Scherer, Wilhelm: Poetik. Hrsg. v. Richard M. Meyer. Berlin, 1888.psc_276.001 Hexameter im Lateinischen haben auf die Sprache gewirkt: psc_276.008 Poetische Formeln sind überhaupt durch das Metrum stark psc_276.010 Es erfolgen so gewisse Erschöpfungen der poetischen psc_276.016 psc_276.001 Hexameter im Lateinischen haben auf die Sprache gewirkt: psc_276.008 Poetische Formeln sind überhaupt durch das Metrum stark psc_276.010 Es erfolgen so gewisse Erschöpfungen der poetischen psc_276.016 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0292" n="276"/><lb n="psc_276.001"/> sprachlichen Abweichungen, als Weglassung des Artikels, des <lb n="psc_276.002"/> Pronomens u. s. w. bei Goethe. Zu untersuchen wäre, wie <lb n="psc_276.003"/> die spanischen Trochäen den spanischen Volkscharakter malen. <lb n="psc_276.004"/> Jst vielleicht ein bestimmtes sittliches Bild mit diesem Rhythmus <lb n="psc_276.005"/> verbunden? Oder beruht dies auf der thatsächlichen <lb n="psc_276.006"/> Association?</p> <lb n="psc_276.007"/> <p> Hexameter im Lateinischen haben auf die Sprache gewirkt: <lb n="psc_276.008"/> formelhafte Schlüsse.</p> <lb n="psc_276.009"/> <p> Poetische Formeln sind überhaupt durch das Metrum stark <lb n="psc_276.010"/> bedingt, sowohl in allitterirender wie in gereimter Poesie. <lb n="psc_276.011"/> An gewissen Allitterationen, an gewissen Reimen hängen <lb n="psc_276.012"/> gewisse Gedanken. Von bequemen Reimen ist viel gesprochen, <lb n="psc_276.013"/> und wählerische Dichter vermeiden sie, indem sie sich vor <lb n="psc_276.014"/> dem Princip der Neuheit beugen.</p> <lb n="psc_276.015"/> <p> Es erfolgen so gewisse Erschöpfungen der poetischen <lb n="psc_276.016"/> Technik von Zeit zu Zeit. Die Reimtechnik schien erschöpft <lb n="psc_276.017"/> zu Klopstocks Zeit, und dieser verschmähte daher den Reim. <lb n="psc_276.018"/> Heute hat es wieder den Anschein, als wenn mit dem Reim <lb n="psc_276.019"/> der Ausdruck der Trivialität fast unlöslich verbunden wäre. <lb n="psc_276.020"/> Wenn „Goethe“ als Reimwort kommt, dann folgt sicher <lb n="psc_276.021"/> „Morgenröthe“. So sind längst verspottet „Liebe“: „Triebe“, <lb n="psc_276.022"/> „Herzen“: „Schmerzen“. Es giebt aber ganze Reihen ähnlicher <lb n="psc_276.023"/> Reimpoesie. Und der Versuch, sich zu emancipiren und <lb n="psc_276.024"/> neue Reimwörter zu finden, hat auch nur zum Gesuchten, <lb n="psc_276.025"/> Überladenen, äußerlich Prächtigen geführt, was für die intimeren <lb n="psc_276.026"/> Wirkungen der Lyrik nicht günstig ist. —</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [276/0292]
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sprachlichen Abweichungen, als Weglassung des Artikels, des psc_276.002
Pronomens u. s. w. bei Goethe. Zu untersuchen wäre, wie psc_276.003
die spanischen Trochäen den spanischen Volkscharakter malen. psc_276.004
Jst vielleicht ein bestimmtes sittliches Bild mit diesem Rhythmus psc_276.005
verbunden? Oder beruht dies auf der thatsächlichen psc_276.006
Association?
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Hexameter im Lateinischen haben auf die Sprache gewirkt: psc_276.008
formelhafte Schlüsse.
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Poetische Formeln sind überhaupt durch das Metrum stark psc_276.010
bedingt, sowohl in allitterirender wie in gereimter Poesie. psc_276.011
An gewissen Allitterationen, an gewissen Reimen hängen psc_276.012
gewisse Gedanken. Von bequemen Reimen ist viel gesprochen, psc_276.013
und wählerische Dichter vermeiden sie, indem sie sich vor psc_276.014
dem Princip der Neuheit beugen.
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Es erfolgen so gewisse Erschöpfungen der poetischen psc_276.016
Technik von Zeit zu Zeit. Die Reimtechnik schien erschöpft psc_276.017
zu Klopstocks Zeit, und dieser verschmähte daher den Reim. psc_276.018
Heute hat es wieder den Anschein, als wenn mit dem Reim psc_276.019
der Ausdruck der Trivialität fast unlöslich verbunden wäre. psc_276.020
Wenn „Goethe“ als Reimwort kommt, dann folgt sicher psc_276.021
„Morgenröthe“. So sind längst verspottet „Liebe“: „Triebe“, psc_276.022
„Herzen“: „Schmerzen“. Es giebt aber ganze Reihen ähnlicher psc_276.023
Reimpoesie. Und der Versuch, sich zu emancipiren und psc_276.024
neue Reimwörter zu finden, hat auch nur zum Gesuchten, psc_276.025
Überladenen, äußerlich Prächtigen geführt, was für die intimeren psc_276.026
Wirkungen der Lyrik nicht günstig ist. —
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