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Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 1. Zürich, 1706.

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N. 29.)



Seltsamer Naturgeschichten
Des Schweizer-Lands
Wochentliche Erzehlung.
Fortsezung von denen im Schweizerland befindlichen
überbleibselen der Sündfluth.

DJser Selenites rhomboidalis, oder rautenförmiger Crystall/ finder
sich zwar hin und wider in denen Schweizerischen Gebirgen/ aber
nirgends so schön/ und follkommen/ als in obbeschriebener Höle des
Appenzeller- und Rheinthalerischen Gebirgs Gamor. An anderen Orten
ist er mehrentheils undurchsichtig/ und unrein/ hier aber findet man ihne hell/
lauter/ wie den reinesten Erystall; Etwan zwar wird die durchsichtige lau-
terkeit versinsteret durch schwarze striche/ welche aber nicht nur nit dem Stein
seine schönheit benemmen/ sondern ihme noch einen besonderen glantz mit-
theilen/ dene andere dergleichen Steine in anderen Länderen nicht besitzen.
Es gehen dise schwarzen Aderen eckweise fort/ und stellen nicht ohnfein vor die
Lauffgräben/ welche vor denen Vestungen angelegt werden zu bedeckung de-
ren/ welche gegen dem Platz approchieren; wie zu sehen in Fig. 71. vorgehen-
der Tafel. Etwan ist die gestalt und zusamenfügung gleich einem Giebel/ wie
in Fig. 72. Etwan steiget auß dem grund eines sonst hell-lauteren Steins
auf ein weisses Wölklein/ wie in Fig. 73. Etwan sihet man in mitten des
Steins vil kleine Luftbläslein/ wie in Fig. 73. * Von farben habe noch kei-
nen andern unterscheid gesehen bey unserm Appenzellerischen Stein/ aussert
weiß/ durchsichtig ohne farben/ und durchscheinend mit schwarzen Aderen.
Anderstwoher habe bekommen eine gelbe/ und rohte gattung. Es gehöret diser
Stein mit vorderstem recht unter die so genanten Lapides Figuratos, oder
gebildete Steine/ dann er nicht nur in ganzen/ und grösseren Stucken vor-
stellet einen thombum, oder thomboidem, ein rautenförmiges corpus,
sondern es sind von diser gestalt auch die kleinsten stüklein/ welche auch under
das vergrösserung-glaß müssen gesetzet werden. Wann aber gefraget wird
von zeug- oder gestaltung dises Steins/ so findet man hiervon bey denen

Na-
N. 29.)



Seltſamer Naturgeſchichten
Des Schweizer-Lands
Wochentliche Erzehlung.
Fortſezung von denen im Schweizerland befindlichen
uͤberbleibſelen der Suͤndfluth.

DJſer Selenites rhomboidalis, oder rautenfoͤrmiger Cryſtall/ finder
ſich zwar hin und wider in denen Schweizeriſchen Gebirgen/ aber
nirgends ſo ſchoͤn/ und follkommen/ als in obbeſchriebener Hoͤle des
Appenzeller- und Rheinthaleriſchen Gebirgs Gamor. An anderen Orten
iſt er mehrentheils undurchſichtig/ und unrein/ hier aber findet man ihne hell/
lauter/ wie den reineſten Eryſtall; Etwan zwar wird die durchſichtige lau-
terkeit verſinſteret durch ſchwarze ſtriche/ welche aber nicht nur nit dem Stein
ſeine ſchoͤnheit benemmen/ ſondern ihme noch einen beſonderen glantz mit-
theilen/ dene andere dergleichen Steine in anderen Laͤnderen nicht beſitzen.
Es gehen diſe ſchwarzen Aderen eckweiſe fort/ und ſtellen nicht ohnfein vor die
Lauffgraͤben/ welche vor denen Veſtungen angelegt werden zu bedeckung de-
ren/ welche gegen dem Platz approchieren; wie zu ſehen in Fig. 71. vorgehen-
der Tafel. Etwan iſt die geſtalt und zuſamenfuͤgung gleich einem Giebel/ wie
in Fig. 72. Etwan ſteiget auß dem grund eines ſonſt hell-lauteren Steins
auf ein weiſſes Woͤlklein/ wie in Fig. 73. Etwan ſihet man in mitten des
Steins vil kleine Luftblaͤslein/ wie in Fig. 73. * Von farben habe noch kei-
nen andern unterſcheid geſehen bey unſerm Appenzelleriſchen Stein/ auſſert
weiß/ durchſichtig ohne farben/ und durchſcheinend mit ſchwarzen Aderen.
Anderſtwoher habe bekom̃en eine gelbe/ und rohte gattung. Es gehoͤret diſer
Stein mit vorderſtem recht unter die ſo genanten Lapides Figuratos, oder
gebildete Steine/ dann er nicht nur in ganzen/ und groͤſſeren Stucken vor-
ſtellet einen thombum, oder thomboidem, ein rautenfoͤrmiges corpus,
ſondern es ſind von diſer geſtalt auch die kleinſten ſtuͤklein/ welche auch under
das vergroͤſſerung-glaß muͤſſen geſetzet werden. Wann aber gefraget wird
von zeug- oder geſtaltung diſes Steins/ ſo findet man hiervon bey denen

