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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803.

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Seelen inwohnend erleuchtet, und deren Ge¬
stalt dem sinnlichen Auge eben so verborgen und
unzugänglich ist, als die der gleichen Wahrheit.
Nichts von dem, was der gemeinere Sinn
Kunst nennt, kann den Philosophen beschäfti¬
gen: sie ist ihm eine nothwendige, aus dem Ab¬
soluten unmittelbar ausfließende Erscheinung,
und nur so fern sie als solche dargethan und be¬
wiesen werden kann, hat sie Realität für ihn.

"Aber hat nicht selbst der göttliche Plato
in seiner Republik die nachahmende Kunst ver¬
dammt, die Poeten aus seinem Vernunftstaat
verbannt, nicht nur als unnütze, sondern als
verderbliche Glieder, und kann irgend eine Au¬
torität beweisender für die Unverträglichkeit
der Poesie und Philosophie seyn, als dieses
Urtheil des Königes der Philosophen?"

Es ist wesentlich, den bestimmten Stand¬
punct zu erkennen, aus welchem Plato jenes
Urtheil über die Dichter spricht: denn wenn ir¬
gend ein Philosoph die Absonderung der Stand¬
puncte beobachtet hat, ist es dieser, und ohne
jene Unterscheidung würde es, wie überall, so

Seelen inwohnend erleuchtet, und deren Ge¬
ſtalt dem ſinnlichen Auge eben ſo verborgen und
unzugaͤnglich iſt, als die der gleichen Wahrheit.
Nichts von dem, was der gemeinere Sinn
Kunſt nennt, kann den Philoſophen beſchaͤfti¬
gen: ſie iſt ihm eine nothwendige, aus dem Ab¬
ſoluten unmittelbar ausfließende Erſcheinung,
und nur ſo fern ſie als ſolche dargethan und be¬
wieſen werden kann, hat ſie Realitaͤt fuͤr ihn.

„Aber hat nicht ſelbſt der goͤttliche Plato
in ſeiner Republik die nachahmende Kunſt ver¬
dammt, die Poeten aus ſeinem Vernunftſtaat
verbannt, nicht nur als unnuͤtze, ſondern als
verderbliche Glieder, und kann irgend eine Au¬
toritaͤt beweiſender fuͤr die Unvertraͤglichkeit
der Poeſie und Philoſophie ſeyn, als dieſes
Urtheil des Koͤniges der Philoſophen?“

Es iſt weſentlich, den beſtimmten Stand¬
punct zu erkennen, aus welchem Plato jenes
Urtheil uͤber die Dichter ſpricht: denn wenn ir¬
gend ein Philoſoph die Abſonderung der Stand¬
puncte beobachtet hat, iſt es dieſer, und ohne
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[308/0317] Seelen inwohnend erleuchtet, und deren Ge¬ ſtalt dem ſinnlichen Auge eben ſo verborgen und unzugaͤnglich iſt, als die der gleichen Wahrheit. Nichts von dem, was der gemeinere Sinn Kunſt nennt, kann den Philoſophen beſchaͤfti¬ gen: ſie iſt ihm eine nothwendige, aus dem Ab¬ ſoluten unmittelbar ausfließende Erſcheinung, und nur ſo fern ſie als ſolche dargethan und be¬ wieſen werden kann, hat ſie Realitaͤt fuͤr ihn. „Aber hat nicht ſelbſt der goͤttliche Plato in ſeiner Republik die nachahmende Kunſt ver¬ dammt, die Poeten aus ſeinem Vernunftſtaat verbannt, nicht nur als unnuͤtze, ſondern als verderbliche Glieder, und kann irgend eine Au¬ toritaͤt beweiſender fuͤr die Unvertraͤglichkeit der Poeſie und Philoſophie ſeyn, als dieſes Urtheil des Koͤniges der Philoſophen?“ Es iſt weſentlich, den beſtimmten Stand¬ punct zu erkennen, aus welchem Plato jenes Urtheil uͤber die Dichter ſpricht: denn wenn ir¬ gend ein Philoſoph die Abſonderung der Stand¬ puncte beobachtet hat, iſt es dieſer, und ohne jene Unterſcheidung wuͤrde es, wie uͤberall, ſo

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Zitationshilfe: Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/317>, abgerufen am 25.11.2024.