Bild des Universum, Ausdruck des Absolu¬ ten ist, nenne ich das göttliche Verhältniß. Brown hat allein auf das erste als das vor¬ nehmste für die medicinische Kunst reflectirt, aber deshalb das andere nicht positiv ausge¬ schlossen, dessen Gesetze allein den Arzt die Gründe der Formen, den ersten und hauptsäch¬ lichsten Sitz des Misverhältnisses lehren, ihn in der Wahl der Mittel leiten, und über das, was der Mangel an Abstraction das Specifische in der Wirkung der letztern sowohl als in den Er¬ scheinungen der Krankheit genannt hat, verstän¬ digen. Daß nach dieser Ansicht auch die Lehre von den Arzneymitteln keine eigene Scienz, sondern nur ein Element der allgemeinen Wis¬ senschaft der organischen Natur sey, versteht sich von selbst.
Ich müßte nur das, von würdigen Män¬ nern, vielfach Gesagte wiederholen, wenn ich beweisen wollte, daß die Wissenschaft der Me¬ dicin in diesem Sinne nicht nur überhaupt phi¬ losophische Bildung des Geistes, sondern auch Grundsätze der Philosophie voraussetze: und,
Bild des Univerſum, Ausdruck des Abſolu¬ ten iſt, nenne ich das goͤttliche Verhaͤltniß. Brown hat allein auf das erſte als das vor¬ nehmſte fuͤr die mediciniſche Kunſt reflectirt, aber deshalb das andere nicht poſitiv ausge¬ ſchloſſen, deſſen Geſetze allein den Arzt die Gruͤnde der Formen, den erſten und hauptſaͤch¬ lichſten Sitz des Misverhaͤltniſſes lehren, ihn in der Wahl der Mittel leiten, und uͤber das, was der Mangel an Abſtraction das Specifiſche in der Wirkung der letztern ſowohl als in den Er¬ ſcheinungen der Krankheit genannt hat, verſtaͤn¬ digen. Daß nach dieſer Anſicht auch die Lehre von den Arzneymitteln keine eigene Scienz, ſondern nur ein Element der allgemeinen Wiſ¬ ſenſchaft der organiſchen Natur ſey, verſteht ſich von ſelbſt.
Ich muͤßte nur das, von wuͤrdigen Maͤn¬ nern, vielfach Geſagte wiederholen, wenn ich beweiſen wollte, daß die Wiſſenſchaft der Me¬ dicin in dieſem Sinne nicht nur uͤberhaupt phi¬ loſophiſche Bildung des Geiſtes, ſondern auch Grundſaͤtze der Philoſophie vorausſetze: und,
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Bild des Univerſum, Ausdruck des Abſolu¬
ten iſt, nenne ich das goͤttliche Verhaͤltniß.
Brown hat allein auf das erſte als das vor¬
nehmſte fuͤr die mediciniſche Kunſt reflectirt,
aber deshalb das andere nicht poſitiv ausge¬
ſchloſſen, deſſen Geſetze allein den Arzt die
Gruͤnde der Formen, den erſten und hauptſaͤch¬
lichſten Sitz des Misverhaͤltniſſes lehren, ihn
in der Wahl der Mittel leiten, und uͤber das,
was der Mangel an Abſtraction das Specifiſche
in der Wirkung der letztern ſowohl als in den Er¬
ſcheinungen der Krankheit genannt hat, verſtaͤn¬
digen. Daß nach dieſer Anſicht auch die Lehre
von den Arzneymitteln keine eigene Scienz,
ſondern nur ein Element der allgemeinen Wiſ¬
ſenſchaft der organiſchen Natur ſey, verſteht
ſich von ſelbſt.
Ich muͤßte nur das, von wuͤrdigen Maͤn¬
nern, vielfach Geſagte wiederholen, wenn ich
beweiſen wollte, daß die Wiſſenſchaft der Me¬
dicin in dieſem Sinne nicht nur uͤberhaupt phi¬
loſophiſche Bildung des Geiſtes, ſondern auch
Grundſaͤtze der Philoſophie vorausſetze: und,
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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/304>, abgerufen am 22.11.2024.
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