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Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 1. Zürich, 1706.

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N. 20.)



Seltsamer Naturgeschichten
Des Schweizer-Lands
Wochentliche Erzehlung.


Anhang von der Kälte/ so die Reisenden außzustehen haben.

ES ist bey auflösung letst eingebrachter Begebenheit nicht auß der acht
zulassen die Winterlich geringere durch- oder außdämpfung des Leibs.
Es lehret uns der erfahrne Sanctorius parag. 29. & 41. Static. Sect. 2.
Daß wir des Sommers täglich ein pfund mehr durch die unempfindliche durch-
dämpfung/ oder Löchlein der Haut verlieren/ als im Winter. Jst deme also/ so
müssen zu Winterszeit mehr flüssige theil/ mehr Geblüt/ mehr Geister in alle
theil des Leibs/ besonders aber in die Mäußlein einfliessen/ als im Sommer/
folglich mehrere Bewegkräfte außüben/ wie hier über ganz schön auß Mecha-
nischen Fundamenten urtheilet Archibaldus Pitcarn, ein subtiler Schott-
länder/ in Diss. de Motu, quo cibi in ventriculo rediguntur ad formam
sanguini reficiendo idoneam. Th.
10. Hierauß ist gleich als im vorbey-
gehen wahrzunemmen/ woher es komme/ daß wir den Winter durch vil aller-
hand Flüsse in unseren Leiberen samlen/ welche bey ankommender Frühlings-
wärme/ sonderlich bey anlas veränderlicher/ bald kalter/ bald warmer/ bald
feuchter Witterung in Flußfieber/ und andere Krankheiten außbrechen.

Von abstürzung der Felsensteinen/ und Enge der Wegen/
so den Reisenden auch beschwerlich seyn.

ES kommet zwaren den Berg-Reisenden überauß anmuhtig vor die
tausendfältige abänderung der Außsicht/ oder prospects; bald kom-
met er durch lustige/ beyderseits mit hohen Bergen eingeschlossene
Thäter; bald durch anmuhtige Wälder: bald durchwandert er die schön-
sten Berg-Gärten/ ich verstehe/ die mit vilfarbigen seltsamen Kräuteren auß-
geziertesten Bergwiesen/ und Alpen; bald sihet er auf allerhand art gestal-
tete/ von dem Schöpfer der Natur selbs aufgemaurte Felsen; bald den
blauglänzenden Firen/ oder Gletscher und ewigen Schnee; bald übersihet

er
N. 20.)



Seltſamer Naturgeſchichten
Des Schweizer-Lands
Wochentliche Erzehlung.


Anhang von der Kaͤlte/ ſo die Reiſenden außzuſtehen haben.

ES iſt bey aufloͤſung letſt eingebrachter Begebenheit nicht auß der acht
zulaſſen die Winterlich geringere durch- oder außdaͤmpfung des Leibs.
Es lehret uns der erfahrne Sanctorius parag. 29. & 41. Static. Sect. 2.
Daß wir des Som̃ers taͤglich ein pfund mehr durch die unempfindliche durch-
daͤmpfung/ oder Loͤchlein der Haut verlieren/ als im Winter. Jſt deme alſo/ ſo
muͤſſen zu Winterszeit mehr fluͤſſige theil/ mehr Gebluͤt/ mehr Geiſter in alle
theil des Leibs/ beſonders aber in die Maͤußlein einflieſſen/ als im Sommer/
folglich mehrere Bewegkraͤfte außuͤben/ wie hier uͤber ganz ſchoͤn auß Mecha-
niſchen Fundamenten urtheilet Archibaldus Pitcarn, ein ſubtiler Schott-
laͤnder/ in Diſſ. de Motu, quo cibi in ventriculo rediguntur ad formam
ſanguini reficiendo idoneam. Th.
10. Hierauß iſt gleich als im vorbey-
gehen wahrzunemmen/ woher es komme/ daß wir den Winter durch vil aller-
hand Fluͤſſe in unſeren Leiberen ſamlen/ welche bey ankom̃ender Fruͤhlings-
waͤrme/ ſonderlich bey anlas veraͤnderlicher/ bald kalter/ bald warmer/ bald
feuchter Witterung in Flußfieber/ und andere Krankheiten außbrechen.

