psc_167.001 man citirt, was nicht vorhanden ist, aber vorhanden sein psc_167.002 könnte.
psc_167.003
Aber nicht bloß Reichthum und Mannigfaltigkeit sind psc_167.004 charakteristisch für die große, lebhafte Phantasie, sondern psc_167.005 auch die Deutlichkeit der einzelnen Vorstellungen und die psc_167.006 rasche Bestimmtheit, in der sich das Bild verdeutlicht, sowie psc_167.007 man darauf verweilt.
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Nach beiden Seiten hin ist folgende Betrachtung psc_167.009 wichtig:
psc_167.010
Die Production der Phantasie ist Reproduction, sagten psc_167.011 wir schon. Das Material sind die empfangenen Vorstellungen, psc_167.012 welche direct oder indirect der Niederschlag der Natur, d. h. psc_167.013 hier der Außenwelt, in den menschlichen Geist, in die Phantasie psc_167.014 sind -- und neben diesen empfangenen Vorstellungen psc_167.015 die Fäden, die zwischen ihnen hin und her laufen und die psc_167.016 Combinationen vermitteln.
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Hier tritt also das Verhältniß zwischen Außenwelt und psc_167.018 individueller Seele als bestimmend ein. Aber die Außenwelt psc_167.019 hat ihren Zugang zum unendlichen Geiste durch die psc_167.020 Sinne.
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Und wie sich die Eindrücke der Sinne in der Seele psc_167.022 treffen, so können sie sich auch unter einander verketten und psc_167.023 einander gegenseitig reproduciren und zusammenhelfen, wo psc_167.024 es gilt, einen Eindruck, an dem sie alle Theil haben, zu psc_167.025 reproduciren.
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Soll ich mir einen zornigen Mann vorstellen, so muß psc_167.027 mir das innere Auge ihn bis ins Einzelne in Umriß, Gestalt, psc_167.028 Farbe zeigen, und das innere Ohr muß mir seine
psc_167.001 man citirt, was nicht vorhanden ist, aber vorhanden sein psc_167.002 könnte.
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Aber nicht bloß Reichthum und Mannigfaltigkeit sind psc_167.004 charakteristisch für die große, lebhafte Phantasie, sondern psc_167.005 auch die Deutlichkeit der einzelnen Vorstellungen und die psc_167.006 rasche Bestimmtheit, in der sich das Bild verdeutlicht, sowie psc_167.007 man darauf verweilt.
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Nach beiden Seiten hin ist folgende Betrachtung psc_167.009 wichtig:
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Die Production der Phantasie ist Reproduction, sagten psc_167.011 wir schon. Das Material sind die empfangenen Vorstellungen, psc_167.012 welche direct oder indirect der Niederschlag der Natur, d. h. psc_167.013 hier der Außenwelt, in den menschlichen Geist, in die Phantasie psc_167.014 sind — und neben diesen empfangenen Vorstellungen psc_167.015 die Fäden, die zwischen ihnen hin und her laufen und die psc_167.016 Combinationen vermitteln.
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Hier tritt also das Verhältniß zwischen Außenwelt und psc_167.018 individueller Seele als bestimmend ein. Aber die Außenwelt psc_167.019 hat ihren Zugang zum unendlichen Geiste durch die psc_167.020 Sinne.
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Und wie sich die Eindrücke der Sinne in der Seele psc_167.022 treffen, so können sie sich auch unter einander verketten und psc_167.023 einander gegenseitig reproduciren und zusammenhelfen, wo psc_167.024 es gilt, einen Eindruck, an dem sie alle Theil haben, zu psc_167.025 reproduciren.
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Scherer, Wilhelm: Poetik. Hrsg. v. Richard M. Meyer. Berlin, 1888, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scherer_poetik_1888/183>, abgerufen am 16.02.2025.
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