Scherer, Wilhelm: Poetik. Hrsg. v. Richard M. Meyer. Berlin, 1888.psc_140.001 1) der Dichter wirkt sittlich veredelnd: direct. psc_140.0042) der Dichter wirkt sittlich veredelnd: indirect. psc_140.0053) der Dichter wirkt nicht sittlich veredelnd. psc_140.006 1) Unter directer sittlicher Veredelung können noch viele psc_140.007 2) Jndirecte sittliche Wirkung wird erzielt, indem der psc_140.024 psc_140.001 1) der Dichter wirkt sittlich veredelnd: direct. psc_140.0042) der Dichter wirkt sittlich veredelnd: indirect. psc_140.0053) der Dichter wirkt nicht sittlich veredelnd. psc_140.006 1) Unter directer sittlicher Veredelung können noch viele psc_140.007 2) Jndirecte sittliche Wirkung wird erzielt, indem der psc_140.024 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0156" n="140"/><lb n="psc_140.001"/> als der theoretische Standpunct, und da haben wir dieselben <lb n="psc_140.002"/> Klassen:</p> <lb n="psc_140.003"/> <p> <hi rendition="#et">1) der Dichter wirkt sittlich veredelnd: direct.</hi> </p> <lb n="psc_140.004"/> <p> <hi rendition="#et">2) der Dichter wirkt sittlich veredelnd: indirect.</hi> </p> <lb n="psc_140.005"/> <p> <hi rendition="#et">3) der Dichter wirkt nicht sittlich veredelnd.</hi> </p> <lb n="psc_140.006"/> <p> 1) Unter directer sittlicher Veredelung können noch viele <lb n="psc_140.007"/> Abstufungen begriffen sein: Belohnung des Guten, Bestrafung <lb n="psc_140.008"/> des Bösen; Lob der Tugend, Tadel des Lasters. <lb n="psc_140.009"/> Oder der Accent wird ausschließlich auf die Darstellung tugendhafter <lb n="psc_140.010"/> Handlungen gelegt, das Lasterhafte möglichst zurückgedrängt, <lb n="psc_140.011"/> so daß nur Vorbilder gegeben werden. Der Dichter <lb n="psc_140.012"/> kann weiter gemischte Charaktere darstellen; diese können erst <lb n="psc_140.013"/> recht dasselbe leisten: die tugendhaften Handlungen führen zum <lb n="psc_140.014"/> zeitlichen Wohl, die lasterhaften zum zeitlichen Übel. Die <lb n="psc_140.015"/> kindlichste Form ist die, daß die Tugend schon hier ordentlich <lb n="psc_140.016"/> belohnt, das Laster schon hier gründlich bestraft wird. <lb n="psc_140.017"/> So z. B. in naivster Weise in Gellerts Fabeln, oder in <lb n="psc_140.018"/> Kindergeschichten, wo der tugendhafte arme Mann einen <lb n="psc_140.019"/> Beutel mit Dukaten findet. Überhaupt hat diese Art vorzugsweise <lb n="psc_140.020"/> in Erzählung und Drama statt; im Lehrgedicht <lb n="psc_140.021"/> und in der Lyrik wird sie modificirt zur ernsten und lachenden <lb n="psc_140.022"/> Satire.</p> <lb n="psc_140.023"/> <p> 2) Jndirecte sittliche Wirkung wird erzielt, indem der <lb n="psc_140.024"/> Autor sich in die Laster vertieft und sie darstellt, um sie <lb n="psc_140.025"/> recht abschreckend zu malen. Hierher würde z. B. Zola gehören. <lb n="psc_140.026"/> Aber solche Schilderung des Lasters setzt eine gewisse <lb n="psc_140.027"/> Liebe zur Sache voraus, und die Wirkung ist sehr zweifelhaft: <lb n="psc_140.028"/> denn natürlich kann es auch verführerisch wirken; das </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [140/0156]
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als der theoretische Standpunct, und da haben wir dieselben psc_140.002
Klassen:
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1) der Dichter wirkt sittlich veredelnd: direct.
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2) der Dichter wirkt sittlich veredelnd: indirect.
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3) der Dichter wirkt nicht sittlich veredelnd.
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1) Unter directer sittlicher Veredelung können noch viele psc_140.007
Abstufungen begriffen sein: Belohnung des Guten, Bestrafung psc_140.008
des Bösen; Lob der Tugend, Tadel des Lasters. psc_140.009
Oder der Accent wird ausschließlich auf die Darstellung tugendhafter psc_140.010
Handlungen gelegt, das Lasterhafte möglichst zurückgedrängt, psc_140.011
so daß nur Vorbilder gegeben werden. Der Dichter psc_140.012
kann weiter gemischte Charaktere darstellen; diese können erst psc_140.013
recht dasselbe leisten: die tugendhaften Handlungen führen zum psc_140.014
zeitlichen Wohl, die lasterhaften zum zeitlichen Übel. Die psc_140.015
kindlichste Form ist die, daß die Tugend schon hier ordentlich psc_140.016
belohnt, das Laster schon hier gründlich bestraft wird. psc_140.017
So z. B. in naivster Weise in Gellerts Fabeln, oder in psc_140.018
Kindergeschichten, wo der tugendhafte arme Mann einen psc_140.019
Beutel mit Dukaten findet. Überhaupt hat diese Art vorzugsweise psc_140.020
in Erzählung und Drama statt; im Lehrgedicht psc_140.021
und in der Lyrik wird sie modificirt zur ernsten und lachenden psc_140.022
Satire.
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2) Jndirecte sittliche Wirkung wird erzielt, indem der psc_140.024
Autor sich in die Laster vertieft und sie darstellt, um sie psc_140.025
recht abschreckend zu malen. Hierher würde z. B. Zola gehören. psc_140.026
Aber solche Schilderung des Lasters setzt eine gewisse psc_140.027
Liebe zur Sache voraus, und die Wirkung ist sehr zweifelhaft: psc_140.028
denn natürlich kann es auch verführerisch wirken; das
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(2015-09-30T09:54:39Z)
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