſerſten aͤderlein
von dem gewalt des Waſſers/ gleich einem Dam̃/ durch gebrochen wer-
den/ da huͤte man ſich vor diſer Cur/ ſonderlich/ wann auf ſo thane
weiſe leiden die edleren/ inneren theile des Leibes/ dannenhero meiden diß
Waſſer die Waſſer-Schwind-Gelbſuͤchtigen/ Außſaͤtzigen/ die mit der Ro-
ten Ruhr behaftet/ mit der alten nodoſa podagra geplaget/ ja auch die
Schwangeren Weiber.

Es beliebe der curioſe Trink- oder Badgaſt/ ehe er von Pfefers
wegreiſet/ zubemerken/ wie der wilde Taminna-Bach die hatten Felß-
waͤnde/ zwiſchen welchen er eingeſchloſſen daher rauſchet/ nicht nur
abſpuͤlet und glatt machet/ ſondern auch in die tieffe ſich je mehr und
mehr ſenket; diß gewahret mit ſonderem fleiß Joh. Kolvveck in ſeinem
Tractat vom Pfefersbad/ p. 24. 48. 69. 71. 72. und wil/ das A. 1631.
der Bach 34. Klafter tieffer geronnen/ alß zu anfang der Welt (hette
villeicht beſſer geſetzet/ zur zeit der Suͤndflut) und alle Jahr um einen
halben Zoll ſich tieffer einſenke/ folglich jezund 3. Schuh tieffer were/
alß A. 1631. da das Hauß gebauet worden. Diſe einfreſſung der Gebir-
giſchen Waldwaſſeren kan wargenommen werden an andern Ohrten
mehr. Jn Puͤndten iſt ein merkwuͤrdig Exempel in der Via mala, einer
Straß zwiſchen den Thaͤleren Schams und Domleſchg/ durch welche
vor diſem der Rhein gefloſſen/ der jezund bald 50. bald 100. und mehr
Schuhe tieffer durch das Tobel abrauſchet.

P. S. Das dreyfache Kupferſtuͤck von dem Pfeferſiſchen Badhauß/ Waſſerleitung/ und
Quell nebſt der Erklaͤrung kommet à 3. ß.

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[(56)[56]/0079] ſchen Geſundheit zuſorgen obliget/ vorzuſtellen diſe allgemeine/ und Funda- mental-Regel/ nach welcher ſie ſich in allen vorfallenden Begebenheiten rich- ten koͤnnen. Wo die verſtopfende urſach der Krankheit annoch innert den kleinſten Ader-roͤhrlein ſtecket/ und dero Zaͤſerlein noch einiche kraͤf- te haben/ da kan das Pfeferswaſſer/ menſchlicher weiſe davon zureden/ innerlich oder aͤuſſerlich wircken. Wo hingegen obbemeldte Roͤhrlein geoͤffnet/ zerꝛiſſen/ oder von der ſchaͤrffe der Materi durchfreſſen/ oder die Zaͤſerlein ihre Spann und Treibkraft verlohren/ oder gefahr iſt/ es moͤchten irgends an einem vornehmen Ohrt die aͤuſſerſten aͤderlein von dem gewalt des Waſſers/ gleich einem Dam̃/ durch gebrochen wer- den/ da huͤte man ſich vor diſer Cur/ ſonderlich/ wann auf ſo thane weiſe leiden die edleren/ inneren theile des Leibes/ dannenhero meiden diß Waſſer die Waſſer-Schwind-Gelbſuͤchtigen/ Außſaͤtzigen/ die mit der Ro- ten Ruhr behaftet/ mit der alten nodoſa podagra geplaget/ ja auch die Schwangeren Weiber. Es beliebe der curioſe Trink- oder Badgaſt/ ehe er von Pfefers wegreiſet/ zubemerken/ wie der wilde Taminna-Bach die hatten Felß- waͤnde/ zwiſchen welchen er eingeſchloſſen daher rauſchet/ nicht nur abſpuͤlet und glatt machet/ ſondern auch in die tieffe ſich je mehr und mehr ſenket; diß gewahret mit ſonderem fleiß Joh. Kolvveck in ſeinem Tractat vom Pfefersbad/ p. 24. 48. 69. 71. 72. und wil/ das A. 1631. der Bach 34. Klafter tieffer geronnen/ alß zu anfang der Welt (hette villeicht beſſer geſetzet/ zur zeit der Suͤndflut) und alle Jahr um einen halben Zoll ſich tieffer einſenke/ folglich jezund 3. Schuh tieffer were/ alß A. 1631. da das Hauß gebauet worden. Diſe einfreſſung der Gebir- giſchen Waldwaſſeren kan wargenommen werden an andern Ohrten mehr. Jn Puͤndten iſt ein merkwuͤrdig Exempel in der Via mala, einer Straß zwiſchen den Thaͤleren Schams und Domleſchg/ durch welche vor diſem der Rhein gefloſſen/ der jezund bald 50. bald 100. und mehr Schuhe tieffer durch das Tobel abrauſchet. P. S. Das dreyfache Kupferſtuͤck von dem Pfeferſiſchen Badhauß/ Waſſerleitung/ und Quell nebſt der Erklaͤrung kommet à 3. ß.

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Zitationshilfe: Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 1. Zürich, 1706, S. (56)[56]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten01_1706/79>, abgerufen am 28.11.2024.