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Scherer, Wilhelm: Poetik. Hrsg. v. Richard M. Meyer. Berlin, 1888.

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erschien. Er hat Abtheilungen nach Form und Stimmung psc_195.002
gemacht; er hat durch gewisse Gruppen einen epischen Faden psc_195.003
durchgeleitet, besonders für die Liebesgedichte, als ob der psc_195.004
Dichter wie Wilhelm Meister durch verschiedene Liebesverhältnisse psc_195.005
hindurchginge; er hat Analoges zusammengeordnet, psc_195.006
damit sich Gruppen und Massen bildeten -- kurz er hat psc_195.007
"Einheit und Folge" hineingebracht. Wie nothwendig vollends psc_195.008
ist die Folge für Werke, die sich als etwas Einheitliches ankündigen! psc_195.009
Da würde zu der Ermüdung des bloßen Vielerlei psc_195.010
noch die getäuschte Erwartung kommen. Man denke an psc_195.011
Ottiliens Tagebuch in den "Wahlverwandtschaften"! Es ist psc_195.012
die Meinung des Dichters, daß man für die Jndividualität psc_195.013
genügend interessirt sei, um uns hier zumuthen zu dürfen, was psc_195.014
wir aus persönlichem Antheil gern thun: geliebten Personen ins psc_195.015
Innerste zu schauen und in allen ihren Äußerungen den Stempel psc_195.016
der Individualität zu erblicken. Trotzdem ermüdet man leicht!

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Wir haben hier in B. und C. nur auf unsere Weise ein psc_195.018
altes Princip adoptirt: die Einheit in der Mannigfaltigkeit oder, psc_195.019
wie Fechner (Vorschule 1, 53 f.) sagt, die einheitliche Verknüpfung psc_195.020
des Mannigfaltigen. Diese entspringt für mich psc_195.021
also aus dem Publicum, während sie bei Andern anders psc_195.022
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Fechner stellt noch mehrere Principien von ähnlicher psc_195.024
Allgemeingiltigkeit auf (nur daß wir unsererseits immer ihre psc_195.025
Relativität und die Grade betonen müssen), die sich alle psc_195.026
aus der Natur des Publicums erklären, z. Th. sich auf die psc_195.027
Natur der Aufmerksamkeit beziehen, z. Th. auf die Bedingungen psc_195.028
des Vergnügens, von denen schon beim Ursprung der Poesie

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erschien. Er hat Abtheilungen nach Form und Stimmung psc_195.002
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durchgeleitet, besonders für die Liebesgedichte, als ob der psc_195.004
Dichter wie Wilhelm Meister durch verschiedene Liebesverhältnisse psc_195.005
hindurchginge; er hat Analoges zusammengeordnet, psc_195.006
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„Einheit und Folge“ hineingebracht. Wie nothwendig vollends psc_195.008
ist die Folge für Werke, die sich als etwas Einheitliches ankündigen! psc_195.009
Da würde zu der Ermüdung des bloßen Vielerlei psc_195.010
noch die getäuschte Erwartung kommen. Man denke an psc_195.011
Ottiliens Tagebuch in den „Wahlverwandtschaften“! Es ist psc_195.012
die Meinung des Dichters, daß man für die Jndividualität psc_195.013
genügend interessirt sei, um uns hier zumuthen zu dürfen, was psc_195.014
wir aus persönlichem Antheil gern thun: geliebten Personen ins psc_195.015
Innerste zu schauen und in allen ihren Äußerungen den Stempel psc_195.016
der Individualität zu erblicken. Trotzdem ermüdet man leicht!

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  Wir haben hier in B. und C. nur auf unsere Weise ein psc_195.018
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wie Fechner (Vorschule 1, 53 f.) sagt, die einheitliche Verknüpfung psc_195.020
des Mannigfaltigen. Diese entspringt für mich psc_195.021
also aus dem Publicum, während sie bei Andern anders psc_195.022
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  Fechner stellt noch mehrere Principien von ähnlicher psc_195.024
Allgemeingiltigkeit auf (nur daß wir unsererseits immer ihre psc_195.025
Relativität und die Grade betonen müssen), die sich alle psc_195.026
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Zitationshilfe: Scherer, Wilhelm: Poetik. Hrsg. v. Richard M. Meyer. Berlin, 1888, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scherer_poetik_1888/211>, abgerufen am 25.11.2024.