Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 1. Zürich, 1706.

Bild:
<< vorherige Seite

das Glarnerland zugehen/ verschiedene Merkzeichen/ welche auch noch in mög-
licher kürze anzeigen werde. Jm Glarnerland sind währender zeit diser Erd-
bidmen vil Brünnen aufgetröknet/ welches zwaren auch hat geschehen kön-
nen von gar grosser Hitz der ausseren Luft/ wie disere Begegnuß auch gewah-
ret worden A. 1666. 1669. 1676. und 1686. da auch einiche Firren auf den
höchsten Bergen zerschmolzen/ ohne das dabey einiche Erdbidem gespürt
worden/ hier aber kan und sol denen übrigen Wirkungen zugesetzet werden.
Jm Linthal fliessen an dreyen Ohrten Schwefelbrünnelein. Jn der Sand-
Alp/ deren Marchen an die Pündtnerische Gebirge gegen Disentiß stossen/
so auch in denen Alpen Limmeren/ und Fißmatt/ riechet man einen im Gebir-
ge verborgenen Steinöhl-Brunn/ welches widerum anzeiget eine gegen-
wart schwefelichter/ öhlichter/ entzündlicher Theilen. Verwunderlich war
auch diß/ daß der gefallene Schnee in den Riedtwälderen/ Oberreitenen/ zu
hinderst im Thal nicht so hoch gewesen/ als im Dorf Linthal/ und allhier
minder tieff/ als im Laü und Haßlen/ allernächst hinder Schwanden: So
auch schmolze der Schnee vil geschwinder zuhinderst im Thal/ als im Dorf
Lintthal/ auch hier eher/ als allernächst hinder Schwanden/ welches sonst nicht
geschiehet/ ausser der Süd- oder Föhnwind habe die oberhand/ danahen die
Einwohnere vil auf den Streit des Süd- und Nordwinds achtung geben/
und von diser ursach herleiten/ daß etwan im Thal vil schnee liget/ im Flecken
Glarus aber keiner/ etwann aber zu Glarus mehr/ als im Thal. Dißmal
aber muß man die geringere Höhe und geschwindere schmelzung des schnees
in höheren Ohrten nohtwendig zuschreiben einer unterirrdischen wärme/
oder Feuer; dessen deutlicher anzeig auch über diß gewesen ein grauer rauch/
oder dampf/ welcher bey dem XXV. Erdbidem den 2. 13. Winterm. vor auf-
gang der Sonnen auß einem geöffneten Grab hervor kommen/ zu jeder-
mans desto grösserer verwunderung/ weil diser morgen sehr kalt und hell
war/ auch hin und wider das Wasser in der Küche gefroren. Weiters dienet
zur bekräftigung/ daß in solchen hohen Gebirgen ungewohnte warme Weih-
nacht-Fest/ so auf den XXX. sten Erdbidem gefolget. Endlich ist zugewah-
ren/ daß die unterhölung der Glarner-Gebirgen im Grossen Thal auß ver-
schiedenen Merkzeichen abzunemmen/ insonderheit aber auß vilen hier und
da befindlichen Luftlöcheren/ under welchen jüngsthin gesehen hab auf der
Alp Guppen ob Schwanden das so genante Döneloch/ in welches ein ein-
geworffener Stein sehr tieff abfallet/ und lang dönet/ und dabey verschiede-
ne Gruben/ welche ohne zweifel bey anlas der Erdbidmen/ oder auß ande-
ren dergleichen ursachen müssen eingesunken seyn.

Histo-

das Glarnerland zugehen/ verſchiedene Merkzeichen/ welche auch noch in moͤg-
licher kuͤrze anzeigen werde. Jm Glarnerland ſind waͤhrender zeit diſer Erd-
bidmen vil Bruͤnnen aufgetroͤknet/ welches zwaren auch hat geſchehen koͤn-
nen von gar groſſer Hitz der auſſeren Luft/ wie diſere Begegnuß auch gewah-
ret worden A. 1666. 1669. 1676. und 1686. da auch einiche Firꝛen auf den
hoͤchſten Bergen zerſchmolzen/ ohne das dabey einiche Erdbidem geſpuͤrt
worden/ hier aber kan und ſol denen uͤbrigen Wirkungen zugeſetzet werden.