Von abſtuͤrzung der Felſenſteinen/ und Enge der Wegen/
ſo den Reiſenden auch beſchwerlich ſeyn.

ES kommet zwaren den Berg-Reiſenden uͤberauß anmuhtig vor die
tauſendfaͤltige abaͤnderung der Außſicht/ oder proſpects; bald kom-
met er durch luſtige/ beyderſeits mit hohen Bergen eingeſchloſſene
Thaͤter; bald durch anmuhtige Waͤlder: bald durchwandert er die ſchoͤn-
ſten Berg-Gaͤrten/ ich verſtehe/ die mit vilfarbigen ſeltſamen Kraͤuteren auß-
gezierteſten Bergwieſen/ und Alpen; bald ſihet er auf allerhand art geſtal-
tete/ von dem Schoͤpfer der Natur ſelbs aufgemaurte Felſen; bald den
blauglaͤnzenden Firen/ oder Gletſcher und ewigen Schnee; bald uͤberſihet

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[(77)[77]/0100] N. 20.) 24. Jun. 1705. Seltſamer Naturgeſchichten Des Schweizer-Lands Wochentliche Erzehlung. Anhang von der Kaͤlte/ ſo die Reiſenden außzuſtehen haben. ES iſt bey aufloͤſung letſt eingebrachter Begebenheit nicht auß der acht zulaſſen die Winterlich geringere durch- oder außdaͤmpfung des Leibs. Es lehret uns der erfahrne Sanctorius parag. 29. & 41. Static. Sect. 2. Daß wir des Som̃ers taͤglich ein pfund mehr durch die unempfindliche durch- daͤmpfung/ oder Loͤchlein der Haut verlieren/ als im Winter. Jſt deme alſo/ ſo muͤſſen zu Winterszeit mehr fluͤſſige theil/ mehr Gebluͤt/ mehr Geiſter in alle theil des Leibs/ beſonders aber in die Maͤußlein einflieſſen/ als im Sommer/ folglich mehrere Bewegkraͤfte außuͤben/ wie hier uͤber ganz ſchoͤn auß Mecha- niſchen Fundamenten urtheilet Archibaldus Pitcarn, ein ſubtiler Schott- laͤnder/ in Diſſ. de Motu, quo cibi in ventriculo rediguntur ad formam ſanguini reficiendo idoneam. Th. 10. Hierauß iſt gleich als im vorbey- gehen wahrzunemmen/ woher es komme/ daß wir den Winter durch vil aller- hand Fluͤſſe in unſeren Leiberen ſamlen/ welche bey ankom̃ender Fruͤhlings- waͤrme/ ſonderlich bey anlas veraͤnderlicher/ bald kalter/ bald warmer/ bald feuchter Witterung in Flußfieber/ und andere Krankheiten außbrechen. Von abſtuͤrzung der Felſenſteinen/ und Enge der Wegen/ ſo den Reiſenden auch beſchwerlich ſeyn. ES kommet zwaren den Berg-Reiſenden uͤberauß anmuhtig vor die tauſendfaͤltige abaͤnderung der Außſicht/ oder proſpects; bald kom- met er durch luſtige/ beyderſeits mit hohen Bergen eingeſchloſſene Thaͤter; bald durch anmuhtige Waͤlder: bald durchwandert er die ſchoͤn- ſten Berg-Gaͤrten/ ich verſtehe/ die mit vilfarbigen ſeltſamen Kraͤuteren auß- gezierteſten Bergwieſen/ und Alpen; bald ſihet er auf allerhand art geſtal- tete/ von dem Schoͤpfer der Natur ſelbs aufgemaurte Felſen; bald den blauglaͤnzenden Firen/ oder Gletſcher und ewigen Schnee; bald uͤberſihet er

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Zitationshilfe: Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 1. Zürich, 1706, S. (77)[77]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten01_1706/100>, abgerufen am 22.11.2024.