psc_022.001 herausarbeitete. Jene allgemeine Sprechweise war gleichsam psc_022.002 bloß die Tonlage, das Jnstrument: man kam schon durch die psc_022.003 Verwunderung in eine ganz andere Regung. Hier also psc_022.004 war diese Art zu lesen berechtigt. Leider weiß ich nicht, psc_022.005 ob Geibel diese Vortragsart sich erfunden hat oder ob er psc_022.006 unter dem Einfluß einer Tradition stand.
psc_022.007
Kehren wir nun zu der Frage zurück, wie weit die ungebundene psc_022.008 Rede uns hier angeht.
psc_022.009
Überblicken wir wieder das historische Material.
psc_022.010
Das Märchen trat uns als uralte Gattung ungebundener psc_022.011 Poesie entgegen. Wir sahen, wie aus der kleinen Prosa= psc_022.012 Erzählung sich die gemischte Erzählung und endlich das psc_022.013 epische Lied entwickelt. Aber es ist hier wie auf dem Gebiete psc_022.014 der gebundenen Poesie: die ursprünglichen Gattungen hören psc_022.015 nicht auf, wenn sich neue daraus entwickelte Gattungen psc_022.016 geltend machen. Die Epoche des Epos bedeutet ein Übergewicht psc_022.017 gebundener Poesie über die ungebundene. Aber psc_022.018 wir dürfen vermuthen, daß die ungebundene immer fortbestand. psc_022.019 So dürfen wir aus allgemeinen Gründen überzeugt sein, psc_022.020 daß selbst in der Zeit, in welcher das germanische Epos psc_022.021 aufkam und die deutsche Poesie beherrschte, daß selbst in der psc_022.022 Zeit der Völkerwanderung das schlichte prosaische Märchen psc_022.023 doch immer noch vorhanden war. Ja es kommt bald die psc_022.024 Zeit, wo mit dem Gebrauch der Schrift ungebundene Rede psc_022.025 überhaupt sich innerhalb der Litteratur geltend macht, wo psc_022.026 eine prosaische Litteratur entsteht und eine wachsende Macht
psc_022.001 herausarbeitete. Jene allgemeine Sprechweise war gleichsam psc_022.002 bloß die Tonlage, das Jnstrument: man kam schon durch die psc_022.003 Verwunderung in eine ganz andere Regung. Hier also psc_022.004 war diese Art zu lesen berechtigt. Leider weiß ich nicht, psc_022.005 ob Geibel diese Vortragsart sich erfunden hat oder ob er psc_022.006 unter dem Einfluß einer Tradition stand.
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Das Märchen trat uns als uralte Gattung ungebundener psc_022.011 Poesie entgegen. Wir sahen, wie aus der kleinen Prosa= psc_022.012 Erzählung sich die gemischte Erzählung und endlich das psc_022.013 epische Lied entwickelt. Aber es ist hier wie auf dem Gebiete psc_022.014 der gebundenen Poesie: die ursprünglichen Gattungen hören psc_022.015 nicht auf, wenn sich neue daraus entwickelte Gattungen psc_022.016 geltend machen. Die Epoche des Epos bedeutet ein Übergewicht psc_022.017 gebundener Poesie über die ungebundene. Aber psc_022.018 wir dürfen vermuthen, daß die ungebundene immer fortbestand. psc_022.019 So dürfen wir aus allgemeinen Gründen überzeugt sein, psc_022.020 daß selbst in der Zeit, in welcher das germanische Epos psc_022.021 aufkam und die deutsche Poesie beherrschte, daß selbst in der psc_022.022 Zeit der Völkerwanderung das schlichte prosaische Märchen psc_022.023 doch immer noch vorhanden war. Ja es kommt bald die psc_022.024 Zeit, wo mit dem Gebrauch der Schrift ungebundene Rede psc_022.025 überhaupt sich innerhalb der Litteratur geltend macht, wo psc_022.026 eine prosaische Litteratur entsteht und eine wachsende Macht
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Scherer, Wilhelm: Poetik. Hrsg. v. Richard M. Meyer. Berlin, 1888, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scherer_poetik_1888/38>, abgerufen am 16.07.2024.
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