Jm Linthal flieſſen an dreyen Ohrten Schwefelbruͤnnelein. Jn der Sand-
Alp/ deren Marchen an die Puͤndtneriſche Gebirge gegen Diſentiß ſtoſſen/
ſo auch in denen Alpen Limmeren/ und Fißmatt/ riechet man einen im Gebir-
ge verborgenen Steinoͤhl-Brunn/ welches widerum anzeiget eine gegen-
wart ſchwefelichter/ oͤhlichter/ entzuͤndlicher Theilen. Verwunderlich war
auch diß/ daß der gefallene Schnee in den Riedtwaͤlderen/ Oberꝛeitenen/ zu
hinderſt im Thal nicht ſo hoch geweſen/ als im Dorf Linthal/ und allhier
minder tieff/ als im Lauͤ und Haßlen/ allernaͤchſt hinder Schwanden: So
auch ſchmolze der Schnee vil geſchwinder zuhinderſt im Thal/ als im Dorf
Lintthal/ auch hier eher/ als allernaͤchſt hinder Schwanden/ welches ſonſt nicht
geſchiehet/ auſſer der Suͤd- oder Foͤhnwind habe die oberhand/ danahen die
Einwohnere vil auf den Streit des Suͤd- und Nordwinds achtung geben/
und von diſer urſach herleiten/ daß etwan im Thal vil ſchnee liget/ im Flecken
Glarus aber keiner/ etwann aber zu Glarus mehr/ als im Thal. Dißmal
aber muß man die geringere Hoͤhe und geſchwindere ſchmelzung des ſchnees
in hoͤheren Ohrten nohtwendig zuſchreiben einer unterirꝛdiſchen waͤrme/
oder Feuer; deſſen deutlicher anzeig auch uͤber diß geweſen ein grauer rauch/
oder dampf/ welcher bey dem XXV. Erdbidem den 2. 13. Winterm. vor auf-
gang der Sonnen auß einem geoͤffneten Grab hervor kommen/ zu jeder-
mans deſto groͤſſerer verwunderung/ weil diſer morgen ſehr kalt und hell
war/ auch hin und wider das Waſſer in der Kuͤche gefroren. Weiters dienet
zur bekraͤftigung/ daß in ſolchen hohen Gebirgen ungewohnte warme Weih-
nacht-Feſt/ ſo auf den XXX. ſten Erdbidem gefolget. Endlich iſt zugewah-
ren/ daß die unterhoͤlung der Glarner-Gebirgen im Groſſen Thal auß ver-
ſchiedenen Merkzeichen abzunemmen/ inſonderheit aber auß vilen hier und
da befindlichen Luftloͤcheren/ under welchen juͤngſthin geſehen hab auf der
Alp Guppen ob Schwanden das ſo genante Doͤneloch/ in welches ein ein-
geworffener Stein ſehr tieff abfallet/ und lang doͤnet/ und dabey verſchiede-
ne Gruben/ welche ohne zweifel bey anlas der Erdbidmen/ oder auß ande-
ren dergleichen urſachen muͤſſen eingeſunken ſeyn.

