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Scherer, Wilhelm: Poetik. Hrsg. v. Richard M. Meyer. Berlin, 1888.

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Epos mit, so ist dafür auch sein Antheil an der Erzählung psc_191.002
um so stärker.

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4. Aufmerksamkeit und Spannung.
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Spannung, kann man sagen, ist der höchste Grad der psc_191.005
Aufmerksamkeit, sie besteht in der Ungeduld, welche fragt: psc_191.006
wie gehts weiter? Gewiß ist dann keine Gefahr, daß der psc_191.007
Leser das Buch wegwirft, der Zuhörer davonläuft. Freilich psc_191.008
der fein gebildete Sinn kann durch eine rohe Art zu spannen psc_191.009
abgeschreckt werden, weil er, gewohnt auf die Mittel zu psc_191.010
achten, eine abgebrauchte Technik sieht und darauf nicht psc_191.011
hereinfällt, sondern sich ärgert, daß man ihm zutraut, er werde psc_191.012
hereinfallen. Aber für die Masse ist Spannung leicht zu psc_191.013
bewirken: ein Wunsch wird im Leser erregt und es wird psc_191.014
zweifelhaft, ob sich der Wunsch erfüllt. Es muß für eine psc_191.015
Person Antheil erweckt werden; nun kommt ein Held in psc_191.016
Lebensgefahr; der Leser wird den Wunsch haben, daß der psc_191.017
famose Kerl sich auch famos durchschlage. Da wird nun psc_191.018
durch Hindernisse Spannung erregt: der Spielmann im psc_191.019
"Salomon und Morold" macht an solchen Stellen eine Pause. psc_191.020
Oder der Autor hat das Jnteresse für ein Liebespaar erweckt; psc_191.021
dem stellen sich Hindernisse in den Weg; es ist zweifelhaft, psc_191.022
ob sie sie überwinden werden.

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Aber diese Spannung, dieser höhere Grad der Aufmerksamkeit psc_191.024
ist leichter zu erzielen als die edlere stille Aufmerksamkeit, psc_191.025
das Gefesseltsein, welches doch nicht durch psc_191.026
drastische Mittel bewirkt ist.

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Es wäre wünschenswerth, die Erfahrungen, welche hierüber

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Epos mit, so ist dafür auch sein Antheil an der Erzählung psc_191.002
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  Spannung, kann man sagen, ist der höchste Grad der psc_191.005
Aufmerksamkeit, sie besteht in der Ungeduld, welche fragt: psc_191.006
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famose Kerl sich auch famos durchschlage. Da wird nun psc_191.018
durch Hindernisse Spannung erregt: der Spielmann im psc_191.019
„Salomon und Morold“ macht an solchen Stellen eine Pause. psc_191.020
Oder der Autor hat das Jnteresse für ein Liebespaar erweckt; psc_191.021
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  Aber diese Spannung, dieser höhere Grad der Aufmerksamkeit psc_191.024
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Zitationshilfe: Scherer, Wilhelm: Poetik. Hrsg. v. Richard M. Meyer. Berlin, 1888, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scherer_poetik_1888/207>, abgerufen am 25.11.2024.