Wir sind hiermit auf das Gebiet der sogenannten psc_271.002 Figuren gekommen.
psc_271.003
Manche derselben können unter dem Gesichtspunct der psc_271.004 natürlichen Zeichen angesehen werden und das ist auch offenbar psc_271.005 ihre Entstehung.
psc_271.006
Asyndeton: unverbundene Thatsachen, die sich rasch hinter psc_271.007 einander abspielen; man spart gleichsam die Verbindung, um psc_271.008 damit nicht Zeit zu verlieren. Übrigens erst in späteren psc_271.009 Zeiten charakteristisch und in älterer deutscher Poesie noch psc_271.010 vielfach als geläufige syntaktische Wendung.
psc_271.011
Polysyndeton malt harmonisch=enge Verbindung: das psc_271.012 Allmälige gegenüber dem Plötzlichen.
psc_271.013
Aposiopesis: der vom Zorn Überwältigte stammelt nur; psc_271.014 zu drohender Gebärde braucht man wenig Worte. Oder psc_271.015 im Übermaß des Gefühls will man etwas sagen -- ein psc_271.016 gegentheiliges Gefühl regt sich, man läßt den begonnenen Satz psc_271.017 fallen und motivirt etwa: "allein ich will so schmerzliche Vorstellungen psc_271.018 hier nicht wachrufen"...
psc_271.019
Ausruf.
psc_271.020
Zweifel.
psc_271.021
Apostrophe: "Drauf antwortetest du, ehrwürdiger Pfarrer psc_271.022 von Grünau." Stärkere phantasievolle Erregung, die einen psc_271.023 Abwesenden anwesend denkt.
psc_271.024
Selbstberichtigung: auch zuerst natürliche Form; dem psc_271.025 Leidenschaftlichen begegnet es zu viel zu sagen, sich hinreißen psc_271.026 zu lassen -- er fühlt das, wenn es geschehen ist, er nimmt psc_271.027 zurück. Später mag es eine mit Bewußtsein angewandte Figur psc_271.028 der Rede sein.
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Wir sind hiermit auf das Gebiet der sogenannten psc_271.002 Figuren gekommen.
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Manche derselben können unter dem Gesichtspunct der psc_271.004 natürlichen Zeichen angesehen werden und das ist auch offenbar psc_271.005 ihre Entstehung.
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Asyndeton: unverbundene Thatsachen, die sich rasch hinter psc_271.007 einander abspielen; man spart gleichsam die Verbindung, um psc_271.008 damit nicht Zeit zu verlieren. Übrigens erst in späteren psc_271.009 Zeiten charakteristisch und in älterer deutscher Poesie noch psc_271.010 vielfach als geläufige syntaktische Wendung.
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Polysyndeton malt harmonisch=enge Verbindung: das psc_271.012 Allmälige gegenüber dem Plötzlichen.
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Aposiopesis: der vom Zorn Überwältigte stammelt nur; psc_271.014 zu drohender Gebärde braucht man wenig Worte. Oder psc_271.015 im Übermaß des Gefühls will man etwas sagen — ein psc_271.016 gegentheiliges Gefühl regt sich, man läßt den begonnenen Satz psc_271.017 fallen und motivirt etwa: „allein ich will so schmerzliche Vorstellungen psc_271.018 hier nicht wachrufen“...
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Ausruf.
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Zweifel.
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Apostrophe: „Drauf antwortetest du, ehrwürdiger Pfarrer psc_271.022 von Grünau.“ Stärkere phantasievolle Erregung, die einen psc_271.023 Abwesenden anwesend denkt.
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Selbstberichtigung: auch zuerst natürliche Form; dem psc_271.025 Leidenschaftlichen begegnet es zu viel zu sagen, sich hinreißen psc_271.026 zu lassen — er fühlt das, wenn es geschehen ist, er nimmt psc_271.027 zurück. Später mag es eine mit Bewußtsein angewandte Figur psc_271.028 der Rede sein.
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Polysyndeton malt harmonisch=enge Verbindung: das psc_271.012
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Aposiopesis: der vom Zorn Überwältigte stammelt nur; psc_271.014
zu drohender Gebärde braucht man wenig Worte. Oder psc_271.015
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Selbstberichtigung: auch zuerst natürliche Form; dem psc_271.025
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Scherer, Wilhelm: Poetik. Hrsg. v. Richard M. Meyer. Berlin, 1888, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scherer_poetik_1888/287>, abgerufen am 16.02.2025.
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