Hiſto-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0159" n="(122)[122]"/>
das Glarnerland zugehen/ ver&#x017F;chiedene Merkzeichen/ welche auch noch in mo&#x0364;g-<lb/>
licher ku&#x0364;rze anzeigen werde. Jm Glarnerland &#x017F;ind wa&#x0364;hrender zeit di&#x017F;er Erd-<lb/>
bidmen vil Bru&#x0364;nnen aufgetro&#x0364;knet/ welches zwaren auch hat ge&#x017F;chehen ko&#x0364;n-<lb/>
nen von gar gro&#x017F;&#x017F;er Hitz der au&#x017F;&#x017F;eren Luft/ wie di&#x017F;ere Begegnuß auch gewah-<lb/>
ret worden A. 1666. 1669. 1676. und 1686. da auch einiche Fir&#xA75B;en auf den<lb/>
ho&#x0364;ch&#x017F;ten Bergen zer&#x017F;chmolzen/ ohne das dabey einiche Erdbidem ge&#x017F;pu&#x0364;rt<lb/>
worden/ hier aber kan und &#x017F;ol denen u&#x0364;brigen Wirkungen zuge&#x017F;etzet werden.<lb/>
Jm Linthal flie&#x017F;&#x017F;en an dreyen Ohrten Schwefelbru&#x0364;nnelein. Jn der Sand-<lb/>
Alp/ deren Marchen an die Pu&#x0364;ndtneri&#x017F;che Gebirge gegen Di&#x017F;entiß &#x017F;to&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
&#x017F;o auch in denen Alpen Limmeren/ und Fißmatt/ riechet man einen im Gebir-<lb/>
ge verborgenen Steino&#x0364;hl-Brunn/ welches widerum anzeiget eine gegen-<lb/>
wart &#x017F;chwefelichter/ o&#x0364;hlichter/ entzu&#x0364;ndlicher Theilen. Verwunderlich war<lb/>
auch diß/ daß der gefallene Schnee in den Riedtwa&#x0364;lderen/ Ober&#xA75B;eitenen/ zu<lb/>
hinder&#x017F;t im Thal nicht &#x017F;o hoch gewe&#x017F;en/ als im Dorf Linthal/ und allhier<lb/>
minder tieff/ als im Lau&#x0364; und Haßlen/ allerna&#x0364;ch&#x017F;t hinder Schwanden: So<lb/>
auch &#x017F;chmolze der Schnee vil ge&#x017F;chwinder zuhinder&#x017F;t im Thal/ als im Dorf<lb/>
Lintthal/ auch hier eher/ als allerna&#x0364;ch&#x017F;t hinder Schwanden/ welches &#x017F;on&#x017F;t nicht<lb/>
ge&#x017F;chiehet/ au&#x017F;&#x017F;er der Su&#x0364;d- oder Fo&#x0364;hnwind habe die oberhand/ danahen die<lb/>
Einwohnere vil auf den Streit des Su&#x0364;d- und Nordwinds achtung geben/<lb/>
und von di&#x017F;er ur&#x017F;ach herleiten/ daß etwan im Thal vil &#x017F;chnee liget/ im Flecken<lb/>
Glarus aber keiner/ etwann aber zu Glarus mehr/ als im Thal. Dißmal<lb/>
aber muß man die geringere Ho&#x0364;he und ge&#x017F;chwindere &#x017F;chmelzung des &#x017F;chnees<lb/>
in ho&#x0364;heren Ohrten nohtwendig zu&#x017F;chreiben einer unterir&#xA75B;di&#x017F;chen wa&#x0364;rme/<lb/>
oder Feuer; de&#x017F;&#x017F;en deutlicher anzeig auch u&#x0364;ber diß gewe&#x017F;en ein grauer rauch/<lb/>
oder dampf/ welcher bey dem <hi rendition="#aq">XXV.</hi> Erdbidem den 2. 13. Winterm. vor auf-<lb/>
gang der Sonnen auß einem geo&#x0364;ffneten Grab hervor kommen/ zu jeder-<lb/>
mans de&#x017F;to gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;erer verwunderung/ weil di&#x017F;er morgen &#x017F;ehr kalt und hell<lb/>
war/ auch hin und wider das Wa&#x017F;&#x017F;er in der Ku&#x0364;che gefroren. Weiters dienet<lb/>
zur bekra&#x0364;ftigung/ daß in &#x017F;olchen hohen Gebirgen ungewohnte warme Weih-<lb/>
nacht-Fe&#x017F;t/ &#x017F;o auf den <hi rendition="#aq">XXX.</hi> &#x017F;ten Erdbidem gefolget. Endlich i&#x017F;t zugewah-<lb/>
ren/ daß die unterho&#x0364;lung der Glarner-Gebirgen im Gro&#x017F;&#x017F;en Thal auß ver-<lb/>
&#x017F;chiedenen Merkzeichen abzunemmen/ in&#x017F;onderheit aber auß vilen hier und<lb/>
da befindlichen Luftlo&#x0364;cheren/ under welchen ju&#x0364;ng&#x017F;thin ge&#x017F;ehen hab auf der<lb/>
