welche nicht überschritten werden kann, ohne sein Bestehen als Product unmöglich zu ma¬ chen: es ist dadurch der Krankheit unterwor¬ fen. Die Constructi[o][n] dieses Zustandes ist ein nothwendiger Theil der allgemeinen organischen Naturlehre, und von dem, was man Physiolo¬ gie genannt hat, nicht zu trennen. In der grö߬ ten Allgemeinheit kann sie vollkommen aus den höchsten Gegensatzen der Möglichkeit und Wirk¬ lichkeit im Organismus und der Störung des Gleichgewichtes beyder geführt werden: die be¬ sondern Formen und Erscheinungen der Krank¬ heit aber sind allein aus dem veränderten Ver¬ hältniß der drey Grundformen der organischen Thätigkeit erkennbar. Es giebt ein doppeltes Verhältniß des Organismus, wovon ich das erste das natürliche nennen möchte, weil es, als ein rein quantitatives der inneren Factoren des Lebens, zugleich ein Verhältniß zu der Natur und den äußern Dingen ist. Das andere, wel¬ ches ein Verhältniß der beyden Factoren in Be¬ zug auf die Dimensionen ist, und die Vollkom¬ menheit bezeichnet, in welcher der Organismus
welche nicht uͤberſchritten werden kann, ohne ſein Beſtehen als Product unmoͤglich zu ma¬ chen: es iſt dadurch der Krankheit unterwor¬ fen. Die Conſtructi[o][n] dieſes Zuſtandes iſt ein nothwendiger Theil der allgemeinen organiſchen Naturlehre, und von dem, was man Phyſiolo¬ gie genannt hat, nicht zu trennen. In der groͤ߬ ten Allgemeinheit kann ſie vollkommen aus den hoͤchſten Gegenſatzen der Moͤglichkeit und Wirk¬ lichkeit im Organismus und der Stoͤrung des Gleichgewichtes beyder gefuͤhrt werden: die be¬ ſondern Formen und Erſcheinungen der Krank¬ heit aber ſind allein aus dem veraͤnderten Ver¬ haͤltniß der drey Grundformen der organiſchen Thaͤtigkeit erkennbar. Es giebt ein doppeltes Verhaͤltniß des Organismus, wovon ich das erſte das natuͤrliche nennen moͤchte, weil es, als ein rein quantitatives der inneren Factoren des Lebens, zugleich ein Verhaͤltniß zu der Natur und den aͤußern Dingen iſt. Das andere, wel¬ ches ein Verhaͤltniß der beyden Factoren in Be¬ zug auf die Dimenſionen iſt, und die Vollkom¬ menheit bezeichnet, in welcher der Organismus
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welche nicht uͤberſchritten werden kann, ohne
ſein Beſtehen als Product unmoͤglich zu ma¬
chen: es iſt dadurch der Krankheit unterwor¬
fen. Die Conſtruction dieſes Zuſtandes iſt ein
nothwendiger Theil der allgemeinen organiſchen
Naturlehre, und von dem, was man Phyſiolo¬
gie genannt hat, nicht zu trennen. In der groͤ߬
ten Allgemeinheit kann ſie vollkommen aus den
hoͤchſten Gegenſatzen der Moͤglichkeit und Wirk¬
lichkeit im Organismus und der Stoͤrung des
Gleichgewichtes beyder gefuͤhrt werden: die be¬
ſondern Formen und Erſcheinungen der Krank¬
heit aber ſind allein aus dem veraͤnderten Ver¬
haͤltniß der drey Grundformen der organiſchen
Thaͤtigkeit erkennbar. Es giebt ein doppeltes
Verhaͤltniß des Organismus, wovon ich das
erſte das natuͤrliche nennen moͤchte, weil es, als
ein rein quantitatives der inneren Factoren des
Lebens, zugleich ein Verhaͤltniß zu der Natur
und den aͤußern Dingen iſt. Das andere, wel¬
ches ein Verhaͤltniß der beyden Factoren in Be¬
zug auf die Dimenſionen iſt, und die Vollkom¬
menheit bezeichnet, in welcher der Organismus
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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/303>, abgerufen am 22.11.2024.
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