Scherer, Wilhelm: Poetik. Hrsg. v. Richard M. Meyer. Berlin, 1888.psc_199.001 Dramatische, epische Eingänge müssen erfahrungsmäßig psc_199.009 Vgl. Kap. 5, III "Composition". psc_199.016C. Die ästhetischen Hilfen. psc_199.017 Fechner 1, 50 f. Jnhalt und Form z. B. wirken in psc_199.018 Das Zusammenwirken solcher sich unterstützender Elemente psc_199.001 Dramatische, epische Eingänge müssen erfahrungsmäßig psc_199.009 Vgl. Kap. 5, III „Composition“. psc_199.016C. Die ästhetischen Hilfen. psc_199.017 Fechner 1, 50 f. Jnhalt und Form z. B. wirken in psc_199.018 Das Zusammenwirken solcher sich unterstützender Elemente <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0215" n="199"/><lb n="psc_199.001"/> Stimmung schon vorbereitet ist. Dagegen ein lyrisches Gedicht <lb n="psc_199.002"/> muß gleich mitten in die Sache führen; ähnlich ists <lb n="psc_199.003"/> bei Reden. Wenn es zu lange mit der Exposition dauert, so <lb n="psc_199.004"/> wird das Publicum müde. Als Einleitung ist höchstens ein <lb n="psc_199.005"/> Aufrütteln des Publicums gestattet. Abraham a Sta. Clara <lb n="psc_199.006"/> verstand sich voll darauf, wenn er begann: „Allerlei Nasen! <lb n="psc_199.007"/> allerlei Nasen!“</p> <lb n="psc_199.008"/> <p> Dramatische, epische Eingänge müssen erfahrungsmäßig <lb n="psc_199.009"/> stark wirkende Elemente bringen, z. B. Sprichwörter, geflügelte <lb n="psc_199.010"/> Worte. Für das Epos ist es eine gute Exposition, <lb n="psc_199.011"/> wenn die ersten Worte jemand in den Mund gelegt werden. <lb n="psc_199.012"/> So macht es ein gewandter Autor, der sein Publicum wohl <lb n="psc_199.013"/> kannte, der Verfasser der „Asiatischen Banise,“ indem er mit <lb n="psc_199.014"/> einem fürchterlichen Fluch eröffnet.</p> <lb n="psc_199.015"/> <p> Vgl. Kap. 5, <hi rendition="#aq">III</hi> „Composition“.</p> <lb n="psc_199.016"/> <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#aq">C</hi>. Die ästhetischen Hilfen.</hi> </p> <lb n="psc_199.017"/> <p> Fechner 1, 50 f. Jnhalt und Form z. B. wirken in <lb n="psc_199.018"/> der Poesie als Hilfen, d. h. sie unterstützen sich gegenseitig, <lb n="psc_199.019"/> und die Summe beider wird bei ihrem Zusammenwirken weit <lb n="psc_199.020"/> übertroffen. Fechner exemplificirt folgendermaßen: Hören wir <lb n="psc_199.021"/> ein Gedicht in fremder Sprache, die wir nicht verstehen, so kann <lb n="psc_199.022"/> es durch Klang und Rhythmus wohlgefällig wirken; aber wie <lb n="psc_199.023"/> viel mehr, wenn man den Jnhalt versteht! Ein Gedicht <lb n="psc_199.024"/> in Prosa dagegen, ohne Versmaß, Rhythmus, Reim, wie <lb n="psc_199.025"/> wenig wirkt es! Man braucht nur einmal Goethes „Füllest <lb n="psc_199.026"/> wieder Busch und Thal“ im Originaltext mit Düntzers Prosaauflösung <lb n="psc_199.027"/> zu vergleichen.</p> <lb n="psc_199.028"/> <p> Das Zusammenwirken solcher sich unterstützender Elemente </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [199/0215]
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Stimmung schon vorbereitet ist. Dagegen ein lyrisches Gedicht psc_199.002
muß gleich mitten in die Sache führen; ähnlich ists psc_199.003
bei Reden. Wenn es zu lange mit der Exposition dauert, so psc_199.004
wird das Publicum müde. Als Einleitung ist höchstens ein psc_199.005
Aufrütteln des Publicums gestattet. Abraham a Sta. Clara psc_199.006
verstand sich voll darauf, wenn er begann: „Allerlei Nasen! psc_199.007
allerlei Nasen!“
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Dramatische, epische Eingänge müssen erfahrungsmäßig psc_199.009
stark wirkende Elemente bringen, z. B. Sprichwörter, geflügelte psc_199.010
Worte. Für das Epos ist es eine gute Exposition, psc_199.011
wenn die ersten Worte jemand in den Mund gelegt werden. psc_199.012
So macht es ein gewandter Autor, der sein Publicum wohl psc_199.013
kannte, der Verfasser der „Asiatischen Banise,“ indem er mit psc_199.014
einem fürchterlichen Fluch eröffnet.
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Vgl. Kap. 5, III „Composition“.
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C. Die ästhetischen Hilfen.
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Fechner 1, 50 f. Jnhalt und Form z. B. wirken in psc_199.018
der Poesie als Hilfen, d. h. sie unterstützen sich gegenseitig, psc_199.019
und die Summe beider wird bei ihrem Zusammenwirken weit psc_199.020
übertroffen. Fechner exemplificirt folgendermaßen: Hören wir psc_199.021
ein Gedicht in fremder Sprache, die wir nicht verstehen, so kann psc_199.022
es durch Klang und Rhythmus wohlgefällig wirken; aber wie psc_199.023
viel mehr, wenn man den Jnhalt versteht! Ein Gedicht psc_199.024
in Prosa dagegen, ohne Versmaß, Rhythmus, Reim, wie psc_199.025
wenig wirkt es! Man braucht nur einmal Goethes „Füllest psc_199.026
wieder Busch und Thal“ im Originaltext mit Düntzers Prosaauflösung psc_199.027
zu vergleichen.
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Das Zusammenwirken solcher sich unterstützender Elemente
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