Scherer, Wilhelm: Poetik. Hrsg. v. Richard M. Meyer. Berlin, 1888.psc_007.001 Bei Aristoteles werden überhaupt sehr richtig melos psc_007.008 psc_007.015 B. Nicht alle kunstmäßige Anwendung der Sprache psc_007.016 psc_007.017ist Poesie. Auf das Wesen der Sprache werden wir noch zurückkommen psc_007.018 Die Sprache ist eine Fertigkeit; und man könnte von psc_007.026 psc_007.001 Bei Aristoteles werden überhaupt sehr richtig μέλος psc_007.008 psc_007.015 B. Nicht alle kunstmäßige Anwendung der Sprache psc_007.016 psc_007.017ist Poesie. Auf das Wesen der Sprache werden wir noch zurückkommen psc_007.018 Die Sprache ist eine Fertigkeit; und man könnte von psc_007.026 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0023" n="7"/><lb n="psc_007.001"/> beschäftigt, wie viel Action zutreten dürfe. Aristoteles redet <lb n="psc_007.002"/> nicht bloß von jüngeren Schauspielern, welche nach Ansicht <lb n="psc_007.003"/> der älteren zu viel charakterisirten, sondern berichtet auch von <lb n="psc_007.004"/> einem Sosistratos, der dem rhapsodischen Vortrag des Epos <lb n="psc_007.005"/> zu viel sichtbare Zeichen hinzufügte, und von einem Opuntier <lb n="psc_007.006"/> Mnasitheos, der dasselbe beim Gesange that (Poet. 1462<hi rendition="#aq">a</hi> 6 f.).</p> <lb n="psc_007.007"/> <p> Bei Aristoteles werden überhaupt sehr richtig <foreign xml:lang="grc">μέλος</foreign> <lb n="psc_007.008"/> (Musikalisches) und <foreign xml:lang="grc">ὄψις</foreign> (Scenisches) als Bestandtheile des <lb n="psc_007.009"/> Poetischen bezeichnet. Aber auch er läßt sie dann in der <lb n="psc_007.010"/> Poetik bei Seite und macht dem Lesen fast zu große Concessionen, <lb n="psc_007.011"/> als sei das Kunstwerk fertig, wenn der Dichter <lb n="psc_007.012"/> fertig ist. Es gab aber bei den Griechen sogar eine Theorie <lb n="psc_007.013"/> des Vortrags (<foreign xml:lang="grc">ὑπόκρισις</foreign>), u. a. von einem Glaukos aus <lb n="psc_007.014"/> Teos (Arist. Rhetor. 111, 4 Bekker). —</p> </div> <div n="3"> <lb n="psc_007.015"/> <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#aq">B</hi>. <hi rendition="#g">Nicht alle kunstmäßige Anwendung der Sprache <lb n="psc_007.016"/> ist Poesie.</hi></hi> </head> <lb n="psc_007.017"/> <p> Auf das Wesen der Sprache werden wir noch zurückkommen <lb n="psc_007.018"/> müssen. Sie ist halb Tochter des Bedürfnisses, <lb n="psc_007.019"/> eine Erfindung um den nothwendigen und nützlichen Verkehr <lb n="psc_007.020"/> der Menschen zu erleichtern, abgekürztes Ausdrucksmittel — <lb n="psc_007.021"/> für die Erleichterung des Verkehrs in den Urzeiten von <lb n="psc_007.022"/> größerem Werth als Landstraße, Eisenbahn und Telegraph — <lb n="psc_007.023"/> halb ein Versuch einer Auffassung und Darstellung der <lb n="psc_007.024"/> Welt ...</p> <lb n="psc_007.025"/> <p> Die Sprache ist eine Fertigkeit; und man könnte von <lb n="psc_007.026"/> vornherein sagen: eine Kunst, wenigstens sofern sie Vorstellung <lb n="psc_007.027"/> der Welt ist. Doch bleibt dieser Name „Kunst“ </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [7/0023]
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beschäftigt, wie viel Action zutreten dürfe. Aristoteles redet psc_007.002
nicht bloß von jüngeren Schauspielern, welche nach Ansicht psc_007.003
der älteren zu viel charakterisirten, sondern berichtet auch von psc_007.004
einem Sosistratos, der dem rhapsodischen Vortrag des Epos psc_007.005
zu viel sichtbare Zeichen hinzufügte, und von einem Opuntier psc_007.006
Mnasitheos, der dasselbe beim Gesange that (Poet. 1462a 6 f.).
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Bei Aristoteles werden überhaupt sehr richtig μέλος psc_007.008
(Musikalisches) und ὄψις (Scenisches) als Bestandtheile des psc_007.009
Poetischen bezeichnet. Aber auch er läßt sie dann in der psc_007.010
Poetik bei Seite und macht dem Lesen fast zu große Concessionen, psc_007.011
als sei das Kunstwerk fertig, wenn der Dichter psc_007.012
fertig ist. Es gab aber bei den Griechen sogar eine Theorie psc_007.013
des Vortrags (ὑπόκρισις), u. a. von einem Glaukos aus psc_007.014
Teos (Arist. Rhetor. 111, 4 Bekker). —
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B. Nicht alle kunstmäßige Anwendung der Sprache psc_007.016
ist Poesie. psc_007.017
Auf das Wesen der Sprache werden wir noch zurückkommen psc_007.018
müssen. Sie ist halb Tochter des Bedürfnisses, psc_007.019
eine Erfindung um den nothwendigen und nützlichen Verkehr psc_007.020
der Menschen zu erleichtern, abgekürztes Ausdrucksmittel — psc_007.021
für die Erleichterung des Verkehrs in den Urzeiten von psc_007.022
größerem Werth als Landstraße, Eisenbahn und Telegraph — psc_007.023
halb ein Versuch einer Auffassung und Darstellung der psc_007.024
Welt ...
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Die Sprache ist eine Fertigkeit; und man könnte von psc_007.026
vornherein sagen: eine Kunst, wenigstens sofern sie Vorstellung psc_007.027
der Welt ist. Doch bleibt dieser Name „Kunst“
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