Alp Guppen ob Schwanden das &#x017F;o genante <hi rendition="#fr">Do&#x0364;neloch</hi>/ in welches ein ein-<lb/>
geworffener Stein &#x017F;ehr tieff abfallet/ und lang do&#x0364;net/ und dabey ver&#x017F;chiede-<lb/>
ne Gruben/ welche ohne zweifel bey anlas der Erdbidmen/ oder auß ande-<lb/>
ren dergleichen ur&#x017F;achen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en einge&#x017F;unken &#x017F;eyn.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Hi&#x017F;to-</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[(122)[122]/0159] das Glarnerland zugehen/ verſchiedene Merkzeichen/ welche auch noch in moͤg- licher kuͤrze anzeigen werde. Jm Glarnerland ſind waͤhrender zeit diſer Erd- bidmen vil Bruͤnnen aufgetroͤknet/ welches zwaren auch hat geſchehen koͤn- nen von gar groſſer Hitz der auſſeren Luft/ wie diſere Begegnuß auch gewah- ret worden A. 1666. 1669. 1676. und 1686. da auch einiche Firꝛen auf den hoͤchſten Bergen zerſchmolzen/ ohne das dabey einiche Erdbidem geſpuͤrt worden/ hier aber kan und ſol denen uͤbrigen Wirkungen zugeſetzet werden. Jm Linthal flieſſen an dreyen Ohrten Schwefelbruͤnnelein. Jn der Sand- Alp/ deren Marchen an die Puͤndtneriſche Gebirge gegen Diſentiß ſtoſſen/ ſo auch in denen Alpen Limmeren/ und Fißmatt/ riechet man einen im Gebir- ge verborgenen Steinoͤhl-Brunn/ welches widerum anzeiget eine gegen- wart ſchwefelichter/ oͤhlichter/ entzuͤndlicher Theilen. Verwunderlich war auch diß/ daß der gefallene Schnee in den Riedtwaͤlderen/ Oberꝛeitenen/ zu hinderſt im Thal nicht ſo hoch geweſen/ als im Dorf Linthal/ und allhier minder tieff/ als im Lauͤ und Haßlen/ allernaͤchſt hinder Schwanden: So auch ſchmolze der Schnee vil geſchwinder zuhinderſt im Thal/ als im Dorf Lintthal/ auch hier eher/ als allernaͤchſt hinder Schwanden/ welches ſonſt nicht geſchiehet/ auſſer der Suͤd- oder Foͤhnwind habe die oberhand/ danahen die Einwohnere vil auf den Streit des Suͤd- und Nordwinds achtung geben/ und von diſer urſach herleiten/ daß etwan im Thal vil ſchnee liget/ im Flecken Glarus aber keiner/ etwann aber zu Glarus mehr/ als im Thal. Dißmal aber muß man die geringere Hoͤhe und geſchwindere ſchmelzung des ſchnees in hoͤheren Ohrten nohtwendig zuſchreiben einer unterirꝛdiſchen waͤrme/ oder Feuer; deſſen deutlicher anzeig auch uͤber diß geweſen ein grauer rauch/ oder dampf/ welcher bey dem XXV. Erdbidem den 2. 13. Winterm. vor auf- gang der Sonnen auß einem geoͤffneten Grab hervor kommen/ zu jeder- mans deſto groͤſſerer verwunderung/ weil diſer morgen ſehr kalt und hell war/ auch hin und wider das Waſſer in der Kuͤche gefroren. Weiters dienet zur bekraͤftigung/ daß in ſolchen hohen Gebirgen ungewohnte warme Weih- nacht-Feſt/ ſo auf den XXX. ſten Erdbidem gefolget. Endlich iſt zugewah- ren/ daß die unterhoͤlung der Glarner-Gebirgen im Groſſen Thal auß ver- ſchiedenen Merkzeichen abzunemmen/ inſonderheit aber auß vilen hier und da befindlichen Luftloͤcheren/ under welchen juͤngſthin geſehen hab auf der Alp Guppen ob Schwanden das ſo genante Doͤneloch/ in welches ein ein- geworffener Stein ſehr tieff abfallet/ und lang doͤnet/ und dabey verſchiede- ne Gruben/ welche ohne zweifel bey anlas der Erdbidmen/ oder auß ande- ren dergleichen urſachen muͤſſen eingeſunken ſeyn. Hiſto-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten01_1706
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten01_1706/159
Zitationshilfe: Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 1. Zürich, 1706, S. (122)[122]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten01_1706/159>, abgerufen am 25.11.2024.