Na-
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[(113)[113]/0148] N. 29.) 26. Aug. 1705. Seltſamer Naturgeſchichten Des Schweizer-Lands Wochentliche Erzehlung. Fortſezung von denen im Schweizerland befindlichen uͤberbleibſelen der Suͤndfluth. DJſer Selenites rhomboidalis, oder rautenfoͤrmiger Cryſtall/ finder ſich zwar hin und wider in denen Schweizeriſchen Gebirgen/ aber nirgends ſo ſchoͤn/ und follkommen/ als in obbeſchriebener Hoͤle des Appenzeller- und Rheinthaleriſchen Gebirgs Gamor. An anderen Orten iſt er mehrentheils undurchſichtig/ und unrein/ hier aber findet man ihne hell/ lauter/ wie den reineſten Eryſtall; Etwan zwar wird die durchſichtige lau- terkeit verſinſteret durch ſchwarze ſtriche/ welche aber nicht nur nit dem Stein ſeine ſchoͤnheit benemmen/ ſondern ihme noch einen beſonderen glantz mit- theilen/ dene andere dergleichen Steine in anderen Laͤnderen nicht beſitzen. Es gehen diſe ſchwarzen Aderen eckweiſe fort/ und ſtellen nicht ohnfein vor die Lauffgraͤben/ welche vor denen Veſtungen angelegt werden zu bedeckung de- ren/ welche gegen dem Platz approchieren; wie zu ſehen in Fig. 71. vorgehen- der Tafel. Etwan iſt die geſtalt und zuſamenfuͤgung gleich einem Giebel/ wie in Fig. 72. Etwan ſteiget auß dem grund eines ſonſt hell-lauteren Steins auf ein weiſſes Woͤlklein/ wie in Fig. 73. Etwan ſihet man in mitten des Steins vil kleine Luftblaͤslein/ wie in Fig. 73. * Von farben habe noch kei- nen andern unterſcheid geſehen bey unſerm Appenzelleriſchen Stein/ auſſert weiß/ durchſichtig ohne farben/ und durchſcheinend mit ſchwarzen Aderen. Anderſtwoher habe bekom̃en eine gelbe/ und rohte gattung. Es gehoͤret diſer Stein mit vorderſtem recht unter die ſo genanten Lapides Figuratos, oder gebildete Steine/ dann er nicht nur in ganzen/ und groͤſſeren Stucken vor- ſtellet einen thombum, oder thomboidem, ein rautenfoͤrmiges corpus, ſondern es ſind von diſer geſtalt auch die kleinſten ſtuͤklein/ welche auch under das vergroͤſſerung-glaß muͤſſen geſetzet werden. Wann aber gefraget wird von zeug- oder geſtaltung diſes Steins/ ſo findet man hiervon bey denen Na-

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Zitationshilfe: Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 1. Zürich, 1706, S. (113)[113]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten01_1706/148>, abgerufen am 22.12.2024.