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Scherer, Wilhelm: Poetik. Hrsg. v. Richard M. Meyer. Berlin, 1888.

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der fruchtbarer war, weil feinsinniger und weil er kein psc_057.002
System wollte, sondern Einzelbeobachtungen gab: er schlug psc_057.003
den Weg ein, auf welchem Lessing so glücklich ist; nicht psc_057.004
von Marmontel, der eigentlich nur durch ein hübsches klares psc_057.005
System erfreut. Auch nicht von Burke, dessen Betrachtungen psc_057.006
über das Schöne und Erhabene auf Kant eingehen; psc_057.007
nicht von Hemsterhuis. Jch begnüge mich zu constatiren, psc_057.008
daß die Aesthetik des 18. Jahrhunderts doch in gewisser psc_057.009
Weise einen Fortschritt machte, indem man darauf ausging, psc_057.010
das Gemeinsame der schönen Künste aufzufinden, was von psc_057.011
selbst hinführte zu einer Untersuchung der Grenzen zwischen psc_057.012
den schönen Künsten; daß aber dieser Fortschritt dadurch psc_057.013
wieder halb vernichtet ward, daß man vielfach deductiv und psc_057.014
metaphysisch verfuhr und in der Erläuterung von Begriffen psc_057.015
die Wahrheit zu besitzen glaubte; daß die ausgebreitete psc_057.016
empirische Untersuchung zurückgedrängt wurde und die psc_057.017
Einsicht in die Technik der Dichtkunst, die Einsicht in den psc_057.018
Proceß der Entstehung dichterischer Kunstwerke nicht gefördert psc_057.019
ward. Nur Empiriker wie Lessing fördern. Jch verkenne psc_057.020
nicht den Werth einer Untersuchung über die Wirkung aller psc_057.021
Künste; aber eine solche Vergleichung und Abgrenzung kann psc_057.022
erst als Krönung des Gebäudes nützlich sein, wenn man sich psc_057.023
über die einzelnen Künste klar ist!

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Von den Theoretikern, die Systeme des Schönen bauen, psc_057.025
unterscheidet sich Lessing wesentlich. Das ist Lessings eigenthümlicher psc_057.026
Vorzug, daß er auf den Weg des Aristoteles psc_057.027
wieder einlenkend so vielfach empirisch, inductiv verfuhr und

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Künste; aber eine solche Vergleichung und Abgrenzung kann psc_057.022
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Zitationshilfe: Scherer, Wilhelm: Poetik. Hrsg. v. Richard M. Meyer. Berlin, 1888, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scherer_poetik_1888/73>, abgerufen am 25.11.2024.