Scherer, Wilhelm: Poetik. Hrsg. v. Richard M. Meyer. Berlin, 1888.psc_046.001 Für die Zeit nach Alexander d. Gr. haben wir nur psc_046.002 Der erste, der wieder theoretisch eingriff und sich seinen psc_046.016 Unterdessen hatte sich auch eine rhodische Schule vom psc_046.028 psc_046.001 Für die Zeit nach Alexander d. Gr. haben wir nur psc_046.002 Der erste, der wieder theoretisch eingriff und sich seinen psc_046.016 Unterdessen hatte sich auch eine rhodische Schule vom psc_046.028 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0062" n="46"/> <lb n="psc_046.001"/> <p> Für die Zeit nach Alexander d. Gr. haben wir nur <lb n="psc_046.002"/> wenige Fragmente. Es entstand die sogenannte asiatische <lb n="psc_046.003"/> Beredsamkeit, mit welchem Ausdruck Griechen und Römer <lb n="psc_046.004"/> den Gipfel des Ungeschmacks zu bezeichnen suchten: einerseits <lb n="psc_046.005"/> schwülstiger Wortschwall mit Häufung von Tropen und <lb n="psc_046.006"/> Figuren, andererseits affectirte Kürze; dort pomphafte Redensarten, <lb n="psc_046.007"/> hier kleine Sätzchen, die auffallen sollen, sententiös, <lb n="psc_046.008"/> pikant, gesucht. Diese Art war noch beim Beginn von <lb n="psc_046.009"/> Ciceros Laufbahn so mächtig, daß sein älterer Zeitgenosse <lb n="psc_046.010"/> Hortensius sie nach Rom bringen konnte. Die Vertreter <lb n="psc_046.011"/> dieser asiatischen Beredtsamkeit schrieben, wie es scheint, keine <lb n="psc_046.012"/> Theorien. Die Philosophen, sagt Quintilian, waren darin <lb n="psc_046.013"/> eifriger als die Redner, besonders die Häupter der stoischen <lb n="psc_046.014"/> und peripatetischen Schule.</p> <lb n="psc_046.015"/> <p> Der erste, der wieder theoretisch eingriff und sich seinen <lb n="psc_046.016"/> eigenen Weg bahnte, war (nach Quintilian) Hermagoras, vielleicht <lb n="psc_046.017"/> der Stoiker aus Amphipolis im 2. Jahrhundert v. Chr. <lb n="psc_046.018"/> Er scheint auf die älteren Lehrbücher zurückgegriffen zu haben <lb n="psc_046.019"/> und bildete sie scholastisch aus; besonders der Theorie der <lb n="psc_046.020"/> <hi rendition="#aq">inventio</hi> widmete er selbständige Studien. Jnsofern er die <lb n="psc_046.021"/> Tradition wieder aufnahm, mit der classischen attischen <lb n="psc_046.022"/> Beredsamkeit die Verbindung wiederherstellte, war er ein <lb n="psc_046.023"/> Reformer. Er wirkt auf den römischen Rhetor Cornificius, <lb n="psc_046.024"/> den Autor der <hi rendition="#aq">Rhetorica ad Herennium</hi>, und auf Ciceros <lb n="psc_046.025"/> erste rhetorische Schrift <hi rendition="#aq">de inventione</hi>. Hier wird classische <lb n="psc_046.026"/> Einfachheit erstrebt.</p> <lb n="psc_046.027"/> <p> Unterdessen hatte sich auch eine rhodische Schule vom <lb n="psc_046.028"/> asiatischen Schwulst emancipirt und war auf die Attiker zurückgegangen, </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [46/0062]
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Für die Zeit nach Alexander d. Gr. haben wir nur psc_046.002
wenige Fragmente. Es entstand die sogenannte asiatische psc_046.003
Beredsamkeit, mit welchem Ausdruck Griechen und Römer psc_046.004
den Gipfel des Ungeschmacks zu bezeichnen suchten: einerseits psc_046.005
schwülstiger Wortschwall mit Häufung von Tropen und psc_046.006
Figuren, andererseits affectirte Kürze; dort pomphafte Redensarten, psc_046.007
hier kleine Sätzchen, die auffallen sollen, sententiös, psc_046.008
pikant, gesucht. Diese Art war noch beim Beginn von psc_046.009
Ciceros Laufbahn so mächtig, daß sein älterer Zeitgenosse psc_046.010
Hortensius sie nach Rom bringen konnte. Die Vertreter psc_046.011
dieser asiatischen Beredtsamkeit schrieben, wie es scheint, keine psc_046.012
Theorien. Die Philosophen, sagt Quintilian, waren darin psc_046.013
eifriger als die Redner, besonders die Häupter der stoischen psc_046.014
und peripatetischen Schule.
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Der erste, der wieder theoretisch eingriff und sich seinen psc_046.016
eigenen Weg bahnte, war (nach Quintilian) Hermagoras, vielleicht psc_046.017
der Stoiker aus Amphipolis im 2. Jahrhundert v. Chr. psc_046.018
Er scheint auf die älteren Lehrbücher zurückgegriffen zu haben psc_046.019
und bildete sie scholastisch aus; besonders der Theorie der psc_046.020
inventio widmete er selbständige Studien. Jnsofern er die psc_046.021
Tradition wieder aufnahm, mit der classischen attischen psc_046.022
Beredsamkeit die Verbindung wiederherstellte, war er ein psc_046.023
Reformer. Er wirkt auf den römischen Rhetor Cornificius, psc_046.024
den Autor der Rhetorica ad Herennium, und auf Ciceros psc_046.025
erste rhetorische Schrift de inventione. Hier wird classische psc_046.026
Einfachheit erstrebt.
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Unterdessen hatte sich auch eine rhodische Schule vom psc_046.028
asiatischen Schwulst emancipirt und war auf die Attiker zurückgegangen,
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