Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 1. Zürich, 1706.Unter-irrdischen Dünsten/ wie auch oftmals in dem Neapolitanischen/ und Unter-irꝛdiſchen Duͤnſten/ wie auch oftmals in dem Neapolitaniſchen/ und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0063" n="48"/> Unter-irꝛdiſchen Duͤnſten/ wie auch oftmals in dem Neapolitaniſchen/ und<lb/> in Sicilia mit dem Erdbidem zugleich auß der Erden fahren wuͤrkliche Flam-<lb/> men/ nach der Zeugnuß <hi rendition="#aq">Taciti Lib. II. Annal. Senecæ Lib. VI. Quæſt.<lb/> Nat. cap.</hi> 4. und viler heutigen Natur- und Geſchichtſchreibern. Es liget<lb/> nicht wenig an vernunftmaͤſſiger unterſuchung der eigentlichen zeugung diſer<lb/> Feurigen Luftgeſchichten/ wañ man wil reden von derſelben Art/ Wirkung/<lb/> und bedeutung. Gemeinlich haltet man darvor/ ſie bedeuten mehrere Kaͤl-<lb/> te/ ich kan aber nicht ſehen/ warum/ wann nicht darvor gehalten wird/ daß<lb/> bey außbrechung des Unter-irꝛdiſchen Materialiſchen/ oder Formaliſchen<lb/> Feuers/ welches bis dahin die obere Erden-rinde gleich einem Oftn etwaͤrmt/<lb/> auch die waͤrme mit außgeflogen/ und ſonderlich die Gewaͤchſe der wirkung<lb/> des Schnees und Froſte deſto bloſſer uͤbergebe. Einmal gewahret <hi rendition="#aq">Halle-<lb/> rus,</hi> daß auf das Feuergeſicht A. 1560. gefolget ſeye eine grauſame Kaͤlte/<lb/> welche gewaͤhret hat von anfang des Winters bis in mitten des <hi rendition="#aq">Aprilis</hi><lb/> 1561. mit vilem und groſſem Schnee/ das beynahem alle Waſſer uͤberfro-<lb/> ren/ auch gar der Rhein zu Baſel ob der Rheinbruken beſtanden/ welches<lb/> vorhin unerhoͤrt war. Ob aber diſe Kaͤlte A. 1561. herꝛuͤhre von der Feuer-<lb/> geſchicht/ ſo bereits vor einem Jahr geſehen worden/ kan ich noch nicht be-<lb/> greiffen/ vilweniger wolte mich unterſtehẽ zu propheceyen/ daß der naͤchflkoͤnf-<lb/> tige Winter/ ſo auf A. 1706. zuerwarten/ auch werde von ſo grim̃iger Kaͤlte<lb/> ſeyn. Und wann auch diß erfolgen wurde/ ſo hetten wir die Schlacht noch<lb/> nicht gewunnen/ weilen bevorſtehender Winter auß anderen zufaͤlligen ur-<lb/> ſachen koͤnte kaͤlter ſeyn/ als ein anderer/ und bey anderen wichtigern Exem-<lb/> plen bekant/ wie leicht und oft man begehe <hi rendition="#aq">fallaciam non cauſæ ut cauſæ,</hi> oder eine ſach vor<lb/> die urſach einer wirkung anſehe/ welche es aber nicht iſt. V<supplied>i</supplied>lmehr laſſet ſich muhtmaſſen/<lb/> daß auf dergleichen außgebrochene Feuer folgen koͤnnen ſchwere/ auch anſteckende/ Krankhei-<lb/> ten/ und koͤnte wol ſeyn/ daß die Halswehe/ und Fluß Fieber/ welche an vilen Ohrten der Eid-<lb/> gnoſchaft ſint dem vergangnen Herbſt graſſiert/ und etwas giftiges mit ſich gefuͤhrt/ eine wir-<lb/> kung ſind anderer Neben urſachen/ ins beſonder aber des Erdbebens/ welches wir geſpuͤrt im<lb/> Nov. 1704. und dabey außgebrochener allerhand ungeſunden Duͤnſten/ welche wir mit<lb/> einathmen in uns ſchlucken muͤſſen; Gleichwie auf vil dergleichen Feurzeichen ſo ge-<lb/> ſehen worden A. 1580. 1581. und 1581. erfolget eine Peſt Was auf die letſte Geſchicht<lb/> folgen werde/ ſtehet zuerwarten/ der hoͤchſte wende gnaͤdig ab alles ungluͤck. Zu vermuthen<lb/> iſt/ daß diß Jahr ſeltſame Luft- und andere Natur-Enderungen zugewarten/ auß bereits ge-<lb/> ſchehener erſcheinung zweyer <hi rendition="#fr">Mondhoͤfen;</hi> des letſten Feurszeichens; auch eines Rings<lb/> um die Sonn/ welcher geſehen worden den 15. April diß lauffen den Jahrs zu Schwanden<lb/> im Glarnerland: Jch buͤte mich indeſſen ſorgfaͤltig vor gewiſſer propheceyung deſſen/ was<lb/> geſchehen koͤnte/ mich vergnuͤgend an deme/ wañ die in der Natur wirklich geſchehene dinge kan<lb/> lehrnen zuſamen fuͤgen/ und ſo einen weg bahnen/ auf deme nach und nach koͤnnen auß gegen-<lb/> wertigen/ und vergangenen Natur. Geſchichten auch koͤnſtige vorgeſagt werden.</p> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [48/0063]
Unter-irꝛdiſchen Duͤnſten/ wie auch oftmals in dem Neapolitaniſchen/ und
in Sicilia mit dem Erdbidem zugleich auß der Erden fahren wuͤrkliche Flam-
men/ nach der Zeugnuß Taciti Lib. II. Annal. Senecæ Lib. VI. Quæſt.
