psc_029.001 So finden wir die Rede z. B. bei den nordamerikanischen psc_029.002 Jndianern ausgebildet. Die Parlamentsrede der Gegenwart psc_029.003 ist eine Entwicklung dieser Volksreden der Urzeit. Wie nun psc_029.004 diese Rede beschaffen war, läßt sich schon hieraus vermuthen. psc_029.005 Die poetische Form ist freilich denkbar; so mochte, wie der psc_029.006 Gesetzvortrag des Priesters vielleicht gebunden war, auch der psc_029.007 Keim der Predigt, der priesterlichen Ansprache an die Volksversammlung, psc_029.008 gebunden sein. Und so möglicherweise auch psc_029.009 jene Rede zur Volksversammlung in derselben Weise, wie psc_029.010 Verhandlungsformeln, Anklage, Schwüre, Verurtheilungsformeln psc_029.011 gebunden waren. Aber diese wurden doch gewiß psc_029.012 früh losgebunden, besonders wo das Leben selbst eine unmittelbare psc_029.013 Anwendung verlangte, mitten in der That. Und psc_029.014 es sind doch wohl überhaupt zu viele Fälle denkbar, wo eine psc_029.015 Rede eingreifen kann, wo sie improvisirt wird, als daß man psc_029.016 nicht schon aus der Natur der Sache schließen müßte, daß sie psc_029.017 häufig eine rein prosaische, selbst jeden poetischen Anklangs psc_029.018 entbehrende war. Jedenfalls kennen wir die Rede in entwickelten psc_029.019 Litteraturen nur als solche ungebundene Rede, und psc_029.020 müssen sie daher als eine alte Gattung ungebundener Rede, psc_029.021 die nicht poetisch ist, anerkennen.
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Wie dem nun auch sei, auf allen diesen Gebieten der psc_029.023 ungebundenen Sprache ist eine kunstmäßige Anwendung der psc_029.024 Sprache möglich. Ja auf allen diesen Gebieten kann lauter psc_029.025 Vortrag stattfinden, bei welchem die Behandlung der Stimme psc_029.026 und die Gebärde hinzutritt, um ein Kunstwerk lebendiger psc_029.027 Rede zu Stande zu bringen.
psc_029.001 So finden wir die Rede z. B. bei den nordamerikanischen psc_029.002 Jndianern ausgebildet. Die Parlamentsrede der Gegenwart psc_029.003 ist eine Entwicklung dieser Volksreden der Urzeit. Wie nun psc_029.004 diese Rede beschaffen war, läßt sich schon hieraus vermuthen. psc_029.005 Die poetische Form ist freilich denkbar; so mochte, wie der psc_029.006 Gesetzvortrag des Priesters vielleicht gebunden war, auch der psc_029.007 Keim der Predigt, der priesterlichen Ansprache an die Volksversammlung, psc_029.008 gebunden sein. Und so möglicherweise auch psc_029.009 jene Rede zur Volksversammlung in derselben Weise, wie psc_029.010 Verhandlungsformeln, Anklage, Schwüre, Verurtheilungsformeln psc_029.011 gebunden waren. Aber diese wurden doch gewiß psc_029.012 früh losgebunden, besonders wo das Leben selbst eine unmittelbare psc_029.013 Anwendung verlangte, mitten in der That. Und psc_029.014 es sind doch wohl überhaupt zu viele Fälle denkbar, wo eine psc_029.015 Rede eingreifen kann, wo sie improvisirt wird, als daß man psc_029.016 nicht schon aus der Natur der Sache schließen müßte, daß sie psc_029.017 häufig eine rein prosaische, selbst jeden poetischen Anklangs psc_029.018 entbehrende war. Jedenfalls kennen wir die Rede in entwickelten psc_029.019 Litteraturen nur als solche ungebundene Rede, und psc_029.020 müssen sie daher als eine alte Gattung ungebundener Rede, psc_029.021 die nicht poetisch ist, anerkennen.
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Wie dem nun auch sei, auf allen diesen Gebieten der psc_029.023 ungebundenen Sprache ist eine kunstmäßige Anwendung der psc_029.024 Sprache möglich. Ja auf allen diesen Gebieten kann lauter psc_029.025 Vortrag stattfinden, bei welchem die Behandlung der Stimme psc_029.026 und die Gebärde hinzutritt, um ein Kunstwerk lebendiger psc_029.027 Rede zu Stande zu bringen.
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So finden wir die Rede z. B. bei den nordamerikanischen psc_029.002
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Wie dem nun auch sei, auf allen diesen Gebieten der psc_029.023
ungebundenen Sprache ist eine kunstmäßige Anwendung der psc_029.024
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Scherer, Wilhelm: Poetik. Hrsg. v. Richard M. Meyer. Berlin, 1888, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scherer_poetik_1888/45>, abgerufen am 16.07.2024.
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