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Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 1. Zürich, 1706.

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N. 9.)



Seltsamer Naturgeschichten
Des Schweizer-Lands
Wochentliche Erzehlung.


Anhang von bereitung des Käses.

ES scheinet diß schaumichte Leckerbißlein/ von welchem bereits geredt
worden/ seye jene graus bey Athen. p. 247. Dahin zeuhet Geßner. de
Lacte p. 37. b.
jene Scherzrede in der Comoedia Aristophanis,
Plutus
genant. kai men polu. &c.

A coeteris quam plurimum istae differunt,
Ollis, videre in caeteris enim licet
Anum supra Ollas, heic modo contrario,
Novoque videas, quod sic olla supra anum.

Dann das wort grous bey den Griechen bedeutet ein altes weib/ und aber auch
disen schneeweissen wolgeschmakten Vorbruch; woher villeicht kommet die bey un-
serer jugend bekante Redensart/ wann sie von den grossen Schneefloken zureden
pflegen/ es fallen alte Weiber herunter. Wir kommen aber widrum zu unserer
in dem Wellkesse übrigen Sirpen/ und gewahren/ daß darein geschüttet wird
von dem Saurtrank oder Saurschotten/ welche zu eben dem end aufbe-
halten wird in dem Trankfaß/ Trankbrunggen. Da geschihet wide-
rum ein neue scheidung der flüssigeren Theilen von den festeren/ und heissen
jene Schotten/ dise aber Ziger/ beyde unter einander Suffi. Nach disem
kehret der Senn wider zu seinem Käse/ nimmet denselben auß der Mutten/
umgibt ihne mit einem hölzernen/ oder rindinen Ring/ den sie Käsejärbe
nennen/ bedecket ihne mit einem rohen sauberen Tuch/ oder Käßblechen/ bele-
get ihne weiter mit einem runden Brett/ und beschwert ihn mit einem schwe-
ren Käseladstein/ damit auf so thane weise der Käse seine ordenliche runde/
oben und unten abgeebnete gestalt bekomme/ und von allen wasserechten Thei-
len befreyet werde. Auf dise gewaltthätige pressung des Käses kan gezogen
werden/ was Virgilius schreibet in Eclog. I.

Castancae molles, & pressi copia Lactis.

Auf
N. 9.)



Seltſamer Naturgeſchichten
Des Schweizer-Lands
Wochentliche Erzehlung.


Anhang von bereitung des Kaͤſes.

ES ſcheinet diß ſchaumichte Leckerbißlein/ von welchem bereits geredt
worden/ ſeye jene γραῦς bey Athen. p. 247. Dahin zeuhet Geßner. de
Lacte p. 37. b.
jene Scherzrede in der Comœdia Ariſtophanis,
Plutus
genant. καὶ μὴν πολὺ. &c.

A cœteris quàm plurimùm iſtæ differunt,
Ollis, videre in cæteris enim licet
Anum ſupra Ollas, hîc modo contrario,
Novóque videas, quòd ſic olla ſupra anum.

Dañ das wort γροῦς bey den Griechen bedeutet ein altes weib/ und aber auch
diſen ſchneeweiſſen wolgeſchmaktẽ Vorbruch; woher villeicht kom̃et die bey un-
ſerer jugend bekante Redensart/ wañ ſie von den groſſen Schneefloken zureden
pflegen/ es fallen alte Weiber herunter. Wir kom̃en aber widrum zu unſerer
in dem Wellkeſſe uͤbrigen Sirpen/ und gewahren/ daß darein geſchuͤttet wird
von dem Saurtrank oder Saurſchotten/ welche zu eben dem end aufbe-
halten wird in dem Trankfaß/ Trankbrunggen. Da geſchihet wide-
rum ein neue ſcheidung der fluͤſſigeren Theilen von den feſteren/ und heiſſen
jene Schotten/ diſe aber Ziger/ beyde unter einander Suffi. Nach diſem
kehret der Senn wider zu ſeinem Kaͤſe/ nimmet denſelben auß der Mutten/
umgibt ihne mit einem hoͤlzernen/ oder rindinen Ring/ den ſie Kaͤſejaͤrbe
neñen/ bedecket ihne mit einem rohen ſauberen Tuch/ oder Kaͤßblechen/ bele-
get ihne weiter mit einem runden Brett/ und beſchwert ihn mit einem ſchwe-
ren Kaͤſeladſtein/ damit auf ſo thane weiſe der Kaͤſe ſeine ordenliche runde/
oben und unten abgeebnete geſtalt bekom̃e/ und von allen waſſerechten Thei-
len befreyet werde. Auf diſe gewaltthaͤtige preſſung des Kaͤſes kan gezogen
werden/ was Virgilius ſchreibet in Eclog. I.

Caſtancæ molles, & preſſi copia Lactis.

Auf
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[33/0048] N. 9.) 8. Apr. 1705. Seltſamer Naturgeſchichten Des Schweizer-Lands Wochentliche Erzehlung. Anhang von bereitung des Kaͤſes. ES ſcheinet diß ſchaumichte Leckerbißlein/ von welchem bereits geredt worden/ ſeye jene γραῦς bey Athen. p. 247. Dahin zeuhet Geßner. de Lacte p. 37. b. jene Scherzrede in der Comœdia Ariſtophanis, Plutus genant. καὶ μὴν πολὺ. &c. A cœteris quàm plurimùm iſtæ differunt, Ollis, videre in cæteris enim licet Anum ſupra Ollas, hîc modo contrario, Novóque videas, quòd ſic olla ſupra anum. Dañ das wort γροῦς bey den Griechen bedeutet ein altes weib/ und aber auch diſen ſchneeweiſſen wolgeſchmaktẽ Vorbruch; woher villeicht kom̃et die bey un- ſerer jugend bekante Redensart/ wañ ſie von den groſſen Schneefloken zureden pflegen/ es fallen alte Weiber herunter. Wir kom̃en aber widrum zu unſerer in dem Wellkeſſe uͤbrigen Sirpen/ und gewahren/ daß darein geſchuͤttet wird von dem Saurtrank oder Saurſchotten/ welche zu eben dem end aufbe- halten wird in dem Trankfaß/ Trankbrunggen. Da geſchihet wide- rum ein neue ſcheidung der fluͤſſigeren Theilen von den feſteren/ und heiſſen jene Schotten/ diſe aber Ziger/ beyde unter einander Suffi. Nach diſem kehret der Senn wider zu ſeinem Kaͤſe/ nimmet denſelben auß der Mutten/ umgibt ihne mit einem hoͤlzernen/ oder rindinen Ring/ den ſie Kaͤſejaͤrbe neñen/ bedecket ihne mit einem rohen ſauberen Tuch/ oder Kaͤßblechen/ bele- get ihne weiter mit einem runden Brett/ und beſchwert ihn mit einem ſchwe- ren Kaͤſeladſtein/ damit auf ſo thane weiſe der Kaͤſe ſeine ordenliche runde/ oben und unten abgeebnete geſtalt bekom̃e/ und von allen waſſerechten Thei- len befreyet werde. Auf diſe gewaltthaͤtige preſſung des Kaͤſes kan gezogen werden/ was Virgilius ſchreibet in Eclog. I. Caſtancæ molles, & preſſi copia Lactis. Auf

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Zitationshilfe: Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 1. Zürich, 1706, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten01_1706/48>, abgerufen am 21.11.2024.