Nat. cap. 4. und viler heutigen Natur- und Geſchichtſchreibern. Es liget
nicht wenig an vernunftmaͤſſiger unterſuchung der eigentlichen zeugung diſer
Feurigen Luftgeſchichten/ wañ man wil reden von derſelben Art/ Wirkung/
und bedeutung. Gemeinlich haltet man darvor/ ſie bedeuten mehrere Kaͤl-
te/ ich kan aber nicht ſehen/ warum/ wann nicht darvor gehalten wird/ daß
bey außbrechung des Unter-irꝛdiſchen Materialiſchen/ oder Formaliſchen
Feuers/ welches bis dahin die obere Erden-rinde gleich einem Oftn etwaͤrmt/
auch die waͤrme mit außgeflogen/ und ſonderlich die Gewaͤchſe der wirkung
des Schnees und Froſte deſto bloſſer uͤbergebe. Einmal gewahret Halle-
rus, daß auf das Feuergeſicht A. 1560. gefolget ſeye eine grauſame Kaͤlte/
welche gewaͤhret hat von anfang des Winters bis in mitten des Aprilis
1561. mit vilem und groſſem Schnee/ das beynahem alle Waſſer uͤberfro-
ren/ auch gar der Rhein zu Baſel ob der Rheinbruken beſtanden/ welches
vorhin unerhoͤrt war. Ob aber diſe Kaͤlte A. 1561. herꝛuͤhre von der Feuer-
geſchicht/ ſo bereits vor einem Jahr geſehen worden/ kan ich noch nicht be-
greiffen/ vilweniger wolte mich unterſtehẽ zu propheceyen/ daß der naͤchflkoͤnf-
tige Winter/ ſo auf A. 1706. zuerwarten/ auch werde von ſo grim̃iger Kaͤlte
ſeyn. Und wann auch diß erfolgen wurde/ ſo hetten wir die Schlacht noch
nicht gewunnen/ weilen bevorſtehender Winter auß anderen zufaͤlligen ur-
ſachen koͤnte kaͤlter ſeyn/ als ein anderer/ und bey anderen wichtigern Exem-
plen bekant/ wie leicht und oft man begehe fallaciam non cauſæ ut cauſæ, oder eine ſach vor
die urſach einer wirkung anſehe/ welche es aber nicht iſt. Vilmehr laſſet ſich muhtmaſſen/
daß auf dergleichen außgebrochene Feuer folgen koͤnnen ſchwere/ auch anſteckende/ Krankhei-
ten/ und koͤnte wol ſeyn/ daß die Halswehe/ und Fluß Fieber/ welche an vilen Ohrten der Eid-
gnoſchaft ſint dem vergangnen Herbſt graſſiert/ und etwas giftiges mit ſich gefuͤhrt/ eine wir-
kung ſind anderer Neben urſachen/ ins beſonder aber des Erdbebens/ welches wir geſpuͤrt im
Nov. 1704. und dabey außgebrochener allerhand ungeſunden Duͤnſten/ welche wir mit
einathmen in uns ſchlucken muͤſſen; Gleichwie auf vil dergleichen Feurzeichen ſo ge-
ſehen worden A. 1580. 1581. und 1581. erfolget eine Peſt Was auf die letſte Geſchicht
folgen werde/ ſtehet zuerwarten/ der hoͤchſte wende gnaͤdig ab alles ungluͤck. Zu vermuthen
iſt/ daß diß Jahr ſeltſame Luft- und andere Natur-Enderungen zugewarten/ auß bereits ge-
ſchehener erſcheinung zweyer Mondhoͤfen; des letſten Feurszeichens; auch eines Rings
um die Sonn/ welcher geſehen worden den 15. April diß lauffen den Jahrs zu Schwanden
im Glarnerland: Jch buͤte mich indeſſen ſorgfaͤltig vor gewiſſer propheceyung deſſen/ was
geſchehen koͤnte/ mich vergnuͤgend an deme/ wañ die in der Natur wirklich geſchehene dinge kan
lehrnen zuſamen fuͤgen/ und ſo einen weg bahnen/ auf deme nach und nach koͤnnen auß gegen-
wertigen/ und vergangenen Natur. Geſchichten auch koͤnſtige vorgeſagt werden.
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