Scherer, Wilhelm: Poetik. Hrsg. v. Richard M. Meyer. Berlin, 1888.psc_230.001 psc_230.004 I. Objective Auffassung. psc_230.005 Vergl. in meiner "Litteraturgeschichte" den Abschnitt psc_230.006 1) Naturalismus, portraitartige Darstellung eines bestimmten psc_230.008 2) Typischer Realismus, vgl. die Einleitung zu diesem psc_230.024 psc_230.001 psc_230.004 I. Objective Auffassung. psc_230.005 Vergl. in meiner „Litteraturgeschichte“ den Abschnitt psc_230.006 1) Naturalismus, portraitartige Darstellung eines bestimmten psc_230.008 2) Typischer Realismus, vgl. die Einleitung zu diesem psc_230.024 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0246" n="230"/><lb n="psc_230.001"/> gesagt wird, ist daher unter der Einschränkung gesagt: <lb n="psc_230.002"/> „so weit die gänzliche Absonderung einer persönlichen <lb n="psc_230.003"/> Beimischung gelingt“. —</p> <div n="2"> <lb n="psc_230.004"/> <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#aq">I</hi>. Objective Auffassung.</hi> </head> <lb n="psc_230.005"/> <p> Vergl. in meiner „Litteraturgeschichte“ den Abschnitt <lb n="psc_230.006"/> über Goethe, wo die drei Formen nachgewiesen sind.</p> <lb n="psc_230.007"/> <p> 1) Naturalismus, portraitartige Darstellung eines bestimmten <lb n="psc_230.008"/> Modells, einer bestimmten Handlung u. s. w.; Versuch, <lb n="psc_230.009"/> das Jndividuum wie es ist, mit allen zufälligen Eigenheiten <lb n="psc_230.010"/> wiederzugeben und eine Handlung mit allen zufälligen <lb n="psc_230.011"/> Nebenumständen oder wenigstens mit reichlicher Auswahl <lb n="psc_230.012"/> charakteristischer Nebenumstände. So „Götz“, „Faust“ in den <lb n="psc_230.013"/> Anfängen; Wagners „Kindermörderin“ und manche andere <lb n="psc_230.014"/> Producte des Sturms und Drangs: bürgerliche Väter mit all <lb n="psc_230.015"/> ihren Schimpfwörtern, ihrer Polterei, ihrem Zorn und Unmuth, <lb n="psc_230.016"/> oder gemeine Gesellen mit allen schlechten, niedrigen Motiven. <lb n="psc_230.017"/> Doch gerade in der Sturm- und Drangperiode fehlt es daneben <lb n="psc_230.018"/> nicht an colossalischer Übertreibung, welche statt objectiver <lb n="psc_230.019"/> Darstellung eine subjective Verzerrung der Wirklichkeit giebt. <lb n="psc_230.020"/> Echt naturalistisch ist z. B. das Jnterieur von Götzens Burg, <lb n="psc_230.021"/> von Gretchens Zimmer; der Vater der Heldin in Wagners <lb n="psc_230.022"/> „Kindermörderin“.</p> <lb n="psc_230.023"/> <p> 2) Typischer Realismus, vgl. die Einleitung zu diesem <lb n="psc_230.024"/> Kapitel. Goethe nennt diese Art „Stil“ mit unberechtigter <lb n="psc_230.025"/> Einschränkung dieses Begriffs. Er machte sich diese Behandlungsweise <lb n="psc_230.026"/> seit der italienischen Reise zur Pflicht: „Hermann <lb n="psc_230.027"/> und Dorothea“; „Natürliche Tochter“; „Wahlverwandtschaften“; </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [230/0246]
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gesagt wird, ist daher unter der Einschränkung gesagt: psc_230.002
„so weit die gänzliche Absonderung einer persönlichen psc_230.003
Beimischung gelingt“. —
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I. Objective Auffassung. psc_230.005
Vergl. in meiner „Litteraturgeschichte“ den Abschnitt psc_230.006
über Goethe, wo die drei Formen nachgewiesen sind.
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1) Naturalismus, portraitartige Darstellung eines bestimmten psc_230.008
Modells, einer bestimmten Handlung u. s. w.; Versuch, psc_230.009
das Jndividuum wie es ist, mit allen zufälligen Eigenheiten psc_230.010
wiederzugeben und eine Handlung mit allen zufälligen psc_230.011
Nebenumständen oder wenigstens mit reichlicher Auswahl psc_230.012
charakteristischer Nebenumstände. So „Götz“, „Faust“ in den psc_230.013
Anfängen; Wagners „Kindermörderin“ und manche andere psc_230.014
Producte des Sturms und Drangs: bürgerliche Väter mit all psc_230.015
ihren Schimpfwörtern, ihrer Polterei, ihrem Zorn und Unmuth, psc_230.016
oder gemeine Gesellen mit allen schlechten, niedrigen Motiven. psc_230.017
Doch gerade in der Sturm- und Drangperiode fehlt es daneben psc_230.018
nicht an colossalischer Übertreibung, welche statt objectiver psc_230.019
Darstellung eine subjective Verzerrung der Wirklichkeit giebt. psc_230.020
Echt naturalistisch ist z. B. das Jnterieur von Götzens Burg, psc_230.021
von Gretchens Zimmer; der Vater der Heldin in Wagners psc_230.022
„Kindermörderin“.
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2) Typischer Realismus, vgl. die Einleitung zu diesem psc_230.024
Kapitel. Goethe nennt diese Art „Stil“ mit unberechtigter psc_230.025
Einschränkung dieses Begriffs. Er machte sich diese Behandlungsweise psc_230.026
seit der italienischen Reise zur Pflicht: „Hermann psc_230.027
und Dorothea“; „Natürliche Tochter“; „Wahlverwandtschaften“;
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